tag:blogger.com,1999:blog-33989053744847497232024-03-13T20:47:32.623+01:00siciliamigrantsBorderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comBlogger1151125tag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-58990560880038083832018-01-29T12:36:00.000+01:002018-02-12T19:13:13.822+01:00<div style="text-align: center;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQF_0bG2Od6smv1pRQtk42Au6l-gRXvJv772_gvKktmXXxX6hsig7Po3wA0iA4O6-h9jdHKPlsIaMccBScBJb6g48xfzZPa0fqEJLXNLqORCcHyJzfgaTPFMbp4Rv1RMz3I5KelCQuEWyC/s1600/titelBS.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="682" data-original-width="1048" height="208" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQF_0bG2Od6smv1pRQtk42Au6l-gRXvJv772_gvKktmXXxX6hsig7Po3wA0iA4O6-h9jdHKPlsIaMccBScBJb6g48xfzZPa0fqEJLXNLqORCcHyJzfgaTPFMbp4Rv1RMz3I5KelCQuEWyC/s320/titelBS.jpg" width="320" /></a></div>
<pre wrap=""><span style="color: orange;"><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"> </span></span></span></pre>
<pre wrap=""><span style="color: orange;"><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Borderline Sicilia feiert seine ersten 10 Jahre mit einer neuen Homepage! </span></span></span></pre>
<pre wrap=""><span style="color: orange;"><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><span style="color: red;">'</span><span style="color: red;">siciliamigrants' gibt es nicht mehr</span>! Bitte besuchen Sie uns ab sofort hier: </span></span></span></pre>
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<pre wrap=""><span style="color: orange;"><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><a class="moz-txt-link-abbreviated" href="http://www.borderlinesicilia.org/">www.borderlinesicilia.org</a> </span></span></span></pre>
<pre wrap=""><span style="color: orange;"><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"> </span></span></span></pre>
<span style="color: orange;"><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><u>Ab Montag, dem 29. Januar 2018 wird unser Blog "siciliamigrants.blogspot.it" <span style="color: red;">nicht mehr aktualisiert.</span></u> Doch er wird als Archiv bestehen bleiben, bis alle Texte auf die neue Seite transferiert worden sind. </span></span></span><br />
<span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"></span></span><br />
<pre wrap=""><span style="font-size: x-large;"><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"> </span></span></pre>
</div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-28901351197188987412018-01-08T12:47:00.000+01:002018-01-13T14:39:14.496+01:00Libyen: Ein Bericht über die Vorfälle innerhalb der Gefängnisse, in denen Migrant*innen festgehalten werden <span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a href="https://www.asgi.it/asilo-e-protezione-internazionale/libia-detenzione-migranti-sentenza-milano/">Asgi.it</a>* - Das <a href="https://www.asgi.it/wp-content/uploads/2017/12/2017_10_10_sentenza_libia_milano.pdf">Urteil des Mailänder Schwurgerichts</a> wurde am 10. Oktober 2017 verkündet. <b>Es hat einen Somalier zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Er wurde schuldig gesprochen, weil er Anfang des Jahres 2016 in einem Lager für Migrant*innen in Libyen sehr gravierende Gewaltakte ausgeübt haben soll</b> (vgl. <a href="https://www.asgi.it/asilo-e-protezione-internazionale/torture-libia-migranti-asilo-sentenza-storica-tribunale-corte-assise-milano/">Pressemitteilung vom 10. Oktober). </a></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="520" data-original-width="780" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhovIlv3AYnRwBlzY408DiASslfD7APKfOUMDeU4m6r6oGMipShLw4x2XW6xxX54COkblNNuVhe89J2T8IPd8JrpOxrP8PORAWpSO7DySWgm2CsSgp7dzefmYDv1gofWq60eCijwQgcMnk/s320/Libia.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<a name='more'></a><br /><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Das Lesen der Zeugenaussagen der im Prozess befragten zu Schaden gekommenen Parteien ist eine Qual. Im Lager, in dem die Migrant*innen <br /><br />eingesperrt waren und als dessen Betreiber sich der Angeklagte herausgestellt hat, waren <b>Hunderte von Menschen jeden Alters tagtäglich Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt. Morde wurden als Einschüchterungsmethoden eingesetzt oder aus reinem bösen Willen durchgeführt. </b>Die Opfer lebten in einem Klima absoluter, verzweifelter Ergebung und die Täter fühlten sich unantastbar. <br /><br />Es ist jedoch wichtig, dass mensch sich die Zeit nimmt, um wenigstens einige Seiten des Urteils zu lesen und sich des<b> absoluten Horrors </b>bewusst zu werden, den Hunderte von Menschen in den libyschen Gefängnissen in diesen Jahren erleben und erdulden müssen. Zum ersten Mal hat heute ein italienischer Richter diesen Horror erkannt. <br /><br />Die Diskussion über die Einschränkung der Migrationsströme darf diese Tatsache nicht außer Acht lassen: Wenn die Politik die Ankünfte der Migrant*innen in Italien mit jedem Mittel zu verhindern versucht, zwingt sie gleichzeitig diese Menschen dazu, in Libyen zu verharren, in eben diesen Zentren, die wir offiziell als Orte der Folter und des Todes anerkennen. <br /><br />Niemand kann jetzt noch behaupten nichts davon gewusst zu haben.<br /> <br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">*ASGI - Associazione Studi Giuridici sull'Immigrazione – Vereinigung der Juristischen Wissenschaftler*innen, die sich mit Immigration beschäftigen <br /><br /><br />Aus dem Italienischen von Antonella Monteggia übersetzt</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-14715523078998399222018-01-05T10:34:00.000+01:002018-01-25T10:36:52.071+01:00Newsletter SICILIAMIGRANTS – Dezember 2017<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">• Die Unmenschlichkeit der Migrationspolitik<br /><br />• Die gezwungenen Schleuser: Der x-te Sündenbock<br /><br />• ASGI: Kritik am Projekt „E-Migrantes“<br /><br />• Neuigkeiten: Das Permanente Völkertribunal verurteilt die EU und die einzelnen Mitgliedsstaaten<br /><br />• Infos und Kontakte<br /><br /><a name='more'></a><br /><br /><b><i>DIE UNMENSCHLICHKEIT DER MIGRATIONSPOLITIK</i></b></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br />Das Schicksal der Migrant*innen liegt in den Händen der Migrationspolitik, die die EU und insbesondere Italien täglich in die Tat umsetzen. Politische Maßnahmen, die es erlauben, dass auch die unbegleiteten Minderjährigen – besonders Schutzbedürftige – nachdem sie die Grausamkeiten Libyens erleben müssen, anschließend in den korrumpierten Kreislauf der italienischen Aufnahme eintreten müssen, dessen System die Vorschriften des „Zampa“-Gesetzes missachtet. Das Jahr 2017 geht zu Ende und zeichnet ein Bild, in dem zwar die Zahl der Ankünfte zurückgeht, jedoch die Fälle von Isolierung und schlechter Aufnahme, Ausbeutung in der Landwirtschaft, illegale Praktiken, Diskriminierung und schwere Rechtsverletzungen nicht weniger werden.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/migrationspolitik-und-unmenschlichkeit.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/migrationspolitik-und-unmenschlichkeit.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/ein-hund-ist-mehr-wert-als-ein-schwarzer.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/ein-hund-ist-mehr-wert-als-ein-schwarzer.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/12/non-tutti-possono-far-festa.html#more">http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/12/non-tutti-possono-far-festa.html#more</a><br /><br /><br /><b><i>DIE GEZWUNGENEN SCHLEUSER: DER X-TE SÜNDENBOCK</i></b><br />Migrant*innen, die in den libyschen Gefangenenlagern Folter, Drohungen und Gewalt jeglicher Art erfahren haben, werden immer häufiger gezwungen, die Boote zu führen. In den vergangenen Jahren hat sich die Figur des Schleusers verändert, wie er in Art. 12 des Testo Unico Immigrazione* umrissen wird. Dieser Rechtstext benötigt eine umfassende Überarbeitung. Aktuell sind nämlich die meisten Personen, die wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung angeklagt werden, zum Schleusen gezwungen. Sie sollten anstelledessen jedoch besonders Schutzbedürftige betrachtet werden, da sie Opfer von Menschenhandel sind.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/wir-sind-keine-schleuser.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/wir-sind-keine-schleuser.html</a><br /><br /><br /><b><i>ASGI*: KRITIK AM PROJEKT "E-MIGRANTES"</i></b><br />Am 21. November 2017 haben das Gericht und das Berufungsgericht von Catania ihr Projekt „E-Migrantes“ vorgestellt. Die ASGI hat hinsichtlich dieses Projektes verschiedene Kritikpunkte benannt, unter anderem: Der fehlende Ausbau des Stellenplans des Gerichts; der unzureichende Gebrauch von Telekommunikationsmitteln; die zeitweilige Einsetzung nur eines Staatsanwaltes, der nicht die Möglichkeit hat, die hohe Zahl der Akten abzuarbeiten, was die Wartezeit auf das Verfahren erheblich verlängert; die Wahl eines Einheitsverfahrens für den*die Asylsuchende*n, das keine individuelle und umfassende Bewertung aller subjektiven und objektiven Elemente des einzelnen Falles garantiert. Diese Entscheidungen werden zu einem weiteren Anwachsen des ohnehin schon sehr hohen Prozentsatzes an Ablehnungen von Seiten der Asylkommission von Catania und Syrakus führen.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/asgi-wir-sagen-nein-zu-einem.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/asgi-wir-sagen-nein-zu-einem.html</a><br /><br /><b><i>NEWS: DAS PERMANENTE VÖLKERTRIBUNAL VERURTEILT DIE EU UND DIE EINZELNEN MITGLIEDSSTAATEN</i></b><br />Das Tribunal ist nach seiner Sitzung in Barcelona am 7. und 8. Juli 2017 vom 18.-20. Dezember 2017 nach Palermo zusammengerufen worden. Geprüft wurde, ob die von der EU und ihren Mitgliedsstaaten angewandte Politik und Praxis eine Verletzung der Rechte der Migrant*innen darstellt. Migrant*innen als direkte Zeug*innen und Expert*innen wurden berufen, um der vom Tribunal einberufenen internationalen Jury ihre Beweise vorzustellen. Organisationen wie <i>Sea-Watch, MEDU*, Borderline Sicilia, Oxfam Italia, Baobab Experience </i>und <i>LasciateCiEntrare*</i> haben die über Jahre gesammelten Nachweise vorgestellt und analysiert. Am Ende der Sitzung in Palermo, am Nachmittag des 20. Dezembers, wurde das Urteil präsentiert, das die EU, die einzelnen Mitgliedsstaaten und Italien wegen Komplizenschaft bei Folter und anderen Verbrechen anklagt. Das Urteil betrifft auch den Verhaltenskodex von Minniti und die Tatsache, dass die Operationen der libyschen Küstenwache in internationalen Gewässern zum Schaden der Migrant*innen unterstützt werden. <b><i>„Migrieren ist ein politischer und existenzieller Akt. Das ius migrandi ist das Menschenrecht des neuen Jahrtausends. Mit der Unterstützung von militanten Vereinigungen, internationalen Bewegungen und von der öffentlichen Meinung, die immer sensibilisierter und wachsamer geworden ist, treten wir in einen Kampf, ähnlich jenem zur Abschaffung der Sklaverei. Aber es gibt das Recht auf Migration nicht ohne Gastfreundschaft, die wir nicht im reduzierten Sinn eines einfachen Besuchsrechtes verstehen, sondern als Recht des ständigen Aufenthaltes.“ </i></b>Die zweite Sitzung findet vom 4.-5. Januar in Paris statt. Sie wird die inneren Grenzen der EU thematisieren und die damit verbundene Politik und Praxis der Schließung durch die verschiedenen Mitgliedsstaaten.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/permanentes-volkertribunal-zur-bislang.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/permanentes-volkertribunal-zur-bislang.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/12/il-popolo-condanna-ue-e-governo-italiano.html#more">http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/12/il-popolo-condanna-ue-e-governo-italiano.html#more</a><br /><br /><br /><b><i>INFORMATIONEN UND KONTAKTE</i></b></span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><b><i><br /></i></b>Für Informationen über die Modalitäten der Spende für Borderline Sicilia Onlus: Banca Etica Popolare di Palermo Agenzia di Via Catania, 24 IBAN IT 28 Q 0501804600000000141148 Codice BIC CCRTIT2T84A und bezüglich der Aktualisierungen zur Migration, besuche den Blog:<br /><br /><a href="http://www.siciliamigranti.blogspot.com/">www.siciliamigranti.blogspot.com</a> oder folge uns auf Facebook auf der Seite <br /><br /><a href="http://www.facebook.com/Borderline-Sicilia-ONLUS-1145159495525466/">www.facebook.com/Borderline-Sicilia-ONLUS-1145159495525466/</a><br /><br />Unsere Blogs<br /><br /><a href="http://www.siciliamigranti.blogspot.com/">www.siciliamigranti.blogspot.com</a> → auf Italienisch <br /><br /><a href="http://www.siciliamigrants.blogspot.com/">www.siciliamigrants.blogspot.com</a> → auf Deutsch <br /><br /><a href="http://www.migrantsicily.blogspot.com/">www.migrantsicily.blogspot.com</a> → auf Englisch <br /><br /><br />Wir entschuldigen uns schon im Voraus, wenn Du die gleiche E-Mail mehr als einmal bekommst. Wenn Du unseren monatlichen Newsletter nicht mehr erhalten möchtest oder wenn es vielleicht Probleme beim Empfang gibt, schreib an borderline-sicilia@libero.it<br /><br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">*Testo Unico – eine Sammlung von Rechtsnormen, hier: Zur Immigration, Einreise nach Italien; Art 12: Verfügungen bei illegaler Einreise<br /><br />*ASGI - Associazione per gli Studi Giuridici sull'Immigrazione: Verein für juristische Studien zur Immigration. <br /><br />*MEDU – Medici per i Diritti Umani, Ärzte für Menschenrechte<br /><br /><br /><br />Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-54266084161194271382018-01-02T12:22:00.000+01:002018-01-16T19:27:08.809+01:00Obdachloser Tunesier tot in Palermo aufgefunden. Dritter Todesfall in drei Monaten<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyHT1mQ8-QUJ9674V-3qcDsJ7rRBsDA2GQ1c3zVgYmsYRgeHLlW-5F9UIzs9JIQkzh_YpgAjrjKj-fnIgkQUTXL6G-mU8gTurlmu2jwBunM5IFxy7cJakrrhb7GOk7wRTj4OAphK-bMu_X/s1600/obdachlos.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="340" data-original-width="510" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyHT1mQ8-QUJ9674V-3qcDsJ7rRBsDA2GQ1c3zVgYmsYRgeHLlW-5F9UIzs9JIQkzh_YpgAjrjKj-fnIgkQUTXL6G-mU8gTurlmu2jwBunM5IFxy7cJakrrhb7GOk7wRTj4OAphK-bMu_X/s320/obdachlos.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Foto: Pixabay</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><a href="http://www.redattoresociale.it/Notiziario/Articolo/561236/Homeless-tunisino-trovato-morto-a-Palermo-Terzo-decesso-in-3-mesi">Redattoresociale.it </a>- Der Tote wurde gestern unter einem Bogengang in der Nähe des Hafens von Palermo gefunden. Örtliche Hilfsorganisationen äußerten ihre Empörung über das Phänomen hilfsbedürftiger Migrant*innen, die vom Aufnahmesystem ausgeschlossen bleiben. „Diese alleinstehenden Personen sind gezwungen, in völliger gesellschaftlicher Unsichtbarkeit zu leben.“ </span><br />
<a name='more'></a><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br />PALERMO – Am gestrigen Abend, als viele Bürger*innen gerade das neue Jahr begrüßten, wurde unter einem Bogengang in der Nähe des Hafens von Palermo ein 45 Jahre alter Obdachloser tunesischer Herkunft tot aufgefunden. Bemerkt wurde die Leiche vom Regionalabgeordneten Vincenzo Figuccia, der dem seit längerer Zeit in prekären Bedingungen lebenden Mann zusammen mit seiner Schwester Sabrina ein bisschen Schokolade und einen Neujahrskuchen vorbeibringen wollte. „Die Solidarität hat sich in einen Moment des Schmerzes und der Wut verwandelt“, erzählt Figuccia, „denn als ich mich dem Mann, der am Boden lag, näherte, musste ich feststellen, dass er tot war.“ Die Wiederbelebungsmaßnahmen durch den Notdienst, der kurze Zeit später am Ort eintraf und Herzversagen feststellte, blieben erfolglos. Der Aussage eines anderen Obdachlosen zufolge hatte der Mann in den Tagen zuvor über Fieber geklagt.<br /><br />Leider ist dies schon der dritte Obdachlose in drei Monaten, der in dieser Stadt an Elend und Kälte sterben muss. Am 21. Dezember war ein Obdachloser polnischer Herkunft in einer leeren Lagerhalle in der Nähe der Fiera del Mediterraneo tot aufgefunden worden. Ein weiteres Opfer hatte es im Oktober gegeben. Gerade in diesen ersten Tagen des neuen Jahres steht die Aufnahmestätte des stadtbekannten Mönchs Biagio Conte, die Missione Speranza e Carità, die in ihren Räumlichkeiten etwa 1800 vornehmlich ausländische Personen in Not beherbergt, kurz vor dem Zusammenbruch.<br /><br />Der Fall des jungen Tunesiers rief starke Empörung aufseiten der Initiativen hervor, die sich um jene (vor allem tunesische, marokkanische und ägyptische) Migrant*innen kümmern, die keine Aufenthaltsgenehmigung haben und vom Aufnahmesystem ausgeschlossen geblieben sind. Dabei handelt es sich um Personen, die gerade aufgrund ihrer sozialen Unsichtbarkeit und weil sie tagtäglich in Angst vor der Abschiebung leben, nicht allzu leichtfertig institutionelle Hilfe annehmen. <br /><br />„Wir wissen nicht viel über diesen Mann“, sagt Fausto Melluso, Immigrationsbeauftragter des Vereinsverbandes Arci Palermo und Aktivist der Initiative Arci Porco Rosso, „doch zweifelsohne gehört er zu jenen besonders Schutzbedürftigen, die Opfer eines politischen Systems sind, das ihre Rechte verkennt und sie folglich, anstatt ihnen den Asylstatus zu gewähren, ihrem Schicksal überlässt. Wir kümmern uns um sehr viele Menschen in vergleichbaren Situationen. Unser Verein Arci Porco Rosso öffnet an der Piazza Casa Professa täglich seine Beratungsstelle, in die sich viele von ihnen tagsüber flüchten, um den Internetzugang zu nutzen oder einfach nur, um sich an einem warmen Ort aufzuhalten. Zu uns kommen viele nordafrikanische Menschen, die keinen Zugang zum Aufnahmesystem haben und von daher orientierungslos sind und nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Da sie keine Papiere haben, können sie sich noch nicht einmal Geld von Zuhause schicken lassen. Diese Nordafrikaner*innen, die in Italien ankommen, erhalten von den Behörden, die sie abweisen und ihnen den Asylantrag versagen, ein Papier, das ihnen befiehlt, innerhalb von sieben Tagen das Land zu verlassen. Es ist also völlig klar, dass sie gezwungen sind, in völliger sozialer Unsichtbarkeit zu leben, was schwerwiegende Folgen für ihre psycho-physische Gesundheit haben kann. Sie sind Opfer von allgemeinen politischen Entscheidungen eines Italiens und nicht zuletzt eines Europas, das ihnen die rechtmäßige Aufnahme verweigert und sie zu Illegalen macht. Alle großen Städte, in denen diese Migrationsströme zusammenlaufen, müssen sich früher oder später für die Bewältigung dieses Problems wappnen.“<br /><br />Auch das Antirassistische Forum Palermo hat mehrmals auf die extrem prekäre Situation vieler obdachloser Migrant*innen aufmerksam gemacht. „Angesichts der rettungslosen Überbelegung, mit der sich derzeit die Migrant*innen in der Einrichtung von Biagio Conte konfrontiert sehen, haben wir vom Antirassistischen Forum das Problem mehrfach der Stadtverwaltung unterbreitet und erklärt, dass vor allem Migrant*innen auf der Durchreise sowie gerade erst Volljährige hauptsächlich nordafrikanischen Ursprungs betroffen sind“, erklärt die Aktivistin Fausta Ferruzza. „Wir haben uns auch mit dem Migrationsbeauftragten der Stadt getroffen und verhandeln derzeit über eine Lösung, die kurzfristig in Kraft treten kann, um auf diese soziale Notlage zu antworten. Weitere Opfer darf es nicht geben.“<br /><br />Der Verstorbene war den Volontär*innen der Organisationen, die Obdachlosen in Zusammenarbeit mit der Stadt Hilfe und warmes Essen bringen, zwar bekannt, doch hatte er stets, da er wahrscheinlich keine Aufenthaltserlaubnis hatte, jegliche Hilfe vonseiten der städtischen Sozialdienste abgelehnt. Stadtratsabgeordneter Giuseppe Mattina, der gestern den Ort des Geschehens aufsuchte, erinnert daran, dass „kürzlich die Dienste auf den Straßen und in den Nachtunterkünften aufgestockt worden sind. Außerdem haben Stadt und Polizei eine Telefonnummer aktiviert, unter der man auf obdachlose Personen in Not aufmerksam machen kann. Weitere Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse dieser Bürger*innen antworten sollen, sind für die nächsten Tage vorgesehen, aber es versteht sich von selbst, dass jedwede Hilfeleistung von den Betroffenen auch gewollt oder angenommen werden muss. Wenn sie keine Papiere haben, wie in diesem Fall, fürchten und fliehen sie nicht selten vor dem Kontakt mit den Institutionen.“<br /><br />Für den Bürgermeister Leoluca Orlando „stehen wir vor der x-ten, durch eine unmenschliche, Bürger*innen und Menschen aufgrund ihres Herkunftslandes diskriminierende Politik verschuldete Tragödie, vor dem x-ten Opfer des Aufnahmesystems, das Hunderte von Personen ins Abseits drängt und sie daran hindert, Hilfe anzunehmen, weil sie Angst haben müssen, abgeschoben zu werden.“<br /><br /><br />Serena Termini<br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">Aus dem Italienischen übersetzt von Laura Strack</span></span>Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-25238199201638947092017-12-22T14:53:00.000+01:002018-01-09T15:09:55.771+01:00ASGI*: Wir sagen „Nein“ zu einem standardisierten Widerspruchsformular für Asylsuchende<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a href="https://www.asgi.it/notizie/ricorso-progetto-emigrantes-catania/">Asgi.it</a> – Bezüglich des Projektes <a href="http://www.associazionemagistrati.it/doc/2635/e-migrantes-lesperienza-del-tribunale-di-catania-nellambito-della-semplificazione-delle-procedure-di-ricorso-contro-il-diniego-a.htm">“E-Migrantes” des Gerichtes und des Berufungsgerichtes Catania</a>, das während einer Tagung, die am 21. November im Gericht vom Catania stattfand, vorgestellt wurde, hat ASGI* <a href="https://www.asgi.it/wp-content/uploads/2017/12/2017_Lettera_ASGI_prog_E_Migrantes.pdf">den betroffenen Institutionen einen Brief geschrieben, um auf verschiedene kritische Punkte hinzuweisen</a>.<br /> <a name='more'></a><br /><br />Der Verein begrüßt zwar den guten Willen und die Aufmerksamkeit, die der Verbesserung der Verwaltung von Widerspruchsklagen gegen den Entscheid der territorialen Kommissionen, die noch bei dem Gericht und dem Berufungsgericht Catania ausstehen, und der Verkürzung der Definitionszeiten von Rechtsmittelverfahren gewidmet wird. Jedoch äußert sich der Verein kritisch zum Aufbau des Verbesserungsprojekts und weist auf die folgenden Aspekte hin, die noch ungelöste Probleme beinhalten. Dazu zählt beispielsweise die unnötig lange Zeit, die zur Beendigung des Rechtsstreits vorgesehen wird, entgegen den geltenden Vorschriften des Asylschutzes.<br /><br /><br /><b>Personalmangel am Gericht</b><br />Schon in einem Vermerk, der von mehr als 30 Jurist*innen aus Catania unterschrieben und im November 2015 dem Justizministerium, dem Präsidenten des Gerichts und der Rechtsanwältekammer zugestellt wurde, hatte ASGI* die Gründe des gewaltigen Rückstandes der ausstehenden Rechtsstreite (mehr als 6.000) genannt.<br /><br />Die Gründung des ehemaligen Cara* in Mineo im Jahre 2011, dem größten europäischen Aufnahmezentrum für Asylsuchende mit einer Kapazität von bis zu 4.000 Migrant*innen, hat die Funktionsfähigkeit des Gerichts und der anderen Institutionen in Catania (Polizeipräsidium und Ordnungsamt) sehr eingeschränkt. Die Personaldecke der jeweiligen Institutionen wurde nicht angepasst, auch nicht die des Gerichts, dessen Verwaltung und Staatsanwaltschaft.<br /><br />Hinzu kommt die sehr hohe Quote an Rechtsstreiten, die sich aus der hohen Anzahl an negativen Bescheiden seitens der Territorialen Kommissionen in Catania und Syrakus ergeben, die weitaus höher als der nationale Durchschnitt liegen. Bis November 2016 hatte die Kommission in Catania 1.633 von insgesamt 2.179 Asylanträgen abgelehnt, während die Kommission in Syrakus 1.132 Anträge abgelehnt hatte von den 1.441, die gestellt worden waren.<br /><br />Einerseits ist zu vermerken, dass die Verwaltung endlich dazu kommt, über den Sachstand der Berufungsklagen zu informieren, was über Jahre hinweg nicht erfolgt ist, was wiederkehrende Aufschiebungen der Verhandlungstermine und Verlängerungen der Prozessdauer zur Folge hatte. Andererseits wurden immer noch nicht IT-gestützte Lösungen gefunden, um die Verfahren zu beschleunigen. Unter anderen werden in dem Brief folgende kritische Punkte genannt: <br /><ul>
<li>ehrenamtliche Richter, die mit den Verfahren betraut wurden, die zum 17. August 2017 noch ausstehend waren, haben keinen Zugang zur elektronischen Datenbank; </li>
<li>der Informationsaustausch mit der Generalstaatsanwaltschaft bezüglich der unentgeltlichen Verfahrenshilfe erfolgt nicht auf elektronischem Weg und es fehlt an Personal, das für diese Verfahren fest angestellt ist; </li>
<li>der bereits mehrfach beantragten Erweiterung des Stellenplans in der Verwaltung wurde immer noch nicht stattgegeben, ganz im Gegenteil ist es zu einer Reduzierung des Personals aufgrund von Pensionierungen und Versetzungen gekommen. </li>
</ul>
<br /><br /><b>Ein einziger Staatsanwalt für 3.500 Akten zuständig </b><br />Ab dem 18. Januar 2016 ist beim Gericht Catania ein einziger Staatsanwalt zeitweise für 3.500 Fälle zuständig, die davor von mehreren Staatsanwält*innen bearbeitet wurden und deren Resignation die Aufschiebung schon festgesetzter Verhandlungstermine verursacht hat. <br /><br />ASGI merkt in dem Brief an, dass es für einen einzigen Menschen unmöglich ist, den gewaltigen Rückstand aufzuholen, weswegen die Verhandlungstermine weiterhin verschoben werden. In der Tat vergehen seit dem Zeitpunkt des Antrags auf Widerspruch durchschnittlich zwei bis drei Jahre, teilweise sogar bis zu vier Jahre bis zur endgültigen Definition des Verfahrens. <br /><br />Die Situation ist offensichtlich nicht tragbar und steht im klaren Gegensatz zu der Dringlichkeit, die die Rechtsvorschriften diesen Verfahren einräumen, und zu den neuen Vorschriften, die am 17. August 2017 in Kraft getreten sind (das sogenannte „Minniti“ Dekret) und eine maximale Wartezeit von vier Monaten vorsehen. <br /><br />Eine solche unzulässige Ausdehnung der Wartezeiten, um zu einer Entscheidung im Rechtsstreit zu kommen, verlangsamt wiederum die Zeit, die das Polizeipräsidium benötigt, um die befristeten Aufenthaltsgenehmigungen auszustellen beziehungsweise zu erneuern. Sie erschwert außerdem die Aufnahme der Asylsuchenden in die SPRAR*-Projekte und in die außerordentlichen Aufnahmezentren und beschneidet auch das Recht auf Verteidigung, wenn man die Schwierigkeit für den Verteidiger bedenkt, den Kontakt mit den Mandanten aufrechtzuerhalten, die zwangsläufig in andere Städte oder Orte ziehen, wenn die Erste Aufnahme beendet ist. <br /><br /><br /><b>Ein „Einheitsformular“ für alle Asylsuchen, die Widerspruch einlegen wollen, ist nicht akzeptabel</b><br />Die den Rechtsanwält*innen vorgeschlagene Lösung eines Widerspruchsformulars, das von den Staatsanwält*innen schon vorgefertigt ist, erscheint nicht nur unwirksam, sondern komplett inakzeptabel. Sie stellt einen Angriff auf das Verteidigungsrecht der Asylsuchenden dar und widerspricht der europaweit geltenden Regelung, die eine individuelle Einschätzung des einzelnen Falls unter Rücksichtnahme aller subjektiven und objektiven Fakten vorsieht. Eine derartige Untersuchung steht im Gegensatz zu einer Pauschalisierung des Sachverhalts, insbesondere bei besonders Schutzbedürftigen, und setzt eine komplette und lückenlose Darstellung seitens des*der Asylsuchenden und dessen Geschichte voraus, sowie die Berücksichtigung des Kontexts im jeweiligen Ursprungsland.<br /><br /><i>„Das Recht auf Verteidigung wird durch die einseitige Auferlegung eines vorgefertigten Widerspruchsformulars unter einer vorformulierten Angabe von Gründen, auf denen der Widerspruch basiert, verletzt. Die international und national geltenden Regelungen sehen vor, dass die Untersuchung des Antrages auf internationalen Schutz für jede*n einzelne*n Asylsuchende*n individuell und unter Berücksichtigung aller persönlichen Angaben des*der Asylsuchenden und der Informationen bezüglich des Heimatlandes erfolgen soll. Der Anspruch, die Prozesszeiten zu verkürzen, darf sich nicht als Nachteil für das Verteidigungsrecht und die Notwendigkeit, die individuelle Lage jedes einzelnen Asylsuchenden adäquat zu untersuchen, erweisen“, </i>so steht es in dem Brief geschrieben.<br /><br />Ferner fehlen im Projekt Lösungen, um die vom Gesetz anerkannten Rechte der Asylsuchenden zu gewährleisten, darunter die offizielle Auflistung und Ernennung von Übersetzer*innen, die für die Anhörungen der Asylsuchenden und die Übersetzung der Unterlagen unabdingbar sind. Beim Gericht und Berufungsgericht Catania wurden solche Schritte noch nicht unternommen. <br /><br /><br /><b>Diskussionsbedarf und angepasster Personalbestand in den Büros</b><br />Der Brief endet mit einigen Vorschlägen, die in der Tat die Laufzeit der Rechtsstreite reduzieren und deren Abwicklung optimieren können. <br /><br />Zum Einen erscheint es notwendig, dass der Personalbestand in der Verwaltung und die Anzahl der Staatsanwält*innen erhöht werden. Zum Anderen hält die ASGI die Gründung eines Runden Tischs für erstrebenswert. Daran könnten die involvierten Staatsanwält*innen zusammen mit den Rechtsanwält*innen und den Organisationen, die sich mit Immigrationsrecht beschäftigen, teilnehmen und die Gelegenheit nutzen, noch vorhandene kritische Punkte zu diskutieren und die Verbesserung der gesamten Abwicklung der Rechtsstreite anzugehen, auch hinsichtlich der Rechte und deren Gewährleistung für die Asylsuchenden, und der Urteile der Rechtsmittelverfahren, die die Ablehnungsverfahren der Territorialen Kommission betreffen.<br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">ASGI* - Associazione Studi Giuridici sull'Immigrazione – Vereinigung der Juristischen Wissenschaftler*innen, die sich mit Immigration beschäftigen<br /><br />CARA* - Centro di accoglienza per richiedenti asilo - Aufnahmezentrum für Asylsuchende<br /><br />SPRAR* - Sistema di protezione per rifugiati e richiedenti asilo - Schutzsystem für Asylsuchende und Flüchtlinge<br /><br /><br /><br />Aus dem Italienischen von A. Monteggia übersetzt</span></span>Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-7858570008086545002017-12-18T11:28:00.000+01:002018-01-17T11:34:07.343+01:00Ein Hund ist mehr wert als ein Schwarzer<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a href="http://www.tp24.it/2017/12/15/dai-comuni/animali-doro-campobello-mazara-migliaia-euro-cure-comune/115924">Ein Hund oder eine Katze können in Campobello di Mazara mit den Mitteln der Stadt für etwa 2.000 Euro von einem Tierarzt behandelt werden</a>. Dagegen fehlen bei uns die Mittel, um die 1.800 Migrant*innen, die unsere Oliven pflücken, entsprechend zu entlohnen. Beim Surfen im Netz gefunden, bestätigt diese Meldung einmal mehr, dass bei uns die Migrant*innen weniger als nichts wert sind: ihnen können wir alle Freiheiten und Rechte vorenthalten, weil wir sie wie Tiere behandeln, die noch weniger wert sind als Hunde und Katzen.</span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="557" data-original-width="889" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgByGJQuhZ8HWe9JrR2SpBpBfhGXfCyDMoD0B4jRUOl_r9Na5LSUKup53JaiyD6NpPGKqHKJhB7msB3lhi4SL0Vk11N4-VfXiwEwe1qocGBMJtDL1MuLIxYlRU4CsrxUo7v4XhgD9GFK8I/s320/1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<a name='more'></a><br /><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"></span><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br />Vorfälle von Gewalt und Machtmissbrauch geschehen in ganz Sizilien und nicht nur dort: Migrant*innen erleiden schlimme Traumata während der Reise und in Libyens Gefängnissen, sie werden in Italien ausgenutzt von einem Aufnahmesystem, das seinem Namen nicht gerecht wird, das aber auf Kosten der Lebensbedingungen der Migrant*innen lukrativ ist. <br /><br />Und das geschieht auch mit den unbegleiteten Minderjährigen. Die Behörden erklären die Probleme in der Aufnahme der minderjährigen Migrant*innen mit dem Platzmangel in den CAS* und den SPRAR*. Darum sei die Verweildauer in den Erstaufnahmezentren 12 – 18 Monate statt der vorgesehenen maximalen 30 Tage, wie es das Gesetz Zampa vorschreibt. Zurzeit ist die Zahl der Ankünfte auch bei den Minderjährigen geringer. Trotzdem werden diese in den Einrichtungen zurückgehalten, weil diese sonst schließen müssten und deren Betreibern Einkünfte verloren gingen. Weder die Gemeindebehörden noch die Präfekturen bereiten diesem unredlichen Business ein Ende, das auf dem Rücken der Minderjährigen weiter floriert. <br /><br />In unserer Redaktion sind anonyme Zeugenaussagen eingegangen, die dokumentieren, dass diese Erstaufnahmeeinrichtungen für den Transfer von jugendlichen Alleinreisenden 100 Euro von den Zweitaufnahmezentren verlangen. Dies wird von der Regionalregierung hingenommen, die weiterhin ohne Einschränkungen die Bewilligungen erteilt, um neue Zentren zu öffnen. In kleinen Gemeinden schließen die Sozialbehörden die Augen oder erfahren hiervon nichts, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen mit den Betreiberkooperativen.<br /><br />Aber es gibt auch Migrant*innen, wie die aus Nordafrika, die sich unsichtbar machen müssen in Italien. Auf Lampedusa verlassen sie den Hotspot und verstecken sich auf der Insel. Sie versuchen versteckt in einem Camion oder einem andern Fahrzeug nach Porto Empedocle zu gelangen. Sie hoffen, dass sie nach mehreren Tagen der Abwesenheit nicht länger gesucht werden. Aber es ist für sie unmöglich aus Lampedusa wegzukommen, außer in Polizeigewahrsam oder mit einem Rückführungsflug nach Tunis.<br /><br />Für die Tunesier*innen, die das Glück haben, nicht sofort abgeschoben zu werden, öffnet sich in einigen Fällen die Tür zum Abschiebegefängnis in Caltanissetta. In diesen Tagen wurde dort von einigen Migrant*innen aus Tunesien Feuer gelegt, um gegen ihre Abschiebung zu protestieren.<br /><br />Eine Rückführung bedeutet für Asylsuchende und Migrant*innen ein familiäres Fiasko und eine soziale Niederlage und nimmt ihnen die Hoffnung für die Zukunft endgültig. Darum versuchen sie mit allen Mitteln unsichtbar in Italien zu bleiben und vielleicht schlimmer als ein Hund oder eine Katze in Campobello und anderswo zu leben.<br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="572" data-original-width="851" height="215" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKvMQ5Ocal0CArH5PkLjCINwV7MMqodjx3apXWmyRftuwUDh2asmj6LhfIAxLIv33atxWd59yJ0N1FS1frPJBtkDokawo07qoxEKOuXRUFbFY2sn9HEjfjex33ILO019guLzvUW5oTtgM/s320/2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br />Nur per Zufall haben wir von weiteren informellen Siedlungen erfahren. Sie befinden sich in der Nähe von Olivenplantagen, wie Caltabellotta, einer Gemeinde auf 1.000 m Höhe mit 3.000 Einwohner*innen in der Provinz Agrigento. <br /><br />Hier ist die Situation wahrscheinlich noch schlimmer als in Campobello, nicht aufgrund der Überbelegung, sondern weil die Menschen hier seit vier Jahren abgelegen leben, auf einem verlassenen Parkplatz eines Freizeitparks in der Kälte. <br /><br />Der Ort und seine Bewohner*innen scheinen von den Migrant*innen, fast alles erwachsene Männern und einige unbegleitete Jugendliche, keine Notiz zu nehmen. In Caltabellotta ist die Olivenernte nicht so ertragreich wie an anderen Orten, darum sind viele aus Mangel an Arbeitsmöglichkeiten von dort weggegangen. Wer dageblieben ist, schläft in behelfsmäßigen Zeltkonstruktionen aus Planen, Karton und Decken zwischen den Bäumen des Freizeitparks. Es gibt keine Wasserversorgung und keine Elektrizität. Das Wasser wird an einer Tankstelle geholt. Bis vor einem Monat leuchtete in der Nacht eine Straßenlaterne der Gemeinde. Jetzt bleibt alles dunkel, damit keiner Angst davor bekommt, die Gespenster zu sehen.<br /><br />Gegen die Kälte machen sie ein Feuer, aber es gibt nicht genügend Brennholz, um auch Warmwasser für die Körperpflege zu haben. Sie waschen sich darum mit eiskaltem Wasser. Windiges und regenreiches Wetter zerstört die Zelte und die Menschen müssen nächtelang durchnässt dort ausharren.<br /><br />Unter diesen unmenschlichen Lebensbedingungen werden viele krank. Ein Mann mittleren Alters musste in die Notaufnahme des Krankenhauses von Sciacca gebracht werden, wo er behandelt und nach zehn Tagen entlassen wurde, um hierher zurückzukehren.</span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1024" data-original-width="768" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisaqve9kulsHQHlxxcx6O7tLhhzUW68vRKrgL_B_GY76SjK4acwhRspmXwudLzr4sZciYmZUssS2SPutkXzjP2KwHrkv3Hc4JSvxXat8CxvuK7kHIQXESl2Z7acQ2IhdVlaj-BDdyZIHU/s320/IMG-20171213-WA0016.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="240" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Viele haben keine Aufenthaltsgenehmigung. Einige konnten sie nicht erneuern lassen, weil sie keinen Arbeitsvertrag mehr haben. In Caltabellotta sind die Läden nur während der Arbeitszeit der Migrant*innen aus Nordafrika geöffnet (zwölf Stunden am Tag) und die Preise sind nicht erschwinglich für jemanden, der 40 Euro am Tag verdient. Es findet kein sozialer Austausch mit den Dorfbewohner*innen statt, außer beim Einkaufen in ihren Geschäften oder durch die Arbeit auf ihrem Land. So werden hier die unsichtbaren Arbeitskräfte, gleich zweimal durch die heimische Bevölkerung, manchmal unbewusst, ausgebeutet: erstens bezahlen sie weniger Stundenlohn als den gesetzlich vorgeschriebenen, zweitens fließt dieses Geld wieder ins Dorf zurück durch die Einkäufe in den Geschäften. Ein Barbesitzer erzählt, dass die einzige Zeit, in der er etwas verdient, die drei Monate der Anwesenheit der unsichtbaren Saisonarbeiter*innen ist. Darum ist er wahrscheinlich der einzige, der ihnen eine Mehrfachsteckdosenleiste zum Aufladen ihrer Mobiltelefone zur Verfügung stellt. Im Grunde genommen ist es genau das, was wir wollen. Unsichtbare Menschen, die jede Arbeit zu verrichten bereit sind, die so die Wirtschaft einer Nation, die von ihrer eigenen Jugend längst verlassen wurde, in Schwung halten, und die neben den verarmten Zurückgebliebenen leben – ein Emblem dafür, wie das kapitalistische Wirtschaftssystem funktioniert.<br /><br />Den Migrant*innen in Caltabellotta mangelt es an vielem, vor allem aber an warmen Kleidern und dicken Decken, die sie vor der Kälte schützen. Die einzigen, die sich um sie kümmern sind Aktivist*innen aus Palermo und das Team von Ärzte ohne Grenzen.<br /><br />Jüngere und Ältere haben ihre Hoffnung auf Veränderung aufgegeben und sie sind daran, auch ihre Würde zu verlieren, wie uns K., ein Mann aus Marokko, nicht ohne Scham erzählt. Wegen der großen Kälte habe er keine Kraft und keinen Mut mehr gehabt, auf die Toilette zu gehen, und so habe er sich „in die Hose gemacht“.<br /><br />Wir begegnen A. einem Marokkaner von sechzig Jahren, der seit 15 Jahren als Straßenverkäufer in Palermo lebt. Er konnte seine Steuern nicht mehr bezahlen und hat darum seine Aufenthaltserlaubnis verloren. Um seine Familie in Marokko weiterhin zu ernähren, "führt er hier in Sizilien ein Hundeleben."<br /><br />Jüngere Migrant*innen seien sofort von der Polizei abgewiesen – und von der Gesellschaft abgelehnt worden, so erzählen sie. Bei der Missione Speranza e Carità (Mission Hoffnung und Nächstenliebe) waren sie auch nicht gern gesehen – Leute aus Tunesien und die Mehrheit aus anderen afrikanischen Ländern hätten sie ausgeschlossen. Sie waren gezwungen auf der Straße oder in Zugwaggons zu schlafen. Jetzt sind sie hier, müssen sich ausbeuten lassen, um nicht in die Fallstricke des organisierten Verbrechens zu geraten: "Wenn wir das gewollt hätten, wären wir zuhause geblieben - wir haben unser Leben nicht riskiert, um in Italien zu stehlen."<br /><br />Wie für manche andere geht die Olivenernte in Caltabellotta zu Ende, sie verlassen die alte Berggegend und machen sich auf zur nächsten Ernte und in wärmere Zonen zur Orangenernte der berühmten Sorte Ribera – zu einer weiteren Station der Ausbeutung.<br /><br />In Libyen ist der Verkauf von Migrant*innen tariflich geregelt, aber auch in Italien sind wir fast soweit. Wir müssen uns wirklich Gedanken darüber machen, wo wir stehen, wenn ein*e Migrant*in, ein menschliches Wesen, weniger als ein Hund oder eine Katze wert ist.<br /><br /><br />Alberto Biondo<br /><br />Borderline Sicilia<br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">*CAS: Centro di accoglienza straordinaria, außerordentliches Aufnahmezentrum <br /><br />*SPRAR - Sistema di protezione per rifugiati e richiedenti asilo: Schutzsystem für Asylsuchende und Flüchtlinge, kommunales Aufnahmesystem auf freiwilliger Basis (keine staatliche Verpflichtung), ca. 3000 - 3500 Plätze in ganz Italien. Soll zur Integration der Geflüchteten dienen.<br /><br /><br /><br />Übersetzung aus dem Italienischen von Susanne Privitera Tassé Tagne</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-63393648953008651432017-12-15T20:51:00.000+01:002017-12-27T12:13:46.031+01:00Permanentes Völkertribunal zur bislang straflosen Verletzung der Menschenrechte von Migrant*innen und Geflüchteten tritt in Palermo zusammen <span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><b>Das Permanente Völkertribunal</b> wurde in Palermo einberufen, um zu prüfen, ob die politischen Strategien und Praktiken der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten, in erster Linie Italiens, Verletzungen des Völkerrechts oder der Menschenrechte von Migrant*innen und Geflüchteten darstellen. </span><br />
<div>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br /></span>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="283" data-original-width="425" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjSRDM1f1MLbHuCuwELNtmiJcBITJpaTkbjNoFBagZw3tI-srDL2bIuiOQacsZBCNMR2OnCfcOU8cJhpIG6QCmkQytrfjMRR8Z_h5jzadBq8TyT4qtCGiuJpVW08kCqRaiHE2TTZ5sGizE/s320/Invito+Tribunale+dei+popoli+18+dicembre.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<a name='more'></a><br />
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Die Verhandlung findet öffentlich vom 18. bis zum 19. Dezember (Registrierung um 8:30 Uhr, Eröffnung um 9:00 Uhr) im Studienzentrum Bernardo Albanese (Piazza Napoleone Colajanni) statt. <b>Das Urteil der Geschworenen des Tribunals wird am Mittwoch, den 20. Dezember, verkündet.</b> </span></div>
<div>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br />Anlässlich des 17. Jahrestages der Verabschiedung der UN-Konvention zum <i>Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen</i> wird am 18. Dezember 2017 die erste Sitzung des Permanenten Völkertribunals zur Verletzung der Menschenrechte von Migrant*innen und Geflüchteten auf dem Mittelmeer eröffnet. Sie <b>findet in Palermo, der Hauptstadt der Gastfreundschaft,</b> und somit direkt am Mittelmeer statt, jener südlichen Grenze Europas, die sich zur Zeit immer mehr in ein Massengrab verwandelt. Die zweite Sitzung wird vom 4. bis zum 5. Januar 2018 in Paris stattfinden und sich mit den Innengrenzen der Europäischen Union sowie den Außenpolitiken und Ausschlusspraktiken ihrer Mitgliedsländer auseinandersetzen. <br /><br /><br /><b>Die Palermitaner Sitzung </b><br />Als internationales Meinungsgericht hat das PVT die im vergangenen Juli in Barcelona durch das <i>Transnational Institute Amsterdam</i>, die <i>Transnational Migrant Platform Europe</i> und das große Netzwerk von Nicht-Regierungsorganisationen und Menschenrechtsvereinen formulierte und von mehr als hundert sozialen Einrichtungen und Initiativen sowie zahllosen migrantischen Organisationen unterstützte <b>Forderung angenommen, die politischen und praktischen Vorgehensweisen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten, allen voran Italiens, zu prüfen und festzustellen, ob sie eine Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte von Migrant*innen oder Geflüchteten darstellen. </b>Es handelt sich dabei um komplexe, aber beweisbare Verbrechen und Verantwortlichkeiten, die in diesem Rahmen von direkten Zeug*innen und Expert*innen präsentiert, analysiert und gegenüber dem durch das Tribunal einberufenen Schwurgerichts belegt werden sollen. <b>Auf Zeug*innenseite werden unter anderem die Organisationen Sea-Watch, MEDU, Borderline Sicilia, Baobab Experience und LasciateCIEntrare auftreten.</b> <br /><br /><br /><b>Es ist an der Zeit, das Schweigen zu brechen! </b><br />Wie entscheidend und aktuell es ist, das Tribunal tagen zu lassen, wie es viele italienische und internationale Hilfsorganisationen gefordert haben, wird leider zur Zeit immer wieder durch die tragischen Berichte über Seenotfälle, Tote auf dem Meer, Zurückweisungen, willkürliche Verhaftungen und Misshandlungen bestätigt. Dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte Zeid Ra’ad Al Hussein zufolge hat die durch das ungeheure Leid Tausender Männer, Frauen und Kinder gekennzeichnete Situation katastrophale Ausmaße angenommen und sich zu einer “Schmach für die Menschheit” entwickelt. Im Angesicht der “zeitgenössischen Sklaverei, der Folter und der sexuellen Gewalt”, die im Zusammenhang mit dem zeitgenössischen Migrationsphänomen stehen, müsse das Schweigen, so der Hohe Kommissar, endlich gebrochen werden. <br /><br /><i>Es tiempo de hablar! </i>Dieser grundlegenden Aufgabe des PVT trug Tribunal-Mitglied Carlos Beristain bei der letzten Sitzung in Barcelona Rechnung, als er an die Forderung eines alten Mannes aus Guatemala nach einem kollektiven Gedenken an die Opfer politischer und institutioneller Gewalt in seinem Land erinnerte. Auch für Migrant*innen und Geflüchtete ist die Zeit gekommen, das Schweigen zu brechen und die Wahrheit über das zeitgenössische Migrationsphänomen ans Licht zu bringen. Die politischen Entscheidungen und Praktiken der europäischen Regierungen müssen im Bezug auf Menschen- und Völkerrecht analysiert und bewertet werden, um dem tragischen Verlust der Menschlichkeit, den wir derzeit Tag für Tag erleben müssen, zukunftsträchtige Perspektiven der Solidarität entgegenzusetzen. <br /><br />Die Eröffnung möglicher Alternativen gehört zu den wichtigsten Funktionen des Tribunals, das sich auf Grundlage der Universalen Erklärung der Völkerrechte (Algier, 1976) für fähig erklärt, über schwerwiegende und systematische Verletzungen der Menschen- und Völkerrechte zu urteilen. Seit 1979 hat das Tribunal 44 Sitzungen realisiert. <br /><br /><br /><b>Das Permanente Völkertribunal </b><br /><br />Das Permanente Völkertribunal (PVT) wurde 1979 von Lelio Basso gegründet und wirkt als Katalysator gesellschaftlicher Sicht- und Sagbarkeit für jene Volksgruppen, die in der Universalen Erklärung der Völkerrechte (Algier, 1976) als Opfer von Grundrechtsverletzungen genannt und vom internationalen Recht marginalisiert worden sind. Mithilfe von Rechtsexpert*innen aus aller Welt untersucht das Tribunal die Gründe und Spielarten solcher Verletzungen und denunziert die Meinung der Weltöffentlichkeit dort, wo “die nationalen und internationalen Gesetzgebungen die Verteidigung des Völkerrechts unterlassen”. Weiterhin tritt das Tribunal für die allgemeine und praktische Anerkennung der grundlegenden Völkerrechte ein und verurteilt Fälle schwerwiegender und systematischer Menschenrechtsverletzung durch Staaten, nicht-staatliche Autoritäten, Gruppen oder private Organisationen. Das PVT bringt staatliche Verbrechen, Verbrechen gegen den Frieden und die Menschlichkeit, Völkermordsverbrechen und schwerwiegende Verletzungen der Rechte und Freiheiten von Einzelnen, Volksgruppen und Minderheiten zur Sprache. <br /><br />Angesichts des Fehlens einer internationalen gerichtsbaren Instanz, die über Völkerrechtsfälle urteilen könnte, übernimmt das Tribunal eine subsidiäre Funktion. In seinen Urteilen beschränkt sich das Tribunal nicht darauf, bestehende Normen anzuwenden, sondern weist darüber hinaus auf Grenzen oder Lücken im internationalen System zum Schutz der Menschenrechte hin, um mögliche Entwicklungsstrategien für selbiges zur Diskussion zu stellen. <br /><br /><br /><b>Dem Internationalen Schwurgericht der Palermitaner Sitzung des Tribunals gehören an: </b><br /><i>Franco Ippolito,</i> italienischer Richter und Vorsitzender des PVT <br /><br /><i>Philippe Texier,</i> französischer Richter und stellvertretender Vorsitzender des PVT <br /><br /><i>Carlos Beristain,</i> spanischer Arzt und Psychologe, Experte für Menschenrechte und Erinnerungspolitik <br /><br /><i>Donatella Di Cesare,</i> Philosophin und Dozentin an der Sapienza-Universität Rom und an der Scuola Normale Superiore Pisa <br /><br /><i>Luciana Castellina,</i> Politikerin, Journalistin und Schriftstellerin <br /><br /><i>Francesco Martone,</i> Experte für Internationale Beziehungen, Pazifismus und Menschenrechte <br /><br /><i>Luis Moita,</i> Dozent für Theorie der internationalen Beziehungen an der Autonomen Universität Lissabon <br /><br /><br /><b>Kontakt </b><br /><i>Tribunale Permanente dei Popoli - Palermo <br /><br />+39 3274658128 </i><br /><br />palermotpp@gmail.com <br /><br /><a href="http://www.tppsessionepalermo.it/">www.tppsessionepalermo.it</a></span><br />
<br />
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: x-small;">Übersetzung aus dem Italienischen von Laura Strack</span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-73217427975091911472017-12-15T15:19:00.000+01:002018-01-14T12:26:43.488+01:00Wir sind keine Schleuser<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><a href="http://www.vita.it/it/story/2017/12/13/non-siamo-scafisti/175/">Vita.it</a> – Tag und Nacht haben sie gearbeitet, um das Haus des Weihnachtsmanns fertigzustellen. Einer hat Holz gehackt, ein anderer den Schlitten oder den Baum lackiert, wieder einer hat Blätter für die kleinen Gestecke gesammelt und der nächste das Moos und die Steine für die Höhle. Zwischen dem Besuch bei eine*m Anwält*in und dem Telefonat mit den Eltern im Senegal oder in Ghana, die noch bis vor kurzem, als sie im Gefängnis waren, gedacht hatten, sie seien tot. Zwischen dem einen und dem anderen hoffnungsvollen Wort. Bevor sie bei den Carabinieri unterschreiben, so wie sie es jeden Nachmittag tun, bevor sie ins Gefängnis zurückkehren. <table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhx559mHbBDOLHw8WEc_8CWuSSjwRb0tQloIZ8HsPK1G7rqeon0USNygFul0JHREiqLf27yRwD2QSKgA9b7O6PE2lhY_yA9Zq0N2ABrcqOI5vl4Nl2rp6y1x8W3vZNm8394GoZEA2HnWEBF/s1600/Unbenannt.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhx559mHbBDOLHw8WEc_8CWuSSjwRb0tQloIZ8HsPK1G7rqeon0USNygFul0JHREiqLf27yRwD2QSKgA9b7O6PE2lhY_yA9Zq0N2ABrcqOI5vl4Nl2rp6y1x8W3vZNm8394GoZEA2HnWEBF/s320/Unbenannt.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Foto:Alessandro Puglia, Vita.it</td></tr>
</tbody></table>
</span><br />
<a name='more'></a><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Das Haus des Weihnachtsmanns der multikulturellen Werkstatt Terra Viva in San Giovanni La Punta, in der Gegend von Catania, mit dem verschneiten Ätna im Hintergrund, war nicht die Arbeit einfacher Schreiner, sondern die von Schleusern, die wie in diesem und in vielen anderen Fällen, Migranten wie alle anderen oder mehr noch als andere sind.<br /><br />„Schleuser, was heißt Schleuser? Ich bin keiner und ich habe auch kein Boot gesteuert. Ich wurde an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im Gefängnis in Tripolis geschlagen, in dem Raum, in den sie all diejenigen sperren, die nicht bezahlt haben“, erzählt Alexandre, der wegen seiner imposanten Statur den Spitznamen Hulk trägt, aber gleichzeitig Radio Maria hört. <br /><br />„Als wir im Boot waren, haben mich die Libyer am Hals gepackt und mir die Pistole an die Schläfe gedrückt. Mich haben sie ans Steuer gezwungen, einem Jungen aus Gambia haben sie, nur weil er Englisch konnte, das GPS mit der Notrufnummer gegeben, um anzurufen, wenn wir die internationalen Gewässer erreicht hätten“, fährt Abdou den Bericht fort. Er steht jetzt hier unter Hausarrest, nachdem er schon zwei Jahre im Gefängnis am Lanza-Platz in Catania zugebracht hat: „Ins Gefängnis haben sie mich barfuß gebracht, ich war einen Monat in Isolationshaft, weil ich die Krätze hatte“.<br /><br />Diverse Anlandungen. Erzählungen und Berichte, denen Drohungen und Gewalttätigkeiten aller Art gemeinsam sind. Immer wieder tauchen Sätze auf wie: „Wenn du versuchst zurückzukommen, töten wir dich“, denen fast immer Folterungen in den Gefangenenlagern in Libyen vorausgingen. John sagt, dass er von Libyern mit der Kalaschnikow bedroht wurde, bevor er von Sabrata wegging. „Sieh dir das an“, er zeigt auf sein Gesicht, „ sie haben mich mit Eisen und Feuer gezeichnet“. <br /><br />Wie John erzählt auch Isaac aus Ghana eine ähnliche Geschichte: „Sie schlugen uns, ich sagte, dass ich das Boot nicht steuern wolle, ich habe mich geweigert und sie sagten zu mir, dass sie mich töten würden, ich hatte große Angst, ich kannte die Route nicht“. Isaac wurde am 24. Juni 2016 im Hafen von Catania vom Militärmarine-Schiff Spica ausgeschifft, während der Rettungsaktionen gab es an Bord – wie es oft geschieht – eine Auseinandersetzung, eine junge Nigerianerin starb. „Die Leute, mit denen ich reiste, dankten mir dafür, dass ich ihnen das Leben gerettet habe.“<br /><br /> Nach Artikel 12 des Rechtstexts zur Immigration beträgt die vorgesehene Haftstrafe für Schleuser mindestens 5 bis höchstens 15 Jahre mit einer zusätzlichen Geldstrafe von 15 000 bis 25 000 Euro für jede Person, die italienischen Boden betritt. Eine unendlich hohe Summe, inklusive der verschiedenen Minderungen ungefähr eine Million Euro, die die Migranten nie werden zahlen können: „Einer meiner Klient*innen, der für zweieinhalb Jahre verurteilt wurde, hat eine Strafe von 924.445 Euro“, erklärt die Anwältin Rosa Emanuela Lo Faro, die in ihrer Laufbahn mehr als 50 Schleuser verteidigt hat: „Es gibt eine Gesetzeslücke. Man darf nicht verallgemeinern. Man müsste unterscheiden zwischen Kriminellen und denen, die man mit der Waffe gezwungen hat, das Boot zu steuern. Nur einer von zehn macht das beruflich.“<br /><br /> Zum Delikt der Beihilfe zur illegalen Einwanderung kommen strafverschärfende Umstände hinzu: der Transport von fünf oder mehr Personen; Menschen der Lebensgefahr aussetzen auf „einem völlig unsicheren Schiff“, das von den vermeintlichen Tätern sicher nicht selbst ausgewählt wurde; der Waffenbesitz und der ökonomische Gewinn. Die „Schleuser“, die Vita.it getroffen hat, erzählen, dass sie nicht nur unbewaffnet waren, sondern die Überfahrt unter Androhung von Waffengewalt genauso bezahlt haben wie alle anderen Migrant*innen auch.<br /><br />„Der Artikel 12 wird überarbeitet. Es handelt sich um Vorschriften, die sich auf Drogenhändler beziehen, aber sie werden auf Schleuser angewandt. Der Schleuser ist eine Figur, die sich im Lauf der Jahre gewandelt hat und in solchen Fällen verlangen wir, dass man ihn zu den Opfern des Menschenhandels zählt“, erklären die Anwältinnen Paola Ottaviano e Germana Graceffo des Vereins Borderline Sicilia, die laut einer Studie ausgerechnet haben, dass auf 100 Migrant*innen zwei Schleuser festgenommen werden. <br /><br />Um einen Freispruch zu beantragen, versuchen sich die Anwält*innen auf eine Befreiung aufgrund von Hilfsbedürftigkeit zu beziehen, die im Strafgesetzbuch vorgesehen ist, aber die Fälle von Freispruch lassen sich an einer Hand abzählen und oft strebt man eine Urteilsabsprache an, um wenigstens eine Strafminderung zu erhalten.<br /><br />Zu diesem Phänomen hat die Staatsanwaltschaft von Catania Stellung bezogen. Während der Anhörung vor der Kammer am 22. März 2017 erklärte der Staatsanwalt Carmelo Zuccaro, wie „die Leute, die sich ans Steuer dieser Boote setzen, nicht mehr den Menschenhandelsorganisationen angehören, nicht einmal auf niedrigem Niveau. Es sind Leute, die einfach im letzten Moment unter den Migrant*innen ausgewählt werden.“ <br /><br />Die Staatsanwaltschaft von Catania präzisiert weiter, dass „sie kein Rundschreiben erlassen hat, um zu bestätigen, dass man gegen die Zufallsschleuser nicht gerichtlich vorgehen müsse, da sie aufgrund ihrer Bedürftigkeit von jeder Schuld freigesprochen sind“, und hat anstelledessen entschieden, in diesen Fällen keine Festnahme von Zufallsschleusern vorzunehmen, da „sie nicht Teil eines organisierten Zusammenhangs sind, der sich dem Handel mit Migrant*innen widmet“ und da ihr Verhalten offenbar „nicht von einer solchen Schwere und Gefahr ist, die eine solche Vorsichtsmaßnahme rechtfertigen würde“. <br /><br />Trotz der Vorgabe der Staatsanwaltschaft kehren die schon verurteilten „Schleuser“ ins Gefängnis zurück und John muss das Haus des Weihnachtsmanns verlassen. „Er hatte sich gerade Waschpulver für seine Kleidung, Zahnpasta und eine neue Zahnbürste gekauft. Meine Jungs sind zerstört, sie weinen: hier erklärt keiner das Warum. Auch die Carabinieri, die gekommen sind, um ihn mitzunehmen, sagen, dass John ein tüchtiger Junge ist. Aber der Staat macht nichts“, erzählt Giuseppe Messina, Vorsitzender und Gründer der Vereinigung Insieme, die die Werkstatt Terra Viva ins Leben gerufen hat. <br /><br />„Ich werde nie die großen Augen eines minderjährigen Jungen vergessen, der angeklagt wurde, ein Schleuser zu sein. Er weinte und wiederholte ständig: Ich bin jung. Dann ist es gelungen nachzuweisen, dass er minderjährig ist und er wurde aus dem Gefängnis entlassen, aber eineinhalb Monate hat er dort drinnen verbracht“, erzählt Salvo Coco, Psychologe für Straffällige im Gefängnis von Catania und Giarre. „Im Gefängnis gibt es keine Dolmetscher, die ihre Sprache so gut beherrschen, um mit ihnen zu reden. Wenn die Jungs kommunizieren wollen, weinen sie und schlagen mit den Fäusten um sich, weil sie keiner versteht. Und es gibt einige Fälle von Selbstverletzungen“, fügt der Psychologe hinzu. „Echte Schleuser sieht man seit einiger Zeit nicht mehr, diese Migranten haben seelische und körperliche Wunden, die schwer heilen können. Unter den erlittenen Foltermethoden gibt es oft Schläge mit dem Gewehr, in einem Fall haben sie einem Minderjährigen sechs Zähne mit einer Zange herausgezogen“, fügt Giuseppe Cannella, Psychologe und Psychiater der „Medici per i diritti umani“ (Ärzte für Menschenrechte) hinzu. </span><br />
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<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br />Im Haus des Weihnachtsmanns ist jetzt alles zur Einweihung fertig. Die Schreiner, die es angefertigt haben, bleiben lieber hinter den Kulissen und essen etwas Panettone. „Ich lebe mit den Jungs zusammen. Nachts kann ich nicht schlafen, weil ich an den Tag denke, an dem sie wieder ins Gefängnis müssen wie in Johns Fall. Es ist unmöglich. Ins Gefängnis gehört der, der etwas verbrochen hat, nicht sie“, sagt Giuseppe Messina, Vorsitzender und Gründer des Vereins Insieme, der die Werkstatt Terra Viva ins Leben gerufen hat, und der, um seinen Jungs auf der weihnachtlichen Baustelle zu helfen, sogar die Soldaten des amerikanischen Stützpunkts Sigonella mit einbezogen hat.<br /><br />Das Haus des Weihnachtsmanns ist jetzt für die Öffentlichkeit geöffnet. Kaum hat Giuseppe unter Tränen John verabschiedet, flüstert ein Kind, das auf den Beinen des Weihnachtsmannes sitzt, einen Wunsch. An Weihnachten möchte es ein großes Boot bekommen und Kapitän sein.<br /><br />Alessandro Puglia<br /><br /> </span></div>
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<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif; font-size: x-small;">Übersetzung aus dem Italienischen von Jutta Wohllaib</span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-82473660151676186952017-12-11T14:53:00.000+01:002017-12-26T14:56:14.627+01:00Newsletter SICILIAMIGRANTI - November 2017 <ul>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Lampedusa: Versuchspersonen der Migrationspolitik </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Aufnahme zwischen Irrationalität und Notverwaltung </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Unsichtbare Migrant*innen immer erpressbarer: Die neuen Sklav*innen </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Eingriffe der libyschen Küstenwache verursachen Tote und Zurückgewiesene </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">News: Interreligiöse Gedenkfeier in Palermo; MEDU* übergibt Minniti einen Brief zum libyschen Massaker </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Events: Permanentes Völkertribunal in Palermo einberufen; Das Jahr 2017 ist im letzten Monat angekommen und es ist fast Weihnachten... </span></li>
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<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br /><b><i>LAMPEDUSA: VERSUCHSPERSONEN DER MIGRATIONSPOLITIK</i></b><br />Es tauchen wieder Problematiken auf, die mit den unwürdigen Bedingungen im Hotspot* von Lampedusa, sowie mit den wiederholten Zurückweisungen und Zwangsabschiebungen tunesischer Bürger*innen zusammenhängen. Italien setzt wiederholt den Gebrauch illegaler Methoden ein, obwohl das Land bereits vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte dafür verurteilt wurde. Ein weiteres Mal stehen wir den Protesten vieler tunesischer Migrant*innen bei, die ihre Grundrechte verteidigen. Diese werden aufgrund der Festhaltung unter unwürdigen und inakzeptablen Bedingungen, unter völliger Abwesenheit von juristischen Informationen, weiterhin nicht garantiert. Hungerstreiks, zugenähte Münder und viele Einlieferungen ins Krankenhaus sind die deutlichsten Ergebnisse dieser Politik. <br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/chronik-einer-schweren-rechtsverletzung.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/chronik-einer-schweren-rechtsverletzung.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-menschlichkeit-versinkt-vor.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-menschlichkeit-versinkt-vor.html</a><br /><br /><b><i>DIE AUFNAHME ZWISCHEN IRRATIONALITÄT UND NOTVERWALTUNG</i></b><br />In der ehemaligen Kaserne Gasparro im Stadtviertel Bisconte in Messina leben sowohl die dort aufgenommenen Migrant*innen, als auch die Bewohner*innen des Viertels in einer von Verfall und Verwahrlosung geprägten Situation. Leider hat auch in diesem Fall die Irrationalität der politischen und verwaltungstechnischen Entscheidungen zu willkürlichen Beschlüssen geführt, die den sozialen Kontext der Aufnahmeeinrichtungen nicht miteinbeziehen. In dem Oxfam-Bericht „Lotteria italiana dell’accoglienza“ („Die italienische Lotterie der Aufnahme”) werden die kritischen Punkte des gesamten Aufnahmesystems beleuchtet, das immer noch von einer Notverwaltung der Migrationsströme bestimmt wird. Oxfam richtet präzise Nachfragen an die italienische Regierung, mit dem Ziel, einen eindeutigen Wandel in der Verwaltung der Aufnahmepolitik zu erwirken.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-ehemalige-kaserne-gasparro-und-der.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-ehemalige-kaserne-gasparro-und-der.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-italienische-lotterie-der-aufnahme.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-italienische-lotterie-der-aufnahme.html</a><br /><br /><b><i>UNSICHTBARE MIGRANT*INNEN IMMER ERPRESSBARER: DIE NEUEN SKLAV*INNEN </i></b><br />In der Region um Palermo befinden sich zahlreiche CAS* weit weg von bewohnten Gegenden, in gewollt isolierenden Umständen und unter schlechter Führung. Diese Tendenz hat sowohl zu einer sichtlichen Frustration der Arbeiter*innen geführt, die sich in ihrer Arbeit isoliert fühlen, als auch zu einem Anstieg der Zahl von Migrant*innen, die die Aufnahmeeinrichtungen verlassen. Dies führt zur Entstehung neuer “Unsichtbarer”, die leicht zu erpressen und damit schnell zur Beute für die Ausnutzung als Arbeitskräfte sind. Es gibt Gebiete in Italien wo die Landwirtschaft sich mittlerweile fast ausschließlich auf die Arbeitskraft der neuen Sklaven*innen stützt, die gezwungen sind, in erniedrigenden und heruntergekommenen Barackenlagern wie dem von Erbe Bianche zu leben. So wird ein Teufelskreis von Scham und Erniedrigung erzeugt, mit dem sich diese ausgegrenzten und ausgenutzten Personen täglich gezwungenermaßen konfrontiert sehen. <br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-neuen-cas-in-der-provinz-versteckt.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-neuen-cas-in-der-provinz-versteckt.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-neuen-sklavinnen.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/die-neuen-sklavinnen.html</a><br /><br /><b><i>DIE EINGRIFFE DER LIBYSCHEN KÜSTENWACHE VERURSACHEN TOTE UND ZURÜCKGEWIESENE</i></b><br />In den letzten Monaten gab es zahlreiche Zeugenaussagen von den an den Rettungsaktionen auf der Straße von Sizilien beteiligten NGOs, welche die skrupellosen Aktionen der libyschen Küstenwache, sowie die Auswirkungen des Abkommens zwischen Italien und Libyen anprangern. Die letzten Vorkommnisse betreffen das gewaltsame Eingreifen der libyschen Küstenwache während einer Rettungsaktion der Sea Watch 3, sowie das, was der Besatzung der Aquarius geschehen ist. Diese war gezwungen, mehr als vier Stunden lang auf die Ankunft der libyschen Küstenwache zu warten, ohne eingreifen zu können. Dabei wurde der Untergang der beiden mit Migrant*innen gefüllten Boote riskiert, die anschließend nach Libyen zurückgebracht wurden.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/borderline-sicilia-bord-der-sea-watch-3.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/borderline-sicilia-bord-der-sea-watch-3.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/entscheidungen-und-aufgezwungene.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/12/entscheidungen-und-aufgezwungene.html</a><br /></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><b><i>NEWS: INTERRELIGIÖSE GEDENKFEIER IN PALERMO; MEDU* ÜBERGIBT MINNITI EINEN BRIEF ZUM LIBYSCHEN MASSAKER</i></b><br />Die weltlichen Comboni-Missionar*innen haben in Palermo auf dem Friedhof Rotoli eine interreligiöse Andacht einberufen, um sowohl der auf dem Meer gestorbenen Migrant*innen zu gedenken, die auf dem Friedhof beerdigt sind, als auch all jener, denen nicht einmal ein würdiges Begräbnis gestattet wurde, da sie auf dem Mittelmeer verschwunden sind. <br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/11/ein-religionsubergreifendes-gedenken.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/11/ein-religionsubergreifendes-gedenken.html</a><br /><br />Am 25. November hat das Team der Ärzte für Menschenrechte, das bei den Ankünften tätig ist, im Hotspot* von Pozzallo dem Innenminister einen Brief überreicht. Dieser berichtet mittels unzähliger Zeugenberichte von den schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, die den Migrant*innen in Libyen widerfahren. Diese Initiative dient dazu, das tatsächliche und dringende Handeln von Seiten der italienischen Regierung, der Europäischen Union und der internationalen Gemeinschaft einzufordern, um diese schrecklichen Menschenrechtsverletzungen zu beenden. <br /><br /><a href="http://www.mediciperidirittiumani.org/hotspot-pozzallo-medici-diritti-umani-consegna-minniti-lettera-sullolocausto-libico/">http://www.mediciperidirittiumani.org/hotspot-pozzallo-medici-diritti-umani-consegna-minniti-lettera-sullolocausto-libico/</a><br /><br /><br /><b><i>EVENTS: PERMANENTES VÖLKERTRIBUNAL IN PALERMO EINBERUFEN; DAS JAHR 2017 IST IM LETZTEN MONAT ANGEKOMMEN UND ES IST FAST WEIHNACHTEN...</i></b><br />Die Sitzung des Permanenten Völkertribunals, eine 1979 von Lelio Basso gegründete Institution, wird vom 18. bis zum 20. Dezember in Palermo stattfinden. Teilnehmen werden viele der Vereine, die auf sizilianischem Territorium tätig sind. Die Anklage bezieht sich auf die von der italienischen Regierung und der EU gegenüber dem Geflüchtetenvolk begangenen Verbrechen.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/permanentes-volkertribunal-in-palermo.html">http://siciliamigrants.blogspot.it/2017/11/permanentes-volkertribunal-in-palermo.html</a><br /><br /><a href="http://permanentpeoplestribunal.org/palermo-18-20-dicembre-2017-comunicato-e-giuria-della-seconda-tappa-della-sessione-sui-diritti-delle-persone-migranti-e-rifugiate/">http://permanentpeoplestribunal.org/palermo-18-20-dicembre-2017-comunicato-e-giuria-della-seconda-tappa-della-sessione-sui-diritti-delle-persone-migranti-e-rifugiate/</a><br /><br />Wer dieses Jahr ein soziales Geschenk machen möchte, schenkt noch viel mehr! Beim Kauf eines Produktes von Thraedable, das zu der gemeinsam mit Borderline Sicilia realisierten Reihe gehört, trägst du zur Unterstützung unseres Vereins bei. Schau dir das Video an, und teile es mit deinen Freunden (nicht nur) in den sozialen Netzwerken. <br /><br /><a href="https://www.youtube.com/watch?v=pesPeb4GVFY&feature=youtu.be">https://www.youtube.com/watch?v=pesPeb4GVFY&feature=youtu.be</a><br /><br /><br /><br /><br /><b><i>INFORMATIONEN UND KONTAKT</i></b><br />Für weitere Informationen zu Spenden an Borderline Sizilia Onlus - Banca Etica Popolare di Palermo Agenzia di Via Catania, 24 IBAN IT 28 Q 0501804600000000141148 Codice BIC CCRTIT2T84A – und Neuigkeiten zur Lage in Sizilien, besuchen Sie unseren Blog.<br /><br /><br /><a href="http://www.siciliamigranti.blogspot.com/">www.siciliamigranti.blogspot.com</a> oder folgen Sie uns bei Facebook <br /><br /><a href="http://www.facebook.com/Borderline-Sicilia-ONLUS-1145159495525466/">www.facebook.com/Borderline-Sicilia-ONLUS-1145159495525466/</a><br /><br /><br />Unsere Blogs:<br /><br /><a href="http://www.siciliamigranti.blogspot.com/">www.siciliamigranti.blogspot.com</a> → in italienischer Sprache <br /><br /><a href="http://www.siciliamigrants.blogspot.com/">www.siciliamigrants.blogspot.com</a>→ in deutscher Sprache<br /><br /><a href="http://www.migrantsicily.blogspot.com/">www.migrantsicily.blogspot.com</a>→ in englischer Sprache <br /><br /><br />Wir entschuldigen uns bereits im Voraus, sollten Sie diese Email mehrmals erhalten. Im Falle, dass Sie Probleme beim Empfang unseres monatlichen Newsletters haben oder diesen abbestellen möchten, schicken Sie eine E-Mail an: <br /><br />borderline-sicilia@libero.it <br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">* MEDU – Medici per i Diritti Umani, Ärtze für Menschenrechte <br /><br />* Hotspot - Ein Registrierzentrum für Flüchtlinge im Schengener Raum<br /><br />* CAS - Centro di accoglienza straordinaria, außerordentliches Aufnahmezentrum</span></span></div>
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<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: x-small;"><br /><br />Übersetzung aus dem Italienischen von Moira-Lou Kröll</span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-5469817825264097652017-12-05T15:55:00.000+01:002017-12-26T16:03:05.780+01:00Migrationspolitik und Unmenschlichkeit<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">„Das Leiden der Migrant*innen, die in Libyen gefangen gehalten werden, ist eine Beleidigung für das Gewissen der Menschheit.“ Wer diese Erklärung abgibt ist kein*e Aktivist*in sondern ein Repräsentant des Hochkommissariats für Menschenrechte der UNO.</span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="981" data-original-width="1365" height="229" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi1sj-PIZJ4Y7r6zHRavWVf_sPOcViZFFW04Kf0VikAHWC2oY4Anv5GW19xhJBGGF000Y7ZToPZqlNWpYt6-ceFdKoh1RkVCTpT2j2nJzjYNC_oHUDtA3x1qM4yV9PdpK5Jj2DlhUw7Hj8/s320/1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /><a name='more'></a><br />Was in Libyen geschieht ist das Unvorstellbare, das alltägliche Gewalt wird. Italien und Europa versteifen sich auf kriminelle Weise darauf, Übereinkünfte – auch mit Schleusern – abzuschließen. Dadurch wollen sie um jeden Preis die Menschen aufhalten, die nur ein würdiges Leben suchen. Entscheidungen liegen in der Hand einer kleinen gewalttätigen Elite, die das Leben von Millionen von Menschen durch Politik und Verträge kontrolliert und bestimmt. Sie entscheidet, ob ein Land gut oder schlecht ist, ob ein*e Migrant*in würdig ist, internationalen Schutz zu beantragen oder ob er als unwürdig für die Gesellschaft betrachtet werden muss. In diesem letzten Fall ist er folglich würdig, in Libyen wie in Europa, geschändet, gefoltert und missbraucht zu werden.<br /><br />In den Jahren 2016 und 2017 haben sehr viele unbegleitete minderjährige Geflüchtete in der Wüste oder auf dem Meer ihr Leben verloren. All jene, die die Reise gewagt haben, auch wenn sie noch minderjährig waren, haben auf dem Transit in Libyen die gleichen Grausamkeiten wie die Erwachsenen erlebt. Dann, in Europa angekommen, müssen sie als Sklav*innen auf unseren Feldern und Straßen leben. Es ist ein kleines Heer von Unsichtbaren, das auf der Suche nach einem Ziel umherstreift und dabei durch alle Stufen der Ausbeutung geht. Von den 18.500 unbegleiteten Minderjährigen, die in 2017 angekommen sind, haben mehr als 5500 auf eigene Faust die Einrichtung verlassen, in der sie untergebracht waren. Der Prozentsatz derer, die die Zentren verlassen haben, ist in den letzten Monaten durch die Ankunft sehr vieler tunesischer Minderjähriger gestiegen; sie haben Angst, abgeschoben zu werden und laufen weg, sobald sich ihnen die Möglichkeit bietet. Fluchten, die oft durch klare rechtliche Informationen vermieden werden könnten. <br /><br />Die letzten Daten zu unbegleiteten Minderjährigen sind unbarmherzig und zeigen wieder einmal den hohen Prozentsatz an Verschollenen, d.h. von Minderjährigen, von denen man die Spur verloren hat und die sicherlich in den Maschen der Ausbeuter und Schleuser gelandet sind. Diese erfreuen sich an der inhumanen Politik und an den unrechtmäßigen Praktiken, die von den Institutionen umgesetzt wurden.<br /><br />In diesen Rahmen fügt sich die regionale Aufnahmepolitik gegenüber Minderjährigen ein; diese ist leider katastrophal. Die Region unterschreibt weiterhin Genehmigungen für die Eröffnung von Gemeinschaften zur ersten oder zweiten Aufnahme, ohne wirkliche Kenntnis vom Umfeld zu haben, in dem sie eröffnet werden. Es gibt Ortschaften, in denen die Zahl der Minderjährigen äußerst hoch ist, in denen es aber keine Basisleistungen wie Schule, Gesundheitsfürsorge und soziale Dienste gibt. Um eine Genehmigung zu bekommen reicht es aus, wenn eine Gemeinschaft über ein Gebäude verfügt, auch wenn es irgendwo in den Bergen liegt. <br /><br />Schon lange weisen wir auf ein Problem hin, das in Zusammenhang steht mit der sehr hohen Zahl der Zentren der ersten und zweiten Aufnahme. Diese werden weiterhin eröffnet, obwohl die Ankünfte zurückgehen. Das trägt dazu bei, dass in vielen Zentren nicht alle Plätze belegt sind; daher werden, um weiterhin das entsprechende Kostgeld zu bekommen, die Jugendlichen nicht woanders hin verlegt. So wird die Umsetzung von Bildungsprojekten verhindert. Obwohl dieses Problem mehrmals bei den entsprechenden Stellen angezeigt worden ist, wurde bislang überhaupt keine Lösung gefunden. Die Minderjährigen sind es, die dafür bezahlen; sie verlieren die Hoffnung und wir nehmen ihnen auch noch das bisschen Menschlichkeit weg, das ihnen nach der libyschen Hölle geblieben ist.<br /><br />Auf der anderen Seite gibt es dann Fälle, in denen Gemeinschaften gezwungen sind zu schließen, weil die Institutionen seit einiger Zeit nicht bezahlen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Präfektur von Palermo hat im Januar 2017 die Zahlungen eingestellt. In den letzten Tagen haben einige Gemeinschaften kapituliert, mit dem konkreten Risiko, dass die Aufnahme unter einer Brücke oder unter den Bogengängen einer Bahnstation weitergeht. Auch aus dieser Situation entkommt man nur durch die Flucht um sich eine bessere Zukunft aufzubauen, aber man findet sich in einer Zeltstadt oder in einem verlassenen Landhaus wieder, gezwungen, sich durch Betteln am Leben zu halten. <br /><br />Den Neu-Volljährigen, die einen Schutzstatus haben und die die Gemeinschaften bei ihrem Abgang aus den Zentren nicht begleitet haben, bleibt als einzige Möglichkeit die Straße.<br /><br />Wenn wir ds Monitoring in den Zentren durchführen, treffen wir oft auf Mitarbeiter*innen, die sich ihrer Aufgaben und Befugnisse nicht genau bewusst sind, die mit Verträgen ohne Schutz arbeiten, ihrerseits unterbezahlt und ausgebeutet. Mitarbeiter*innen, die als pädagogische Kräfte eingestellt werden, aber dann ganz was anderes machen.<br /><br />Junge Leute, die gerade ihren Hochschulabschluss erworben haben, die die Kooperativen bis aufs Letzte ausbeuten können. Junge Leute, denen wir auf diese Weise die Leidenschaft für die Arbeit und ihre Zukunft nehmen. Junge Leute, die gezwungen sind, die Arbeit zu verlassen, damit sie nicht wegen der Schikanen, denen sie von Seiten der Arbeitgeber ausgesetzt sind, in der Therapie landen. Dynamiken, die den Institutionen, den Gewerkschaften und den humanitären Organisationen wohlbekannt sind. Diese haben die Möglichkeit, Kontakt zu Migrant*innen und Mitarbeiter*innen aufzunehmen und zu pflegen. Trotzdem werden diese Dynamiken nicht auseinandergenommen. Stattdessen wird das unterstützt, was - für einige Wenige – das Wichtigste ist: dass die Migrationsindustrie wächst und gedeiht.<br /><br />Schließlich wird auch beklagt, dass in den zuletzt eröffneten CAS* im Gebiet von Palermo und Agrigent die Menschen in Einrichtungen untergebracht werden, die verstreut und weit entfernt von bewohnten Ortschaften liegen. Die bürokratischen Verfahren zur Beantragung des internationalen Schutzes werden unterlassen und auch keine rechtlichen Informationen gegeben. Uns wurde von Problemen berichtet beim Zugang zu Grunddiensten und von einem Mangel an Kleidung. Mitarbeiter*innen mit einem guten Herzen setzen eine Menge dran, diese Mängel zu beheben: Sie bringen die Leute zu den Einrichtungen, die in Palermo eine Kleiderkammer unterhalten, wie das Zentrum Astalli, und sie begleiten sie, wegen der schlechten Qualität des Essens, mit dem sie in den Zentren versorgt werden, zur Mensa der Caritas, um dort zu essen. <br /><br />Die Unmenschlichkeit dieser Politik ist auch für die Migrant*innen offensichtlich, die die Konsequenzen am eigenen Leib spüren. Die Frage, die einem unserer Freude von einem der tunesischen „Geisterjugendlichen“ gestellt wurde, macht deutlich, dass sie sich der Ungerechtigkeit dieses Systems bewusst sind: „Warum können eure Rentner*innen und Unternehmer*innen in unser Land kommen und wir werden abgeschoben? Sind nicht auch wir euren jungen Leuten ähnlich, die zu hunderttausenden Italien verlassen? Sind sie nicht auch Wirtschaftsmigrant*innen?“<br /><br />Redaktion Borderline Sicilia<br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;"><br />*CAS - Centro di accoglienza straordinaria, außerordentliches Aufnahmezentrum<br /><br /><br />Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber</span></span></div>
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Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-25656366836130820512017-12-01T19:44:00.000+01:002017-12-25T19:46:28.160+01:00Migrant*innen, NGO klagt an: auch Rom untersagt Rettungen <span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a href="http://www.redattoresociale.it/Notiziario/Articolo/557121/Migranti-l-ong-accusa-soccorsi-in-mare-fermati-anche-da-Roma?UA-11580724-2">Redattoresociale.it </a>- Die Retter*innen der NGO SOS Méditerranée werden vor der Küste Libyens gezwungen, vier Stunden lang nicht einzugreifen für die Rettung zweier Boote in Seenot. Der Befehl an ihr Schiff Aquarius sich auf "Distanz zu halten" wegen der Anwesenheit der Küstenwache von Tripolis erging auch von den Behörden in Rom.<br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="400" data-original-width="600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlvvEcTZJnQCaF49-Y5toebRAbBfQY1_P6ET4OpBv5yNk86GWJq97xXGPtik064kN5x-6sJPISFSIfhb6CH7TjkjKK-TKSz7Qv2GOCQX3uC0FvGpXy-YhnyHRIVgM_Sccd-QgG4BAjI6U/s320/Sos+Mediterranee.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Foto: SOS Méditerranée</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a> </span><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /><br />ROM – die Retter*innen der NGO<i> SOS Méditerranée</i> wurden gezwungen während 4 Stunden nicht einzugreifen, als vor der Küste Libyens zwei Boote mit Migranten zu sinken drohten - berichtet die NGO. <br /><br />Offenbar kam die Anweisung "sich auf Distanz zu halten" an die Besatzung ihres Bootes Aquarius am Freitag, den 1. Dezember wegen der Anwesenheit der Küstenwache von Tripolis, auch von den Behörden in Rom. Die Migrant*innen wurden in der Folge nach Libyen zurückgebracht.<br /><br />Am gleichen Tag erreichten 421 von SOS Méditerranée gerettete Personen Catania. Sie wurden von einem überfüllten Boot geholt. Die Migrant*innen, fast alle aus Eritrea und Somalia, kamen aus der Gegend von Sabratha und wurden von dort nach Bani Walid gebracht.<br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">Übersetzung aus dem Italienischen von Susanne Privitera Tassé Tagne </span></span>Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-82641605758441371682017-12-01T13:13:00.000+01:002017-12-25T17:03:59.476+01:00Entscheidungen und aufgezwungene Prioritäten, die die Risiken nicht berücksichtigen <span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Am Montag, den 27. November 2017 erreicht das Schiff Aquarius den Hafen von Catania, mit 421 Menschen, hauptsächlich Eritreer*innen, an Bord. Unter den Geretteten sind auch 5 Männer, die aus Ägypten, Bangladesch, Äthiopien, Pakistan und Süd-Sudan stammen. Sehr hoch ist die Prozentzahl der Frauen - ca. 40% - unter ihnen sieben Schwangere, und der Minderjährigen – insgesamt 98 – darunter 60 unbegleitete. Während der Anlandung mussten 3 Migrant*innen ins Krankenhaus eingeliefert werden, unter ihnen eine im neunten Monat schwangere Frau, deren Fruchtwasser geplatzt war. </span><br />
<div>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgc_F9Th8uTabNTGS86avGJbGUsm9EkV3QKgd4Q9yK5nd65qFDp6amKAhLuTess5OOABpycWLdyVo28CaewMbIAIySRK83dkbpt30D6VEaSD4J-0EfolDr_GWwGKNW0Qrh5_iB3E7qGbyE/s320/1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<div>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"></span><br />
<a name='more'></a><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br /><br />Die Rettung dieser 421 Menschen hat am Samstag, den 25. November stattgefunden: Die Migrant*innen befanden sich in einem Holzboot eingepfercht und im Kielraum – wo am wenigsten Luft ist – waren hauptsächlich die Frauen und die Kinder untergebracht. Zum Glück kam es während der Rettung zu keinen Komplikationen: An den Rettungsoperationen war nur das Schiff von Sos Méditerranée beteiligt, das vom Italian Maritime Rescue Coordination Center (IMRCC) beauftragt worden war, einzugreifen.<br />
<br />
Ein Tag zuvor was alles anders gelaufen. Im Laufe des Vormittags des 24. November hatte die NGO Sos Méditerranée zwei Boote mit Migrant*innen in internationalen Gewässern entdeckt. Obwohl ein sofortiges Eingreifen notwendig gewesen wäre, bekam das Schiff der NGO keine Erlaubnis, die Rettungsmaßnahmen einzuleiten, da immer noch die Weisung gilt, dass die Aktionen der Libyschen Küstenwache Vorrecht genießen, auch wenn dies die unmittelbaren Erfordernisse des Moments unberücksichtigt lässt.<br />
<br />
In der Tat hat das IMRCC paradoxerweise dem Schiff Aquarius befohlen, sich auf Distanz zu halten und sich nicht einzumischen, obwohl das Boot schon ganz in der Nähe war, da sich die Libysche Küstenwache darum kümmern sollte.<br />
<br />
Die Boote wurden erst nach vier Stunden erreicht - in der Zwischenzeit war das Risiko eines Schiffbruchs sehr hoch und das Leben der Migrant*innen in großer Gefahr. Die Crew des Aquarius musste also machtlos ganze vier Stunden lang zusehen, wie die Migrant*innen um ihr Leben bangen mussten, bis sie von den libyschen Autoritäten gerettet und doch beschämenderweise zurück in die Hölle gebracht wurden, nachdem sie von den Gräueltaten, die sie in Libyen erduldeten, geflohen waren.<br />
<br />
<br />
Viola Gastaldi<br />
Borderline Sicilia<br />
<br />
<span style="font-size: x-small;">Aus dem Italienischen von A. Monteggia übersetzt</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-15605222186192612052017-11-24T16:38:00.000+01:002017-12-04T16:42:18.523+01:00Die ehemalige Kaserne Gasparro und der Rione Bisconte: Zerfall und Verwahrlosung <span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Lage in der ehemaligen Kaserne Gasparro im Stadtviertel Bisconte in Messina verschlechtert sich zusehends, insbesondere jetzt nachdem seit Ende September zu dem schon vorhandenen Aufnahmezentrum eine neue Einrichtung hinzugekommen ist – <a href="http://antoniomazzeoblog.blogspot.it/2017/09/messina-finiti-i-lavori-per-la.html">Container</a> und Fertighäuser, <a href="http://fra.europa.eu/en/event/2017/fundamental-rights-support-italian-authorities-migration-hotspots">die offiziell als Hotspot* dienen</a>. <br /> </span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1068" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_oo3e_0xckjWwdytaFC7U1heAMcZaIjxwvdvot73b4gtk5ihJfRNUelMDdw2nLnqbd_0_K-HgzhYckbWS2wOEKhaY1q5ggh5H-6_pyZsL3BhJcf2f-9ln_rePwrK3ta67LZndXWlvrRg/s320/1.Complesso+dell%2527ex+caserma+Gasparro+dall%2527alto.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Messina - Die Einrichtung der ehemaligen Kaserne in Bisconte</td></tr>
</tbody></table>
<br /><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br /><br /> Hier gibt es zwei Einrichtungen, die von zwei verschiedenen Genossenschaften geführt werden. In der Mitte des Areals befindet sich das außerordentliche Aufnahmezentrum (CAS*), das von der Genossenschaft Senis Hospes geführt wird und das bis zu 200 Bewohner*innen in drei großen Räumen aufnehmen kann. Auf der anderen Seite des Metallzaunes, der die beiden Einrichtungen trennt, befindet sich der Hotspot*, der von der Genossenschaft Badia Grande geführt wird und der aus Fertighäusern für insgesamt 250 Menschen besteht. Um in den Bereich zu gelangen, wo sämtliche Identifizierungsaktivitäten verlagert wurden, die zuvor direkt nach der Ankunft am Hafen von Messina stattfanden, muss ein von Polizeikräften überwachtes Tor durchquert werden. <br /><br />Der Kontakt zwischen den Bewohner*innen der zwei Zentren ist faktisch nicht vorhanden. In der Tat haben wir festgestellt, dass die Migrant*innen kaum wissen, was auf der jeweils anderen Seite des Zaunes passiert. Im CAS* werden hauptsächlich Männer aus den Gebieten südlich der Sahara untergebracht, die als potenzielle Asylsuchende klassifiziert wurden. Im Hotspot* dagegen, der zurzeit leer steht, waren überwiegend Männer und Familien aus Nordafrika untergebracht, d.h. Menschen, die als Wirtschaftsgeflüchtete klassifiziert wurden und daher mit einem Ausweisungsbescheid rechnen müssen. <br /><br />Obwohl die Arbeiten an den Gebäuden gerade erst beendet wurden, kann man durchaus sehen - sogar von außen -, dass die Sicherheitsbestimmungen offensichtlich ungeeignet sind: Es gibt tatsächlich nur einen Notausgang und wenn man bedenkt, dass die Anzahl der Bewohner*innen auf mehr als 600 angestiegen ist, wird sofort klar, dass es fast unmöglich ist, im Notfall angemessen zu reagieren. Außerdem, wie uns von mehreren Bewohner*innen berichtet wurde, stehen im CAS* die Stockbetten so nah beieinander, dass der Zugang äußert erschwert wird und darüber hinaus dadurch die Privatsphäre gleich Null ist. Schlussendlich wird die Unwirksamkeit der Arbeiten ganz klar durch die Erzählungen vieler Bewohner*innen des CAS* belegt. Aufgrund starker Regenfälle wurden neulich die Räume überschwemmt und deswegen mussten viele Migrant*innen auf Feldbetten in großen Zelten schlafen. </span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-bDFlXzqN49lmbNDcr0xi-ELrkY37BSo24JzYFL9S6j1Bn9LwJjKgPvKpAiPWE2Ielmg15HD2eykqeXfghtgXpGO9byUlozhYam2qZh5F01VNSc7u4DuBPzu4a_yNOM1RkpZRgk_hobw/s320/3.cas+e+hotspot.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Schon durch eine flüchtige Betrachtung von außen fällt die Bedenklichkeit der Organisation der Einrichtungen auf: Gemeinschaftsräume existieren nicht; die Migrant*innen müssen ihre Wäsche auf dem Zaun aufhängen; einige Toiletten sind chemische Klos und – wie uns berichtet wurde – steht Warmwasser nur für einige Stunden am Tage zur Verfügung. Außerdem werden Kleidung und Schuhe nur bei der Ankunft verteilt und die Migrant*innen bekommen im Laufe ihres Aufenthaltes nichts Neues zugeteilt. In der Tat sieht man in der Stadt Bewohner*innen des CAS*, die trotz des Rückgangs der Temperaturen immer noch Sommerkleidung tragen. Dieser Aspekt ist bedenklich nicht nur wegen der Entmenschlichung der Migrant*innen, sondern auch bezüglich der Hygiene. Etliche junge Migrant*innen haben uns Hautrötungen gezeigt und sich über auf dem ganzen Körper verbreiteten Juckreiz beschwert. <br /><br />Aus den gesammelten Aussagen geht ferner das Problem der Verspätung im Ausfüllen des Antrags auf Asylschutz hervor. Solange diese Prozedur nicht eingeleitet wurde, dürfen die Asylsuchenden sich nicht im it. Gesundheitssystem anmelden. Somit haben sie zu ärztlicher Behandlungen und Medikamente nur als zeitlich begrenzt wohnhafte Ausländer*innen* Zugang. Aber auch hier werden die Migrant*innen nicht von den Mitarbeiter*innen der Aufnahmeeinrichtung unterstützt. Uns wurde erzählt, dass mehrere junge Männer, die krank waren, eine Lösung außerhalb des Zentrums suchen mussten, beziehungsweise warten mussten, bis sie in eine andere Einrichtung verlegt wurden. <br /><br />Die Wartezeiten sind extrem lang und hinzu kommt ein schwerwiegender Mangel an rechtlichem Beistand: Anhand der gesammelten Aussagen vergehen mindestens drei Monate nach dem Einzug in das CAS* bevor der Asylantrag gestellt wird. Das Warten scheint die einzige Vorgabe zu sein, ohne jegliche Hinweise oder Erklärungen. <br /><br />In diesem Durcheinander, wo die Aufnahme schlecht funktioniert und das Wohl der Bewohner*innen immer erst an zweiter Stelle steht, fällt die Ausgabe des Taschengeldes auch nicht positiv auf. Wir haben schon öfters festgestellt, dass die Einrichtungen auf Sizilien immer wieder Phantasie beweisen, wenn es darum geht, die berüchtigten 2,50 € pro Tag an die Asylsuchende auszuzahlen. Manche haben sich für Zigaretten entschieden, andere für Pre-Paid-Karten, die ausschließlich an den Snack-Automaten in den Zentren funktionieren. Senis Hopes hat sich hingegen für die Variante „Essensgutscheine“ entschieden. Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind katastrophal: In den Supermärkten bilden sich unglaublich lange Schlangen und das hat in einigen Fällen dazu geführt, dass die Ladeninhaber*innen sich weigern, die “Essensgutscheine” zu akzeptieren. Es scheint schwierig mit 2,50 € etwas Vernünftiges einzukaufen und daher werden die Gutscheine weiter verkauft, um sich dann mit dem gewonnenen Geld das zu kaufen, was man möchte. Das erzeugt also, könnte man/frau sagen, Schwarzmarkt, aber auch Betteln, weil die 2,50 € nicht reichen, um über dem Notminimum hinaus irgendeinen Bedarf zu decken. <br /><br />Die Bewohner*innen der ehemaligen Kaserne sind gezwungen tagtäglich mit den negativen Aspekten einer notdürftigen Aufnahme zu leben, in einer Ungewissheit, in der das Warten ohne Ende zu sein scheint. Dieses ewige Warten fördert die Bereitschaft der Mehrheit der Gäste, das Zentrum zu verlassen, um der Apathie zu entkommen, aber gleichzeitig erschwert dieser Schritt weiter den Weg der Anerkennung des Asylschutzes und dem damit verknüpften Integrationsprozess. Schwer zu sagen, ob das nur die Folge oder sogar das Ziel des Wartens ist. Es ist ein Teufelskreis, der auf der einen Seite nur Illegalität und auf der anderen Seite Hass, Xenophobie und Vorurteile produziert. <br /><br />Diese Lage spiegelt sich in den verschiedenartigen Protesten, die sowohl von den Bewohner*innen des Viertels Bisconte, als auch von den Migrant*innen durchgeführt wurden, um ihren Missmut zu äußern. <br /><br />Obwohl er von den Medien nicht wahrgenommen wurde, fand der letzte Protest der Migrant*innen am 6. November aufgrund der Überschwemmung des Zentrums statt. Der Protest fruchtete jedoch nicht, die Lage hat sich nicht geändert. <br /><br />Der Unmut der Bewohner*innen dieser Gegend wurde zuletzt <a href="http://www.gazzettadelsud.it/gallery/messina/263561/migranti-alla-gasparro-protesta-dei-residenti.html">am 19. Oktober geäußert</a>, als diese auf die Straße gingen und mit Müllcontainern den Platz vor der ehemaligen Kaserne blockierten, woraus sich eine stark angespannte Stimmung entwickelt hat. Ziel des Protests war das Erreichen größere Sicherheit und Schutz für die Bewohner*innen des Viertels, die unter anderen schon seit langen um die Wiedereinschaltung der Straßenbeleuchtung kämpfen. Die Bewohner*innen fühlen sich durch die Präsenz der nicht willkommenen Migrant*innen immer mehr bedroht. <br /><br />In der Tat wurden das CAS* und der Hotspot* in einem Viertel angelegt, das schon seit Langem mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat: Bisconte ist ein Gebiet, das von den Institutionen vernachlässigt wurde und das schon seit Langem und mit Nachdruck, leider ohne Erfolg, nach einer Aufwertung verlangt. <br /><br />Es ist nicht hinzunehmen, dass immer wieder Entscheidungen getroffen werden, die paradoxerweise bar jeder Vernunft sind, wo hingegen schon der gesunde Menschenverstand Lösungen vorschlägt, die ein gutes Funktionieren der Aufnahme garantieren und den erhofften Weg der Integration begünstigen würden. <br /><br />Im Fall von Bisconte hat eine vorherige und notwendige Bewertung der Realität des Viertels komplett gefehlt: In einem Kontext, der von sich aus durch Vernachlässigung und <br /><br />Zerfall gekennzeichnet war, wurden sogar zwei Einrichtungen eröffnet, die in sich weitere Schwierigkeiten und Problematiken bargen, die den im Viertel schon vorhandenen Missmut noch gestärkt haben. <br /><br /><br /><br /> Viola Gastaldi</span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Sara Ravasio</span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /> Borderline Sicilia<br /><br /><br /> <br /><span style="font-size: x-small;"><br /></span></span><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><span style="font-size: x-small;">* CAS- Centro di accoglienza straordinaria - Außerordentliches Aufnahmezentrum </span></span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><span style="font-size: x-small;"><br />* Hotspot - Ein Registrierzentrum für Flüchtlinge im Schengener Raum <br /><br />* STP (Straniero Temporaneamente Permanente = zeitlich begrenzt wohnhafte Ausländer*innen <br /><br /><br /> <br /><br />Aus dem Italienischen von A. Monteggia übersetzt</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-29191698311231265092017-11-16T19:18:00.000+01:002017-12-18T19:22:49.502+01:00Die neuen Sklav*innen<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">“Ein Freund hatte mir gesagt, dass ich Arbeit finden und die Möglichkeit haben würde etwas Geld zu verdienen. Ich muss weiterhin meine Frau und meine Kinder ernähren, nachdem ich meine Arbeit in Rom verloren habe, wo ich seit vielen Jahren lebe. Aber er hatte mir nicht gesagt, dass ich in diese Hölle geraten würde.“ </span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="755" data-original-width="1354" height="178" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtmZowJjs0-RnASy_csQ9XKJad5fa5-60RUTSp2b2P6yNunfFgt-EGuDXq9G_voD6eU8PiDg5zbOr9VmH5HVWpmiFBSGNOmYSLG9Pbj4UZ7uVGQwh-kD8LZfcNvdLgVrX6jGAvTK-hxos/s320/Campobello+1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<a name='more'></a><br /><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">„Ich schäme mich an diesem Ort zu leben und ich schäme mich es meiner Frau zu erzählen. Daher lächele ich am Telefon, aber eigentlich würde ich so gern zurück, auch wenn ich es nicht kann. Deshalb lasse ich mich ausnutzen, lasse mich von Euch Italiener*innen für wenige Euro demütigen. Wenigstens kann ich dann meiner Tochter ein Weihnachtsgeschenk kaufen, obwohl wir Muslim*innen sind, aber sie ist hier geboren und möchte wie alle anderen Kinder feiern. Sie ist Italienerin, aber für Euch bleiben wir Ausländer*innen und deshalb können wir nur Sklav*innen sein; bitte fotografiert mich nicht, ich möchte nicht, dass meine Tochter oder die Mutter einer ihrer Freundinnen mich so sieht: sie würde nur noch mehr ausgegrenzt werden.“<br /><br />Das sind die Worte eines Vaters, einer der vielen die ich hier an diesem neuen Ort, der im Umland von Campobello di Mazara entstanden ist, getroffen habe. Ein Ort, dessen Luft fast nicht einzuatmen ist, weil die hygienischen Zustände denen einer Müllhalde gleichen. <br /><br />Wenige Menschen wollen sprechen, wenige wollen uns in die Augen sehen, sie schämen sich zu sehr. Wenige haben Lust, abermals von einem Weißen zu ihren Arbeitsbedingungen befragt zu werden. Eine weitere von vielen Demütigungen nach den Erlebnissen in Libyen oder in den Aufnahmezentren. <br /><br />Es fühlt sich an wie das Versagen der Menschheit, wie auch an anderen Nicht-Orten. Campobello folgt den Kriterien und dem Diktat eines kriminellen Gesetzes, das Unsichtbare „produziert“, um sie auszubeuten. Es dient dem Erhalt einer Landwirtschaft, die sich inzwischen nur noch auf die neuen Sklav*innen stützt, die teilweise jung und teilweise in die italienische Gesellschaft integriert sind, aber immer Sklav*innen bleiben.</span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="701" data-original-width="1051" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiZrp9bIBBpYXvjslw7v-B3pFLGm6n8BOzHIczUZCLQ1mqD2QWzuddyHu0Lct2rCiiO49p-_0WnAat8DoKuYNW2fw8JZsMkxxRqgXUKBZPPbqOb2tcroNcsFPbTi1OyImVRnzkmIhz9l3U/s320/Campobello+2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Der Eindruck bestätigt sich, dass wir Ousmane zum zweiten Mal getötet haben, weil die Umstände heute in der Zeltstadt „Erbe Bianche“ schlechter sind als zum Zeitpunkt seines Todes, der von einer Politik verursacht wurde, die sich nur nach den Interessen der Produzenten und den großen Unternehmen in der Oliven- und Ölproduktion richtet. <br /><br />Nach drei Jahren Erfahrung im Zusammenhang mit der ehemaligen Ölmühle von Fontane D’oro, haben der Präfekt und die an der Ernte interessierten Kommunen dieses Jahr eine unzumutbare Entscheidung getroffen. Während noch auf die Ankunft der Arbeiter*innen gewartet wurde, haben sie versucht Zeit zu gewinnen. Die Zivilgesellschaft hingegen hat sich darum bemüht, eine menschenwürdigere Lösung zu finden. Letztendlich hat man sich dazu entschlossen, keine Entscheidung zu treffen und die ehemalige Ölmühle sogar ganz zu schließen. Man hat dadurch eine Auseinandersetzung unter den Migrant*innen riskiert, die um einen der 250 festen Plätze auf dem Gelände hätten streiten müssen, das inzwischen das Zuhause der Erntehelfer*innen geworden ist. Auch in dieser Hinsicht hat die Politik kläglich versagt, während die Arbeiter*innen, mit einer Solidarität die mittlerweile auch innerhalb der sozialen Bewegungen, welche immer auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit sind, kaum noch zu finden ist, sich dazu entschlossen haben nicht hineinzugehen und das Areal unbesetzt zu lassen. </span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1051" data-original-width="747" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiM4HL72UVQQczgtx6LznASWXVBAgx0-X_9ekmQBRDipCKn4raHYOiJq3nwXqOwDJbLOe7ToW13CoGTz0ZoPyRwZeb3znNly04TjW7ZGyceRvaX3ijdPoGees0_aqtF7rGao4vvsVg-hZw/s320/IMG-20171004-WA0029.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="227" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Entscheidung war letztendlich auch darauf basiert, dass nur einer geringen Anzahl an Personen Zutritt gewährt wurde, während weitere tausend ausgeschlossen wurden. In jeglicher Hinsicht ist die Aussicht auf Zutritt völlig unrealistisch für die meisten von ihnen. <br /><br />Wir sind neugierig darauf vom Bürgermeister zu erfahren, wie die 52.000 Euro aus öffentlichen Geldern, welche für die Aufnahme von Saisonarbeiter*innen zur Verfügung gestellt wurden, eingesetzt wurden, angesichts der Tatsache, dass die alte Ölmühle – als wir hineingegangen sind – vollkommen leer war und nur mit dreckigen Bädern und Duschen sowie kaltem Wasser ausgestattet war, wie bereits beim vergangenen Mal. 52.000 Euro für ein Geländer? Es ist das einzig sichtbare Element welches das Gebäude umgibt, das heute ein SPRAR* beherbergt.<br /><br />Viele Fragen bleiben ohne Antworten, weil der Anblick der Zeltstadt einen wirklich sprachlos macht und die Tatsache, dass dies von einer Institution so gewollt ist, lässt einen bitteren Nachgeschmack zurück. In Erbe Bianche, das inzwischen berühmte Viertel von Campobello, hört die Menschlichkeit auf und wir fragen uns, wie die Jugendlichen, Männer und Frauen die Demütigungen ertragen, nach allem was sie erlebt haben. <br /><br />„Ich bin 58 Jahre alt und Ingenieur, ich bin Sudanese und lebe seit 19 Jahren in Rom. Wie Du siehst, wohne ich in einem Auto, welches ich am Tag dafür nutze Holz aufzusammeln und Wasser zu erhitzen, dass ich dann für 50 Cent pro Eimer verkaufe. Ich schaffe es nicht mehr, Oliven zu sammeln, deshalb habe ich mir diese Arbeit ausgedacht, denn anderenfalls würden meine Freunde vor Kälte sterben. Wir haben kein Wasser, kein Licht und mit vier Planen und vier Holzbrettern habe ich eine Dusche gebaut, die immerhin noch besser ist als die der Gemeinde, erstens weil sie sauber sind und zweitens weil das Wasser warm ist. Und dann riechst Du den Gestank der Bäder und siehst, dass sie seit einem Monat hier sind und nie jemand gekommen ist um sie zu reinigen. Wir riskieren krank nach Hause zu fahren. Was glaubt ihr denn wie Bäder sauber bleiben sollen bei 1800 Menschen die dreckig von den Feldern zurückkommen? Eine Toilette für 90 bis 100 Personen, das ist unmenschlich.“<br /><br />Wir können D. nicht widersprechen und setzen unseren Rundgang durch das Dorf Erbe Bianche in dem Bezirk von Campobello fort, in welchem wir einen Tabakverkäufer, verschiedene Restaurants, Gemüsehändler, einen Schuh- und Klamottenladen, Metzger und einen Barbier vorfinden. Eine kleine, schmutzige, übelriechende, verlassene Stadt, in welcher wir viele unbegleitete Minderjährige vorfinden, welche die Gemeinde verlassen haben, der sie zugewiesen wurden oder die aus dem Norden kommen um ihren Eltern zu helfen wenn diese ihre Arbeit verloren haben. Die meisten von ihnen stammen aus dem Senegal, aber es gibt auch eine große Anzahl an Nordafrikaner*innen. Einige tragen noch die Kleidung der Anlandung, wo sie auch den Bescheid der „Seven Days“* erhalten haben. Man findet hier wirklich alles, es scheint an nichts zu fehlen: noch nicht mal die nigerianischen Mädchen, welche in einem Zelt zur Prostitution gezwungen werden. Auch hier hat jemand die Situation ausgenutzt um daraus Gewinn zu schöpfen. Eine Stadt, die völlig im Dunkeln liegt, in welcher die Nacht früh anbricht und in welcher Diskriminierung Teil des Alltags sind. <br /><br />Die Lokalbevölkerung verhängt die Ausgangssperre vom späten Nachmittag an und so sind die Migrant*innen die einzigen die durch Campobello laufen, um ihr weniges Geld in den Bars, in den Geschäften des Ortes auszugeben, wo nichtsdestotrotz ein starker Rassismus vorherrscht. <br /><br />Auch in diesem Jahr, weigert man sich Wohnungen an Schwarze zu vermieten. Es gibt keine angemessene medizinische Versorgung und der Notruf reagiert nicht in der nötigen Geschwindigkeit. Die Jugendlichen haben uns mehrmals von diesen schrecklichen Vorfällen berichtet und einmal waren wir sogar selbst dabei: wir konnten feststellen, dass auf die Anrufe der Migrant*innen nicht geantwortet wurde, während man unseren Anruf sofort entgegennahm. Der Krankenwagen ist nach nur 10 Minuten erschienen (während sie es für zwei Stunden versuchten). Sofort nachdem der Krankenwagen eingetroffen war, haben der Fahrer und der Krankenpfleger die Dame einsteigen ließen und beschwerten sich dabei den „Taxi- Service für diese Schwarzen“ machen zu müssen, „denen ja eh nichts fehle.“ Nur aufgrund unserer Anwesenheit, haben sich die Gemüter der verzweifelten und müden Menschen nicht weiter erhitzt, welche den Fahrer nur gebeten haben seine Pflicht zu erfüllen und den Arzt ein Urteil fällen zu lassen. Nur zur Klarstellung, die Dame wurde anschließend wegen Problemen mit dem Blutdruck stationär aufgenommen. <br /><br />F., auch er Senegalese, sagt: “Ich werde nicht mehr kommen. Ich komme von Borgo Monero wo ich in der Landwirtschaft arbeite und da es dort keine Arbeit im Moment gibt, bin ich zum ersten Mal hierher gekommen. Aber für 3 Euro pro Kiste ist das hier keine Arbeit, sondern Sklaverei und in diesen Umständen zu leben ist wirklich unmöglich. Ich mache das noch eine Woche und dann gehe ich weg aus dieser Hölle. <br /><br />3 Euro pro Kiste bedeutet, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr noch weiter gefallen sind, aufgrund des institutionellen Desinteresse, das nur einer größeren Ausbeutung der ArbeiterInnen dienen und damit die altbekannten Verdächtigen weiter bevorteilen soll: ein institutionelles Versagen um somit die Voraussetzung für neue Sklaverei zu schaffen. <br /><br />„Ich bin hier und warte darauf, dass meine Aufenthaltsgenehmigung erneuert wird. Ich warte seit zwei Monaten, man hat mich immer noch nicht angerufen und ich muss doch trotzdem überleben. Warum vergeht denn so viel Zeit nur für eine einfache Erneuerung? Das kann nicht sein, es geht einem hier so schlecht, es ist kalt, wir leben in Mitten von Schlamm und ich muss immer noch warten.“ Institutionelles Desinteresse und bürokratische Ineffizienz, welche innerhalb der Zeltstadt neue Formen der Ausbeutung und Schattenwirtschaft haben entstehen lassen, wie etwa betrügerische Verträge, gefälschte Aufenthaltsgenehmigungen, um das an die Migration gekoppelte Business weiter sprießen zu lassen.</span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="780" data-original-width="1600" height="156" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjj0zh0tTl9LSlSo9loijYPFQlN4hnaiE87iTmC_EnebRHZ7qvmO7loZ3MmE-w6teLd56RnSqu_lQdAe_MRnLgYpXLglPGqubJ6Q09RpQfEqLZHO9TCMvCJuWwFppUR1hrZPXTzt297ihU/s320/IMG_20171102_163354.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Auf unserem Rückweg überqueren wir erneut das Dorf aus Eternit, tierischen Überresten und Schlamm, vorbei an Nigerianer*innen, Senegales*innen, Tunesier*nnen und Gambier*innen. Alle bitten uns ihnen zu helfen bei der Bearbeitung der Aufenthaltsgenehmigungen und so mancher der uns nicht kennt bietet sich uns sogar auf folgende Weise an: „Ich will arbeiten, ich bin jung, ich gebe mich mit allem zufrieden.“ Leider müssen wir S., den jungen Senegalesen der aus Mailand kommt, enttäuschen. Er hat das Gymnasium beendet, hat aber nicht die Möglichkeit eine Universität zu besuchen. Er spricht sehr gutes Italienisch und ist gekommen um seiner Mutter und seinen zwei kleinen Geschwistern zu helfen. S. hat seiner Mutter nicht gesagt, wo er wohnt und welche Arbeit er verrichtet, er hat nur gesagt, dass er von vielen Freunden umgeben ist. <br /><br />Ja, 1799 Freunde, die sich helfen und sich respektieren, aber welche von uns nicht respektiert werden und welche wir zu Sklav*innen machen wollen: zu neuen Sklav*innen.<br /><br />Und während wir weggehen, kehren viele von den Feldern zurück, zu Fuß oder auf den Lastern der Bauern, die ihnen einen Treffpunkt auf dem Marktplatz des neuen Dorfes nennen, um für weitere 14 Stunden für 3 Euro pro Kiste zu arbeiten. <br /><br />Seien wir uns bewusst wenn wir in die Supermärkte gehen, dass unser Öl oftmals von dem Schweiß und dem Blut der neuen Sklav*innen getränkt ist. <br /><br />Alberto Biondo<br /><br />Borderline Sicilia<br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">*SPRAR: SPRAR - Sistema di protezione per rifugiati e richiedenti asilo: Schutzsystem für Asylsuchende und Geflüchtete, kommunales Aufnahmesystem auf freiwilliger Basis (keine staatliche Verpflichtung), ca. 3000 - 3500 Plätze in ganz Italien. Soll zur Integration der Geflüchteten dienen.<br /><br />*Seven Days - ein Ausweisungsbescheid mit der Aufforderung, das Landesterritorium Italiens binnen sieben Tagen zu verlassen.<br /> <br /><br />Aus dem Italienischen von Giulia Coda</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-68714276298949796102017-11-16T09:59:00.000+01:002017-12-18T10:12:54.913+01:00Die Italienische Lotterie der Aufnahme<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><b>Die Kritik von Oxfam Italien </b><br />Das italienische Aufnahmesystem lässt den Zufall das Schicksal tausender flüchtender Personen entscheiden, die in unserem Land angekommen sind. So lautet die Anklage im neuen Bericht <a href="https://www.oxfamitalia.org/wp-content/uploads/2017/11/La-Lotteria-Italia-dellaccoglienza_Report-Oxfam_8_11_2017_Final.pdf">„Die italienische Lotterie der Aufnahme“</a>. 8 von 10 Migrant*innen sind „not“-untergebracht in siebentausend außerordentlichen Aufnahmezentren, die oftmals keine angebrachten Leistungen für die Integration anbieten. Oxfam Italien verlangt von der italienischen Regierung eine radikale Reform, die das Recht auf gleiche Behandlung sicherstellt, über die „Notfall“-Maßnahmen hinaus, die die Verwaltung der Migrationsströme ins Auge fassen.</span><br />
<div>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br /></span>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="600" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimfIt34AfGpHuHjQy0VzqGD3ZHaN2DMeaenYQZFIMHykqOem3oq9u2C7KM6bUhhMmxVE1bIL2_byX00Tc8a_M938yhhx0suqgb3ZxRd795deiS02Eljz5jOWQFYdnVQ3Ic4tacJkJ1DCk/s320/Lotteria+Italia.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="240" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<a name='more'></a><br />
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><b>Die Defizite des Aufnahmesystems in Italien </b><br />Der Bericht <a href="https://www.oxfamitalia.org/wp-content/uploads/2017/11/La-Lotteria-Italia-dellaccoglienza_Report-Oxfam_8_11_2017_Final.pdf">„Die italienische Lotterie der Aufnahme“</a> benennt die schwachen und irrationalen Elemente des italienischen Systems, in dem die Migrationsbewegungen immer noch gehandhabt werden, als seien sie eine Ausnahme. Das Schicksal tausender Personen, die sich psychisch und physisch in katastrophalen Zuständen befinden, wird auf willkürliche Art und Weise bestimmt. Zum Beispiel wie folgt: </span><br />
<ul><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">
<li>Die Asylbewerber*innen, die in unser Land kommen, werden Opfer von summarischen Identifikationsprozeduren und einer ineffizienten Bürokratie, die sie zufällig in die eine oder andere Einrichtung, in die eine oder andere Stadt schickt, einfach auf der Basis momentan zur Verfügung stehender Schlafplätze. </li>
<li>Die individuellen Geschichten werden nicht in Betracht gezogen: man kann in Einrichtungen landen, in denen tausende von Personen zusammengepfercht untergebracht sind oder in welchen, in denen man auf anständige Art und Weise in Integrationsprogramme und den Arbeitsmarkt eingeführt wird. </li>
<li>Das Risiko bleibt hoch, dass Familienangehörige voneinander getrennt werden, dass de facto das Recht verweigert wird, einen Asylantrag zu stellen oder dass bei der Verwaltung des unendlichen Ausnahmezustands unmögliche Lebensumstände, soziale Spannungen und lange Wartezeiten verursacht werden. </li>
</span></ul>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">
<br /><b>Die Zahlen des „Ausnahmezustands“</b><br />In Italien werden auf 1000 Einwohner*innen 3 Asylbewerber*innen aufgenommen. Eine Zahl, die den „Invasions“-Alarm, auf den bei jeder neuen Ankunft hingewiesen wird, keinesfalls rechtfertigt. Vor allem, wenn man beachtet, dass in Deutschland diese Zahl bei einem Verhältnis von 8 zu 1000 liegt.<br /><br />Trotzdem wird die Situation in Italien grundsätzlich der Logik des Ausnahmezustands folgend gehandhabt. Dementsprechend werden immer wieder neue außerordentliche Aufnahmezentren (CAS*) eröffnet, was sich nachteilig auf das gewöhnliche System der SPRAR* auswirkt. Inzwischen werden die Asylbewerber*innen dem einen oder dem anderen System per Zufall zugeteilt.<br /><br />Im März dieses Jahres waren die Menschen, die über Meer oder über Land nach Italien gekommen und in das Aufnahmesystem aufgenommen worden waren insgesamt 174.356. Also 3,5% der ausländischen Bewohner*innen in Italien und 0,29% der Gesamtbevölkerung.<br /><br />Aber 136.477 Migrant*innen, also 78% der Gesamtanzahl, wohnen in den insgesamt 7.000 CAS* (große Hotels, ehemalige Kasernen, Wohnungen, oft abgelegene Orte), die in ganz Italien verteilt sind und in denen die Qualität und das Niveau der Aufnahme sehr uneinheitlich sind; 13.302 leben in CARA* und 895 in den Hotspots.<br /><br />Nur 23.682 Personen wurden den SPRAR zugeteilt, welche, außerhalb der Ausnahmezustandslogik, in Zusammenarbeit mit örtlichen Akteur*innen, einen Prozess der Begleitung und der Integration bieten, durch ein Angebot an Sprachkursen, durch die Eingliederung in die Schule, in die Ausbildung und in den Arbeitsmarkt.<br /><br />Tatsächlich befindet sich Italien unter den Ländern, die innerhalb der EU am wenigsten das Recht auf die verschiedenen Schutzformen oder auf den Schutz aus humanitären Gründen zuspricht.<br /><br /><br /><b>Die Lotterie des Asylgesuchs</b><br />Nicht alle Orte, in denen ein Asylantrag gestellt werden kann, sind gleich: wer in Italien Asyl sucht und beispielsweise nach Caltanissetta geschickt wird, bekommt in 64% der Fälle einen positiven Bescheid, während wer nach Siracusa geschickt wird, nur mit 35 prozentiger Wahrscheinlichkeit.<br /><br />Eine Ineffizienz und Ungleichheit, die sich auch in den Wartezeiten auf die Bescheide widerspiegelt. Durchschnittlich können 8 Monate zwischen dem formellen Asylantrag und der Anhörung bei der Territorialen Asylkommission liegen. Nur in 12,7% der Fälle findet die Anhörung binnen 3 Monaten statt. Die Folge ist, dass sich der Integrationsprozess erheblich verlangsamt, vor allem wenn die Asylsuchenden einfach „sich selbst überlassen“ werden, wie es in einigen Fällen vorkommt.<br /><br /><br /><b>Die Zeugenaussage von Moses</b><br /><i>„Als wir im CARA angekommen sind, hat man uns alle in ein großes Zimmer gebracht und uns gezwungen, zu zweit auf einer auf dem Boden liegenden Matratze zu schlafen. Auch Essen war ein Kampf, wenn du zur Essenszeit nicht sofort losgestürmt bist, hast du nichts mehr vorgefunden.“</i> So Moses Stevens, der in Sierra Leone im humanitären Bereich tätig war und auf Grund von Drohungen fliehen musste, die auf seine Kritik an weiblicher Genitalverstümmelung in seinem Dorf folgten. Der sehr lange Weg durch Guinea, Burkina Faso, Mali und Niger hat ihn nach Libyen gebracht, wo er ohne Grund vier Monate lang festsaß. In Italien angekommen hat er alle drei Aufnahmeeinrichtungen durchlaufen: das CARA von Mineo, ein CAS in der Toskana und schlussendlich ein SPRAR in Pergine Valdarno (Provinz von Arezzo), im Rahmen eines Projekts von Oxfam Italien.<br /><br /><b>Was wir von der italienischen Regierung fordern </b></span></div>
<div>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br /></span>
<ul><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">
<li>Die Definition eines gleichförmigen und gerechten Aufnahmesystems, das angepasst ist an den Umfang der Migrationsbewegung und an die Bedürfnisse der Menschen, welche mehrheitlich besonders schutzbedürftig sind, das die Dichotomie CAS/SPRAR überwindet, das allgemein gültige und hohe Standards setzt, und das Aufnahme (auch kurzer und mittlerer Dauer) und Integration zusammendenkt; </li>
<li>Eine Überarbeitung der Strategien zur Verwaltung der Migrationsbewegungen, die die Einwanderung wegen Arbeitssuche, Familienzusammenführung, Studium und Asyl erleichtern; </li>
<li>Politische Maßnahmen, die sichere und legale Wege der Migration nach Italien und die EU ermöglichen. Dies ist ein zentrales Element, um die spontanen und oft gefährliche Einwanderungsversuche von Geflüchteten und Migrant*innen zu reduzieren. </li>
</span></ul>
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">
<br /><br /><a href="http://oxfamitalia.org/">Oxfamitalia.org</a><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;"><br />*CAS (centro di accoglienza straordinaria) - außerordentliches Aufnahmezentrum<br /><br />*SPRAR (sistema di protezione per richiedenti asilo e rifugiati) - reguläre Aufnahmezentren für Geflüchtete mit Aufenthaltserlaubnis und Menschen, die ein Asylgesuch aufgegeben haben<br /><br />*CARA (Centro di Accoglienza per Richiedenti Asilo ) – Aufnahmezentrum für Asylsuchende<br /><br /> <br /><br />Übersetzt von Antonia Cinquegrani</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-88076102015489200602017-11-13T14:10:00.000+01:002017-11-29T14:11:30.032+01:00Permanentes Völkertribunal in Palermo einberufen, zur Verantwortung der italienischen Regierung und der EU in den gegenüber dem Flüchtlingsvolk begangenen Verbrechen<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Pressemitteilung – Während viele Frauen, Kinder und Männer in den libyschen Gefängnissen gefoltert werden oder dort sterben, im Mittelmeer ertrinken oder die italienische Küste tot erreichen, erfahren wir, dass der Innenminister Marco Minniti von der Zeitung Repubblica zu einer Veranstaltung in Palermo eingeladen wird, um über die Einwanderung und Aufnahme zu diskutieren.<br /><a name='more'></a><br />Wir glauben allerdings, dass die italienische Regierung, hier repräsentiert durch den Minister Minniti, und die Europäische Union an eine andere Stelle beordert werden sollten, um ihre Verantwortung in den gegenüber dem Flüchtlingsvolk begangenen Verbrechen zu ermitteln. <br /><br />Wir teilen dem Minister Minniti mit, dass die unterzeichnenden sizilianischen Organisationen das Permanente Völkertribunal einberufen haben, um Ermittlungen zu den Verbrechen einzuleiten, in welche die italienische Regierung im Zuge der aktuellen Politik verwickelt ist. Diese basiert auf Vereinbarungen mit den Ursprungs- und Transitländern der Migrant*innen und ist ein Ausdruck Grenzpolitik, die von der Europäischen Union vorgegebenen ist. Es handelt sich um komplexe aber nachweisbare Verbrechen und Verantwortlichkeiten, zu denen wir uns in der Pflicht sehen, jetzt Nachforschungen anzustellen. <br /><br />Deshalb haben wir eine Anfrage an das permanente Völkertribunal gestellt, eine Sitzung zu der von der italienischen Regierung vertretenen Grenzpolitik abzuhalten. Diese soll im Rahmen der Sitzung zu den Rechten der Migrant*innen und Geflüchteten stattfinden, die im Juli 2017 in Barcelona eröffnet wurde.<br /><br />Die Sitzung wird vom 18. bis zum 20. Dezember 2017 in Palermo stattfinden, der Hauptstadt der Aufnahme. Zu diesem Anlass sind Zeug*innen und Expert*innen berufen, um ihre Analysen und Beweise der bei diesem Gericht einberufenen internationalen Richterkommission vorzulegen. <br /><br />Um diese wichtige Nachricht zu verbreiten, haben wir heute, am 13. November um 12 Uhr, eine Pressekonferenz im Zentrum Santa Chiara einberufen. <br /><br />Das Permanente Völkertribunal ist eine 1979 von Lelio Basso gegründete Institution, die als Instrument der Sichtbarkeit dient und jenen Völkern eine Stimme verleihen will, die Opfer von Verletzungen der Grundrechte sind, die die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Algier, 1976) garantiert. Völker, die vom internationalen Recht an den Rand gedrängt werden. Mithilfe von Expert*innen aus der ganzen Welt prüft das Tribunal die Ursachen und Gründe solcher Zuwiderhandlungen, und prangert die Verursacher*innen vor der weltweiten Öffentlichkeit an.<br /><br /><br /><br />Netz der Verbände für das Permanente Völkertribunal<br /><br />Für Beitritte und Kontakt: palermotpp@gmail.com<br /><br />Fördernde Vereine: <br /><br />Addio Pizzo - Palermo<br /><br />ARCI Sicilia<br /><br />Arci Porco Rosso<br /><br />Arte Migrante – Palermo<br /><br />Associazione ADDUMA avvocati<br /><br />Associazione contro le discriminazioni razziali Noureddine Adnane<br /><br />Associazione Diritti e Frontiere – ADIF<br /><br />Associazione Giocherenda<br /><br />Associazione Handala<br /><br />Associazione per gli Studi Giuridici sull’Immigrazione – Palermo<br /><br />Associazione “Pellegrino della terra” Onlus<br /><br />Associazione PRO.VI.DE-Regina della Pace onlus –<br /><br />Associazione Pluralia - Palermo<br /><br />Borderline Sicilia<br /><br />Caritas di Palermo-Aarea Mondialità<br /><br />Casa della Cultura Araba - Al QUDS<br /><br />Centro Astalli Palermo<br /><br />Centro Diaconale La Noce – Istituto Valdese<br /><br />Centro Italiano Aiuti all'Infanzia/CIAI Palermo<br /><br />Centro Salesiano Santa Chiara<br /><br />Clinica Legale per i Diritti Umani- Cledu<br /><br />Comitato Antirazzista Cobas Palermo<br /><br />Cooperazione Internazionale Sud Sud - CISS<br /><br />Coordinamento Antitratta di Palermo<br /><br />Emmaus Palermo Onlus<br /><br />Forum Antirazzista Palermo<br /><br />Istituto di Formazione Politica “Pedro Arrupe” – Centro Studi Sociali<br /><br />Laici Missionari Comboniani<br /><br />Libera – Palermo<br /><br />La Migration sportello immigrati Lgbti<br /><br />L'Altro Diritto Sicilia<br /><br />Mediterraneo Antirazzista<br /><br />Missionari Comboniani Palermo<br /><br />Moltivolti<br /><br />Movimento Internazionale della Riconciliazione/ MIR - Palermo<br /><br />Osservatorio Migrazioni<br /><br />Per esempio Onlus<br /><br />ROMpiamo i pregiudizi<br /><br />Refugees Welcome Gruppo territoriale Palermo<br /><br />Ufficio Migranti - CGIL Palermo<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br />Übersetzung aus dem Italienischen von Moira-Lou Kröll</span>Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-53284067358581802622017-11-10T15:55:00.000+01:002017-11-28T15:58:28.234+01:00Die Menschlichkeit versinkt vor Lampedusa<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Seit jeher benutzt die italienische Regierung die Insel Lampedusa als Experimentierfeld für die Immigrationspolitik. Seit jeher werden die Bewohner*innen Lampedusas von den Regierungen, die von Jahr zu Jahr aufeinanderfolgen, wie Laborratten gebraucht, um herauszufinden, wo die Grenze des Ertragbaren liegt.</span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="837" data-original-width="538" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNANS_X1IBR4bMhARUXPDjRCG-_DJgJ4A8_iY_e_ocm-D6GISumi7Z9y32LBo6KLCc3Szq44DTNE4coApoUdXluUuR_QlNRWo6tDXZu7-1zzo_oDhXZ05PYPKhHySeQHHvOP1OspVYklw/s320/IMG-20171103-WA0012.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="205" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><img src="file:///pastedGraphic.png" /><br /><br />Seit jeher wird die Insel Lampedusa, Symbol für das Thema der Immigration, ausgenutzt, um auf Europa Druck auszuüben. Nach sechs Jahren begegnen wir in Lampedusa aufs Neue der schrecklichen Protestaktion der "zugenähten Münder". Die Tunesier protestieren damit gegen die illegalen Maßnahmen auf der Insel selbst und darüber hinaus um für die fundamentalen Freiheitsrechte aller zu kämpfen. Denn diese Tunesier werden, entgegen aller internationalen Konventionen, wie Menschen ohne Rechte behandelt, wie Verbrecher, die man entweder ausbeutet oder abschiebt.<br /><br />In den letzten Tagen haben die 500 im Hotspot festgehaltenen Menschen, hauptsächlich Migrant*innen tunesischer Herkunft, begonnen gegen die inakzeptablen, unwürdigen Zustände in der nicht funktionstüchtigen Einrichtung zu protestieren. Die Proteste klagen die Behandlung an, die den Bewohner*innen des Hotspots zuteil wird und das stetige Risiko, mit einem Direktflug von Lampedusa oder von Palermo zurückgewiesen zu werden.<br /><br />Eine gewaltlose, aber deutliche Protestaktion, an der mindestens 63 Tunesier teilnehmen: <i>"Mit diesem Hungerstreik stehen wir ein für unsere Bewegungsfreiheit und gegen die gewaltsame Abschiebung aus einem Ort, der Zufluchtsstätte genannt wird und jedoch in Wahrheit ein Gefängnis ist. Weder Hunger, noch Durst, noch Übelkeit, noch Erbrechen, noch die schwierigen Bedingungen, unter denen wir hier leben, machen uns so zu schaffen wie das Schweigen über die Missachtung unserer Freiheitsrechte, über die ungerechte Politik, über die gewaltsamen Abschiebungen, nur, weil wir Tunesier*innen sind. Es ist schmerzlich Opfer der Politik zu sein und wegen dessen Gesetzen kriminalisiert zu werden. Wir setzen unseren Hungerstreik fort, obwohl einige von uns gesundheitlich angeschlagen sind und sich in ärztlicher Behandlung befinden. Dieser Hilfeschrei wendet sich an die, die uns ungerecht behandeln, an die, die uns vergessen haben, an die, die uns gezwungen haben, auf untauglichen Booten den Tod zu riskieren, an die, die internationale Konventionen missachten. Wir sind Opfer der Weltwirtschafts- und Sozialpolitik. Wir danken allen, die uns zur Seite stehen und uns unterstützen. Nein zur gewaltsamen Abschiebung! Nein zur Abschiebung aufgrund der Nationalität! Ja zur Bewegungsfreiheit!"</i><br /><br />Das ist der Wortlaut ihres <a href="https://blogs.mediapart.fr/philippe-wannesson/blog/011117/en-italie-rien-de-nouveau">Appells</a> vom 31. Oktober 2017.<br /><br />Diese jungen Menschen verstehen genau, was geschieht und das Bewusstsein, dass sie Opfer eines unmenschlichen Systems sind, das weiterhin mordet. Viel zu viele Opfer einer mörderischen europäischen Politik, zu viele Tragödien im Mittelmeer – die Opfer sind Männer, Frauen und Kinder auf der Suche nach der Freiheit.<br /><br />Die 29 Personen, welche in der Nacht vom 3. November in Lampedusa ankamen, sind halbtot einer Katastrophe entronnen. Es sind 29. 29 traumatisierte und untröstliche Menschen, die berichten, dass mindestens hundert ihrer Reisegefährten ertrunken sind und dass 12 Tote geborgen werden konnten. Unzählige Tote die verursacht werden von den Machenschaften gewissenloser Politiker*innen, die Strategien der Grenzschließung vorantreiben und Vereinbarungen mit den Schleppern treffen, zum Vorteil ihrer eigenen ökonomischen Interessen.<br /><br /><img src="file:///pastedGraphic_1.png" /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="578" data-original-width="572" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpPf2Ym7gb9CVA5avX5BZ4SaP5h7DVFl073bCMSZcDQFpBx41MB4MNWlj4_ipYqcgwZCCx1UfeYihzK_y3Z2INPiYpDO6bus1mizNgxCSZ_38UtKg91ZvvSGh-T172BSViKrj3BWL_fH8/s320/image9.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="316" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Ankommenden werden in einem Hotspot gefangen gehalten. Wenn du aus Tunesien kommst, schenkt dir niemand Gehör, niemand informiert dich über deine Rechte, du musst nur warten, bis du an der Reihe bist und hoffen, dass dann nicht gerade ein Flugzeug für die Rückführung bereitsteht. Wenn du Glück hast, schicken sie dich nach Porto Empedocle, wo du mit einem schriftlichen Ausweisungsbefehl in der Hand mittellos auf der Straße stehst, zusammen mit allen andern Illegalen im Lande. <br /><br />In dieser Situation befinden sich die Tunesier*innen, die in Lampedusa demonstriert haben. Seit Samstag haben sie einen Ausreisebefehl in der Hand. Nun leben sie in der Unsichtbarkeit, illegal auf der Straße, ein idealer Ort um an Hunger und Kälte zu sterben. <i>"Sie sollen gar nicht erst hierherkommen. Sie können froh sein, dass wir sie nicht zurückbefördern. Jetzt sollen sie sich selber helfen. So werden sie verstehen, dass sie nicht mehr kommen sollen."</i> Die Aussage dieses Polizeibeamten, von dem wir die Begründung für dieses inhumane Vorgehen erhalten, entspricht der Untätigkeit der humanitären Organisationen, die sich so zu Komplizen der italienischen Regierung und deren unredlichen Übereinkommen machen. Was uns aber wirklich schockiert, ist das Schweigen der Kirche in Agrigento und der Zivilgesellschaft, die allesamt keinen Finger rühren mit der Rechtfertigung: <i>"…aber sie sind Tunesier*innen…“</i></span></div>
<div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><i><br /></i></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="450" data-original-width="600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHuGfGbtBEu6aUKMYdYclbTqvi-a4Beu-Ce1_vC1jk15IA2fLTyIKQbDh7YGj2mC03Y5SHHgYsFIibfn5clcRSV1z-g4tAkO8iNVwoYuqJXm7rDRCxYMlurNE_E5FMmClKvv2zJURLWtw/s320/image4.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Einige Aktivist*innen auf Lampedusa hoffen weiter auf eine gerechtere Welt und geben sich nicht geschlagen. Sie betonen: <i>"Viele wissen nicht, dass sie den Schutzstatus beantragen können. Sie wollen in Italien bleiben, aber niemand informiert sie über das nötige Vorgehen. Das ist das Schlimmste, die Menschen aus Tunesien werden nicht gehört. Auf Lampedusa beginnen gegen 19 Uhr die Runden der Carabinieri und der Guardia di Finanza, die alle festnehmen und in den Hotspot zurückbringen. Die, welche mit ihnen in Kontakt sind, werden identifiziert. Das läuft so ab, vor allem seit dem Treffen zwischen dem Bürgermeister Martello und dem Innenministr Minniti"</i>.<br /><br />Die Menschlichkeit ist in Lampedusa verloren gegangen. Sie ist ein Opfer geworden der Sicherheitspolitik dieses Systems. Nur dank der Aktivist*innen, dank den Forderungen nach Wahrheit und Gerechtigkeit von solidarischen Menschen ist sie immer noch sichtbar.<br /><br />Alberto Biondo<br /><br />Borderline Sicilia<br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">Übersetzung aus dem Italienischen von Susanne Privitera Tassé Tagne</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-16464298828987961402017-11-08T10:17:00.000+01:002017-11-19T10:25:10.092+01:00Borderline Sicilia an Bord der Sea Watch 3: der Eingriff der libyschen Küstenwache verursacht Tote und Zurückgewiesene<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Pressemitteilung – Gerade eben wurde die Anlandung im Hafen von Pozzallo abgeschlossen, wo heute Mittag gegen 12 Uhr die Sea Watch 3 angelegt hat. An Land erwarteten sie sowohl die Polizei und Carabinieri*, Frontex-Beamt*innen und EASO*, als auch Mitarbeiter*innen der verschiedenen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, die in Sizilien tätig sind. Ebenfalls waren Mitarbeiter*innen und Anwält*innen von Borderline Sicilia anwesend.</span></div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHhPqGjwCyKurzBPIYK5jGXfH_vBa8HLcfulTHxgKPZdBFe3i3gr-ltF9ZWvStybZZRxEnQDdwMc8S6t4nmqtvYtbNh5aILsOLcWakdXGQ4b_FQktfpuPdA51XAvum6BdaJZR4Yl6Gbp4/s1600/Sea+Watch+3+a+Pozzallo.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="901" data-original-width="1600" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiHhPqGjwCyKurzBPIYK5jGXfH_vBa8HLcfulTHxgKPZdBFe3i3gr-ltF9ZWvStybZZRxEnQDdwMc8S6t4nmqtvYtbNh5aILsOLcWakdXGQ4b_FQktfpuPdA51XAvum6BdaJZR4Yl6Gbp4/s320/Sea+Watch+3+a+Pozzallo.JPG" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Sea Watch 3 legt in Pozzalo an - Foto: Viola Gastaldi</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"></span><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br />Was die Besatzung der Sea Watch 3 <a href="https://sea-watch.org/en/clarification-on-the-incident-of-november-6th/">berichtet</a> und <a href="https://sea-watch.org/en/update-evidence-for-reckless-behavior-of-libyan-coast-guards/">dokumentiert</a> hat, erzeugt große Beunruhigung. Wir wollen daran erinnern, dass die skrupellosen Aktionen der libyschen Küstenwache, die sich während der äußerst heiklen und tragischen Rettungsmanöver und in Anwesenheit eines französischen Militärschiffs und eines italienischen Militärhelikopters ereignet haben, uns entsetzen, jedoch keinesfalls etwas Neues sind. In den letzten Monaten hat es wiederholte Fälle von mehr oder weniger direkten Angriffen seitens der libyschen Küstenwache auf die wenigen noch im Mittelmeer operierenden Schiffe der NGOs gegeben.<br /><br />Sehr gravierend sind die Umstände, unter denen diese Aktionen verübt wurden. Freiwillige der Sea Watch 3 versuchten auf einem Schlauchboot, durch die schwimmenden Körper der Migrant*innen zu kommen, riskierten sie ihr eigenes Leben, um das der Schiffsbrüchigen zu retten. Währenddessen wurden sie von Kartoffelwürfen getroffen! In diesem Moment hat „die Realität die Fantasie übertroffen“.<br /><br />Borderline Sicilia<br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">*Carabinieri: Teilstreitkraft des italienischen Militärs. Dem Innenministerium und Verteidigungsministerium untergeordnet<br /><br />*EASO Europäisches Unterstützungsbüro für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO)<br /><br />Übersetzt von Antonia Cinquegrani</span></span>Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-58179561937060779982017-11-08T09:58:00.000+01:002017-11-29T10:07:31.343+01:00Newsletter SICILIAMIGRANTS – Oktober 2017<ul>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Defizitäre italienische Politik: Unterdrückung und Ausbeutung in der Saisonarbeit </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Neue CAS* liegen immer isolierter </span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Sicherheitspolitische Maßnahmen gefährden den Schutz der Migrant*innen</span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Institutionelle Diskriminierung in der Ausübung der Rechte und im Zugang zu den Diensten</span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">News: Die EU bestätigt die Entstehung des Hotspots Messina; MEDU* präsentiert die Online-Karte mit den Routen der Migrant*innen</span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Veranstaltungen: Projekt OpenEurope – Fortbildungsreihe für Beschäftigte im Aufnahmesektor in Messina und Syrakus</span></li>
<li><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Info und Kontakte</span></li>
</ul>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br /><b><i>DEFIZITÄRE ITALIENISCHE POLITIK: UNTERDRÜCKUNG UND AUSBEUTUNG IN DER SAISONARBEIT</i></b></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br />In Westsizilien sind<b> während der Olivenernte</b> viele Menschen in der Hoffnung auf Arbeit aus ganz Italien angekommen. Die Ergebnisse sind fast nie die ersehnten: Zu Vielen wohnen sie in spontanen und informellen Feldlagern wie dem von Erbe Bianche (TP). Auch aufgrund ihres rechtlichen Status ist es leicht, sie auszubeuten, und oft treten sie in Wettbewerb mit den Bewohner*innen der benachbarten Zentren, die sich mit niedrigeren Löhnen zufrieden geben können, da sie im Zentrum untergebracht und verpflegt werden. Ein generelles Klima der Unzufriedenheit, das leicht Raum findet in einem Zusammenhang, in dem es keinen Schutz der Rechte der Arbeiter*innen gibt.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/die-schwierigkeiten-der-aufnahme-in-der.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/die-schwierigkeiten-der-aufnahme-in-der.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/alcamo-und-campobello-di-mazara-kein.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/alcamo-und-campobello-di-mazara-kein.html</a><br /><br /><br /><b><i>NEUE CAS* LIEGEN IMMER ISOLIERTER</i></b><br />In sizilianischen Randzonen entstehen neue Zentren der außerordentlichen Aufnahme, weit weg von bewohnten Ortschaften, wie etwa die<b> CAS*, die in den Madonien* eröffnet wurden</b>. Dort werden die Migrant*innen absichtlich aus dem sozialen Netz ausgegrenzt, wodurch eine physische und psychische Isolation der Gäste der Einrichtungen verursacht wird. Ein Faktor, der zu den Verzögerungen der Bürokratie und dem Fehlen von professionellen Teams hinzukommt und viele junge Leute dazu bringt, die Zentren zu verlassen. Dort bekommen sie zwar materielle Unterstützung, sind aber oft wenig geschützt. Eine schlechter Betrieb, der eine Bevölkerung von „Unsichtbaren“ hervorbringt, die auf den Straßen lebt und zur Beute von Schleppern oder der Ausbeutung bei der Arbeit wird.<br /><br /><a href="http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/10/sempre-piu-soli-e-isolati.html">http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/10/sempre-piu-soli-e-isolati.html</a> <br /><br /><br /><b><i>SICHERHEITSPOLITISCHE MASSNAHMEN, DIE DEN SCHUTZ DER MIGRANT*INNEN GEFÄHRDEN</i></b><br />Die Anwendung von politischen Maßnahmen, um der Immigration in Hinblick auf die Sicherheit zu begegnen, schlagen sich zunächst in den Rechten der Migrant*innen nieder, indem sie ihren Schutz nicht garantieren und ihre Schutzbedürftigkeit verstärken. Lösungsansätze für die Verwaltung und die Kontrolle der Migrationsströme sind der Abreisestopp und der Anstieg der Abschiebungen. Sie verursachen <b>mehr Tote angesichts verminderter Ankunftszahlen</b>. Dagegen finden die „Unsichtbaren“ (aus dem Kreislauf der Aufnahme Ausgestiegene, Abgeschobene und Ausgewiesene) Unterstützung nur vonseiten der Organisationen (NGO, Freiwillige, Kirchen), die mühsam auf diesem Gebiet arbeiten. So entwickelt sich eine Dynamik der Vernachlässigung, die sich wieder in Palermo am 13. Oktober anlässlich der Anlandung des Schiffes SOS Mediterranee, dem „Schiff der Kinder“ gezeigt hat. Diese europäische Politik ignoriert, dass eine gebührenden Aufmerksamkeit gegenüber den Bedürfnissen und der Zerbrechlichkeit der in unserem Land anwesenden Migrant*innen notwendig ist, auch als eine wirkliche Antwort auf die Erfordernisse der Sicherheit.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/das-chaos-regiert-wahrend-die.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/das-chaos-regiert-wahrend-die.html</a><br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/niemand-soll-es-wissen.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/niemand-soll-es-wissen.html</a><br /><br /><br /><b><i>INSTITUTIONELLE DISKRIMINIERUNG IN DER AUSÜBUNG DER RECHT UND IM ZUGANG ZU DEN DIENSTEN</i></b><br />Der Schalter für Immigrationsfragen in Caltanissetta klagt über <b>Verzögerungen in der Bürokratie bei der Erneuerung der Aufenthaltserlaubnisse</b>, die in einigen Fällen eine Form der Diskriminierung zwischen Italiener*innen und Ausländer*innen darstellt. Auch wenn es nach dem italienischen Gesetz beim Verzug der Wartezeit auf die Erneuerung des Aufenthaltstitels möglich ist, weiterhin die eigenen Rechte auszuüben, ist der Zugang zu den Diensten in der Praxis vieler Ämter doch nicht immer garantiert: Die Einschreibung in den nationalen Gesundheitsdienst, die Registrierung eines Arbeits- oder Mietvertrags. Was in Caltanissetta beklagt wird, wirft ein Licht auf die unzähligen Fäälevon Ausgrenzung, die in der Provinz Sizilien zum Schaden der Migrant*innen geschehen. <br /><br /><a href="http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/10/comunicato-stampa-dello-sportello_30.html">http://siciliamigranti.blogspot.it/2017/10/comunicato-stampa-dello-sportello_30.html</a><br /><br /><br /><b><i>NEWS: DIE EU BESTÄTIGT DIE ENTSTEHUNG DES HOTSPOTS MESSINA; MEDU PRÄSENTIERT DIE ONLINE-KARTE MIT DEN ROUTEN DER MIGRANT*INNEN</i></b><br />Nach <b>Monaten des Schweigens der Institutionen</b> wurde auf der Seite der EU-Agentur für Grundrechte die Einrichtung eines neuen Hotspots in den neuen Räumlichkeiten der ehemaligen Kaserne Gasparro di Bisconte (ME) bestätigt. Die Einrichtung geschieht in Übereinstimmung mit den Zielen des Immigrationsplans Gentiloni-Minniti.<br /><br /><a href="http://siciliamigranti.blogspot.de/2017/10/lunione-europea-conferma-la-nascita_23.html">http://siciliamigranti.blogspot.de/2017/10/lunione-europea-conferma-la-nascita_23.html</a><br /><br /><br /><b>ESODI/EXODI* ist die interaktive Karte zu den Migrationsrouten aus den Subsaharischen Ländern nach Europa.</b> Die Karte wurde von Ärzten für Menschenrechte erstellt, mit 2000, im Laufe von vier Jahren gesammelten Zeugenschaften. Dies ist ein zusätzliches Mittel, um die Reise der Migrant*innen zu erzählen und Situation hervorzuheben, die wegen der Gewalttaten und Übergriffe, die in Libyen stattfinden, immer kritischer wird.<br /><br /><a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/die-routen-der-migrantinnen-online.html">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/die-routen-der-migrantinnen-online.html</a><br /><br /><a href="http://esodi.mediciperidirittiumani.org/en/">http://esodi.mediciperidirittiumani.org/en/</a><br /><br /><br /><b><i>VERANSTALTUNGEN: PROJEKT OPENEUROPE - FORTBILDUNGSREIHE FÜR BESCHÄFTIGTE IM AUFNAHMESEKTOR IN MESSINA UND SYRAKUS</i></b><br />Ab Oktober sind 2 Fortbildungsreihen für Beschäftigte im Aufnahmesektor im Programm, ein Ausbildungspaket, das die Kenntnisse der Mitarbeitenden in diesem Sektor vermehren soll; gleichzeitig soll es die Fähigkeit stärken, spezifischen Herausforderungen mit einem ganzheitlichen Ansatz zu begegnen. Die Organisationen, die an der Veranstaltung in Messina beteiligt sind, die sich an <b>Mitarbeiter*innen der Aufnahmezentren für Erwachsene</b> wendet, sind Oxfam Italien, Borderline Sicilia und MEDU*. Bei den Fortbildungsterminen in Syrakus, <b>der allen Mitarbeitenden gewidmet ist, die in der Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger tätig sind</b>, werden Referent*innen der Organisationen Accoglierete, Oxfam Italien, die Kooperative Proxima, die Gesundheitsbehörde von Syrakus und Catania und der Vereinigung der Psycholog*innen anwesend sein.</span><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span></div>
<div>
<a href="http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/messina-multidisziplinare.html" style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">http://siciliamigrants.blogspot.de/2017/10/messina-multidisziplinare.html</a><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /><a href="https://www.facebook.com/AccoglieReteOnlus/photos/a.1009149649136253.1073741828.1008548482529703/1721400097911201/?type=3&theater">https://www.facebook.com/AccoglieReteOnlus/photos/a.1009149649136253.1073741828.1008548482529703/1721400097911201/?type=3&theater</a><br /><br /><br /><b><i>INFORMATIONEN UND KONTAKTE</i></b><br />Für Informationen über die Modalitäten der Spende für Borderline Sicilia Onlus: <b>Banca Etica Popolare di Palermo Agenzia di Via Catania, 24 IBAN IT 28 Q 0501804600000000141148 Codice BIC CCRTIT2T84A</b> und bezüglich der Aktualisierungen zur Migration, besuche den Blog:<br /><br /><a href="http://www.siciliamigranti.blogspot.com/">www.siciliamigranti.blogspot.com</a> oder folge uns auf Facebook auf der Seite <br /><br /><a href="http://www.facebook.com/Borderline-Sicilia-ONLUS-1145159495525466/">www.facebook.com/Borderline-Sicilia-ONLUS-1145159495525466/</a><br /><br /><br />Unsere Blogs<br /><br /><a href="http://www.siciliamigranti.blogspot.com/">www.siciliamigranti.blogspot.com</a> → auf Italienisch <br /><br /><a href="http://www.siciliamigrants.blogspot.com/">www.siciliamigrants.blogspot.com</a> → auf Deutsch <br /><br /><a href="http://www.migrantsicily.blogspot.com/">www.migrantsicily.blogspot.com</a> → auf Englisch <br /><br /><br />Wir entschuldigen uns schon im Voraus, wenn Du die gleiche E-Mail mehr als einmal bekommst. Wenn Du unseren monatlichen Newsletter nicht mehr erhalten möchtest oder wenn es vielleicht Probleme beim Empfang gibt, schreib an <a href="mailto:borderline-sicilia@libero.it">borderline-sicilia@libero.it</a><br /><br /><span style="font-size: x-small;"><br /><br />*CAS - Centro di accoglienza straordinaria: außerordentliches Aufnahmezentrum<br /><br />*MEDU – Ärzte für Menschenrechte<br /><br />*Madonien – Gebirgiger Naturpark an der Nordküste Siziliens, südlich von Cefalu<br /><br />*Esodi/Exodi – Abwanderung/Auszug<br /><br /><br /><br />Übersetzung aus dem Italienischen von Rainer Grüber</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-70621681764333246992017-11-06T12:25:00.000+01:002017-12-26T12:30:50.325+01:00Ein religionsübergreifendes Gedenken der verstorbenen Migrant*innen in Palermo<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a href="http://www.agenzia.redattoresociale.it/Notiziario/Articolo/553662/A-Palermo-momento-interreligioso-per-ricordare-i-migranti-morti">Redattoresociale.it</a> - Katholische, muslimische und waldensische Gläubige haben der hundert Migrant*innen gedacht, die auf dem Friedhof von Palermo beigesetzt sind, sowie all jenen, die auf dem Weg nach Europa im Meer gestorben sind: „Wir können niemandem das Recht verweigern auf ein besseres Leben zu hoffen.“</span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="150" data-original-width="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4ZVkZl6l5LSgKtb4LR7JMSCkIKQQvJwr6VaZvre0NglhXyrmQqX2T7VROcUyk_U_awAB5LgdStLI6a1DDmLXzjgHAhio3guVGEp3E0uwygA1cBPHRaWqci3AT5xcUdTnINHy1XE4fE1Y/s1600/Commemorazione+Palermo.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<a name='more'></a><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /> PALERMO – Es waren nicht nur Zahlen, sondern Menschen, die eine Geschichte hatten und vor allem einen Traum, der auf brutale Weise zerplatzte, als sie im Meer ertranken. Es waren die über hundert afrikanischen Migrant*innen, die auf dem Rotoli-Friedhof in Palermo beigesetzt sind, derer man sich gestern bei einem von den Comboni-Missionar*innen organisiertem, religionsübergreifenden Treffen erinnern wollte.<br /><br />Es wurde auch all der anderen tausend Personen gedacht, die nicht einmal ein Grab besitzen, weil sie auf dem Meeresgrund liegen. An dem Treffen nahmen nicht nur viele Bürger*innen teil, die sich schon seit Langem für Fluchtangelegenheiten engagieren, sondern auch Vertreter*innen der waldensischen, muslimischen und katholischen Glaubensgemeinschaft. <br /><br /> „Der vorzeitige Tod ist ein dramatischer Ausgangspunkt, der uns weiterhin dazu bringen muss, in Frage zu stellen und uns zu empören, immer mit einem Blick in die Zukunft, sagt der Combonianer Domenico Guarino. „Wir können inzwischen sicher sagen, dass es sich nicht um tödliche Arbeitsunfälle handelt. Wir wissen sehr wohl, dass es dafür Verantwortliche gibt, da es sich um Opfer eines Wirtschaftssystems handelt, das immer mehr all jene erdrückt, die am ärmsten und am zerbrechlichsten sind. Die Intention dieses Raums für religionsübergreifende Anteilnahme ist die, die Erinnerung hochzuhalten, um, jede*r im Kleinen, etwas zur Veränderung beizutragen, die unausweichlich mit der Verurteilung des Systems beginnt.“<br /> <br /> "Sie sind aufgebrochen und trugen die Erde, die aufstieg wie ein Gebet, in ihren Schritten, in ihren Blicken“, liest die Direktorin des waldensischen diakonischen Zentrums La noce, Anna Ponente, aus der Zeugendichtung von Adonis. „Erzählen dem Meer Traurigkeit und Unglück. Furchtbare, in ihren Wunden fließen Eufrat und Tigris. Die Liebe für die Nächsten ist ihr Morgen: grenzenlose Energie, der der Tod nur das zuflüstert, was das Leben ausruft.“ <br /><br />Als Vertreter*innen der muslimischen Welt waren Nadine Abdia von der Kulturberatung und Ahmad Francesco Macaluso von Coreis (Italienisch-Muslimische religiöse Gemeinschaft) anwesend. „Am heutigen Tag“, unterstreicht Nadine Abdia mit Nachdruck, „wollen wir uns der Toten erinnern, um das zu ändern, was wir nun schon seit über 17 Jahren erleben und was immer noch Ausnahmezustand genannt wird. Jedem lebenden Menschen kann nicht das Recht verweigert werden, auf ein besseres Leben zu hoffen, für eine Zukunft die vor allem von einem würdevolleren Leben ausgeht.“<br /><br />„Für uns Muslim*innen hat die Migration einen hohen spirituellen und weltlichen Wert. Diese gemeinsamen Momente helfen dabei, nachzudenken und zu verstehen, dass leider immer noch Menschen im Meer sterben und dass es Zeit ist, Abstand zu nehmen von gewissen scheinheiligen Entscheidungen, die sich als Weisheit verkaufen“, sagt Ahmad Francesco Malcaluso in seiner Rede. „Ganz sicher dürfen wir uns keinem Wirtschaftssystem beugen, das Gerechtigkeit und Gleichheit im Namen anderer Interessen opfert.“<br /><br />Zum Abschluss der religionsübergreifenden Zusammenkunft ging jede*r der Teilnehmer*innen zu der Stelle, an der einige Leichname von Migrant*innen beigesetzt sind, um eine Blume niederzulegen und die Nähe durch ein Gebet auszudrücken.<br /> <br /> Serena Termini<br /><br /> <br /><br /><span style="font-size: x-small;">Aus dem Italienischen übersetzt von Anna Vollmer</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-69602603587547341702017-11-04T15:32:00.000+01:002017-11-24T15:50:37.276+01:00Die neuen CAS* in der Provinz, versteckt zwischen Hügeln und Bergen: “Migrant*innen immer mehr allein und ausgegrenzt und dadurch noch erpressbarer” <span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a href="http://palermo.meridionews.it/articolo/60101/accoglienza-i-nuovi-cas-tra-colli-e-monti-della-provincia-migranti-sempre-piu-soli-e-isolati-cosi-sono-ricattabili/">MeridioNews.it</a> – Die neuen Aufnahmezentren, die nach der Ausschreibung der Präfektur eröffnet wurden, um Ausländer*innen aufzunehmen die internationalen Schutz beantragt haben, sind weit weg von den Städten errichtet worden. „Die Absicht ist diese Menschen zu verstecken“, klagt Alberto Biondo von Borderline Sicilia. „ Es ist wie eine Fabrik, die unsichtbare Immigrant*innen produziert“. <br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="498" data-original-width="1200" height="132" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgqDgOiWPFxIupVisPraGwnkS7mwN4CkDxl532x98PSJrylVK88K4xX6zvRz6ClV7HMhNxVCV2tnNsWTPrWsKt43VJjq2nhZzuLMDpgYkeoeaM4VmS20W0n6RtWrir6G5E00Hh5wUY-8Q8/s320/Coop.+Lavoro+e+non+solo+%2528Facebook%2529.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Genossenschaft "Lavoro e non solo" (Facebook)</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br /> Castellana, Collesano, Geraci, Isnello, Palazzo Adriano, Ciminna, San Cipirrello, Villafrati, Marineo e Godrano: Das sind nur einige der Gemeinden der Provinz Palermo, in denen nach der Ausschreibung der Präfektur Palermo neue Außerordentlichen Aufnahmezentren für Migrant*innen eröffnet worden sind. Ein zur Vergabe eines öffentlichen Auftrags im Wert von 19 Millionen Euro, der einen mühseligen Lauf hinter sich hatte – die Ausschreibung wurde zum Teil abgeändert und neu veröffentlicht und ist mit Verspätung zu den angekündigten Zeiten gestartet. Ehrenamtliche und im Bereich der Immigration Tätige hatten bereits ihre Zweifel an der Prozedur geäußert. <br /><br />„Es handelt sich um CAS*, die zwischen Bergen und Hügeln versteckt sind – sagt Alberto Biondo von Borderline Sicilia -, die dafür da sind, diese Menschen zu verstecken. Neue und alte Genossenschaften haben Zentren eröffnet, zwischen Wäldern und Agriturismi*, weit weg von Städten und Dörfern“. Die Ausschreibung besteht aus 4 Teilen: einer speziell für die Stadt Palermo und voraussichtlich drei weitere für die Gemeinden der Provinz. Ein Protokoll der Präfektur, das am vergangenen 3. Oktober veröffentlicht wurde, hat bis zum 30. September 2018 „ die Aufnahme der ausländischen Bürger*innen, die den internationalen Schutzstatus beantragt haben“ an die Gewinner des Wettbewerbs vergeben. Jedoch haben sich die eingereichten Bewerbungen so gut wie nie auf Palermo und die Provinzstädte bezogen, sondern haben vielmehr die umliegenden Gebieten betroffen. Das führt dazu, dass derjenige/diejenige, der/die hierhin geschickt wird, früher oder später wieder die Flucht aufnimmt: Die Migrant*innen haben hier keine Bezugspunkte, keinen Kontakt zu den Einheimischen, nichts zu tun und daher ziehen sie es vor, in die Illegalität zurückzugehen. Biondo gibt ein konkretes Beispiel hierzu:“ In Baita del Faggio, die eine Berghütte in Piano Battaglia ist – erzählt der Operateur – gibt es ein CAS*: Die Menschen, die dort untergebracht sind, werden nie einen Rechtsanwält*in oder eine*n Psycholog*in sehen. Die Fachleute, die den Migrant*innen zur Seite stehen und ihren Weg begleiten sollten, werden nicht dorthin fahren, weil es sich nicht lohnt“. <br /><br />Wie erklärt sich diese Entwicklung? Borderline Sicilia hat eine Vermutung: „Wie immer sind es die Migrant*innen, die die Kosten der Isolation zu tragen haben: Nicht nur physische, sondern vielmehr soziale Isolation. Niemand will die Migrant*innen in seiner Mitte haben und die Proteste nehmen immer mehr zu, sei es in den Städten, in den Dörfern oder in den Stadtvierteln. Die letzte Episode fand vor einigen Tagen im Viertel Aquasanta in Palermo statt, wo die Anwohner*innen auf die Straße gegangen sind, um die Eröffnung eines CAS* für 80 Migrant*innen zu blockieren, das von der Genossenschaft La Fenice verwaltet wird.“ Leider scheint sich die Lage in der Stadt auch nicht zu verbessern. „Die Zentren, die in der Stadt Palermo eröffnet wurden – erzählt Biondo weiter – haben den einzigen Vorteil, dass dort versucht wird, einen Integrationsweg zu ermöglichen. In der Ausführung ihrer Dienstleistung folgen sie jedoch der Logik der Vernachlässigung - entweder wegen der hohen Fluktuation im Team, oder weil das Personal teilweise sehr jung und unerfahren ist. Natürlich betrifft das nicht allen Genossenschaften, aber die meisten arbeiten nach diesem Muster: Es gibt eine*n Leiter*in, zwei oder drei Fachleute und dann nur ungelernte Kräfte. Es scheint mehr ein Eindämmungsgedanke dahinter zu stecken, als dass es sich um eine tatsächliche Begleitung bei der Tätigkeit der Zentren handelt“. <br /><br />Derartige Arbeitsbedingungen schlagen sich unvermeidlich auf die Leistungen nieder und das wiederum geht zu Lasten der Migrant*innen, die vor extremer Armut oder Krieg fliehen und in einer sehr prekären Lage und äußerst verwundbar sind. Das von Borderline Sicilia gezeichnete Bild ist sehr düster. „Wenn ich heute in einer Genossenschaft zu arbeiten anfange, bekomme ich einen Vertrag für 18 Stunden die Woche“ erklärt Biondo. „Dann stellt sich aber heraus, dass ich 40 Stunden die Woche arbeiten muss und dass der Lohn mit Verspätung ausgezahlt wird. Somit wird die Frustration für die Beschäftigten immer größer und wenn der/die Gambianer*in oder der/die Nigerianer*in zum wiederholten Mal nach seinen Papieren fragt, werde ich, der auch ausgebeutet wird, ihm unfreundlich antworten. Es ist ein Teufelskreis!“ <br /><br />Zusammenfassend lässt sich sagen, „dass es sich um einen Mechanismus handelt, der ad hoc geschaffen wurde um neue Sklaven zu produzieren. Wir als Borderline prangern schon seit Langem diese Fabrik der Immigration an, die unsichtbare Menschen produziert, Menschen ohne Rechte, die einfach zu erpressen sind und die dann uns allen auf den Feldern oder als illegale Altenpfleger*innen dienen“. <br /><br /><br />Andrea Turco <br /><br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">*CAS - Centro di accoglienza straordinaria - Außerordentliches Aufnahmezentrum <br /><br />*Agriturismo: touristische Einrichtung</span></span><span style="font-size: x-small;"><br /></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><span style="font-size: x-small;">Aus dem italienischen von A. Monteggia übersetzt </span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-86600546741390064382017-11-04T14:03:00.000+01:002017-11-14T14:09:54.311+01:00Chronik einer schweren Rechtsverletzung im Hotspot von Lampedusa<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Pressemitteilung – Trotz des Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Fall Khlaifia werden die willkürlichen Verhaftungen fortgesetzt, Massenabschiebungen vorgenommen und das Recht auf Asyl verwehrt. Herr M. ist seit vier Tagen in den Hungerstreik getreten. Seinem Beispiel folgen ca. 200 tunesische Landsleute, die im Hotspot von Lampedusa festgehalten werden. Sie weigern sich etwas zu essen, bis sie ihre Grundrechte wahrnehmen können. Ein Mitstreiter ist vor wenigen Stunden ins Krankenhaus verbracht worden. Das Festhalten der Protestierenden im Hotspot erfolgt ohne jegliche richterliche Bestätigung. Niemand hat ihnen erklärt, auf welchem Wege sie ihr Recht auf Asyl geltend machen können. </span><br />
<a name='more'></a><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br />Diesen Zustand bestätigt auch Herr A., auch er aus Tunesien und Insasse des Hotspots seit 14 Tagen mitsamt 200 weiteren Tunesier*innen. Er sagt der Organisation <i>Arci</i> am Telefon, dass ihm das „Recht, einen Asylantrag zu stellen,</span><span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"> verweigert worden sei“. </span><br />
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<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br />Die zuständigen Behörden schweigen wissentlich. Der italienische Staat begeht Rechtsverstöße gegen nationales und internationales Recht. Nur dank der Meldung unserer tunesischen Partnerorganisation <i>FTDES</i> (Tunesisches Forum für soziale und ökonomische Rechte) konnten wir mit den tunesischen Geflüchteten, die in Lampedusa in Hungerstreik getreten sind, Kontakt aufnehmen. <br /><br />Der italienische Staat verhält sich gleichgültig gegenüber den Urteilen des EUGH. Vor wenigen Monaten haben die Richter*innen des Straßburger Gerichts den italienischen Staat zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 30.000 Euro verurteilt aufgrund der Behandlung von drei tunesischen Migranten. Laut dem Gericht wurden den Geflüchteten die Gründe für ihr Festhalten nicht mitgeteilt, noch wurde ihnen Gelegenheit zu anwaltlichem Beistand vermittelt. Die Zustände, die während ihrer Haft herrschten, wurden als „unterhalb der Menschenwürde und diese schwer missachtend“ verurteilt. Überfüllte Zimmer verleiteten die Menschen dazu, auf dem Boden zu schlafen, während die Waschräume und Toiletten nicht von den Schlafsälen getrennt waren. Hinzu kamen Mangel an Wasser sowie der fehlende Kontakt mit der Außenwelt. Diese Zustände wiederholen sich nun. <br /><br />Die Richter*innen haben Italien wegen Freiheitsberaubung und Verstoß gegen das Recht auf Sicherheit verurteilt, weil die Tunesier ohne jegliche gesetzliche Grundlage festgehalten wurden. Ihnen wurden weder Gründe für diese Behandlung mitgeteilt, noch wurde ihnen Zugang zur gerichtlichen Überprüfung dieser Maßnahme gewährt. <br /><br /><br />Im Lichte der schweren Zustände, die im Hotspot von Lampedusa zu Tage treten, fordern ARCI und FTDES:<br /><br /><br />- alle Geflüchtete, die ohne richterliche Erlaubnis festgehalten werden, werden freigelassen<br /><br />- alle Geflüchtete, die festgehalten werden, werden über ihr Asylrecht aufgeklärt<br /><br />- alle Geflüchtete erhalten Zugang zu unabhängigen Schutzorganisationen<br /><br />- die italienische Regierung beendet die Massenabschiebungen auf Grundlage der gesetzeswidrigen Vereinbarung zwischen Italien und Tunesien<br /><br />- die italienische Regierung macht der Öffentlichkeit seine Abschiebepraxis mit Tunesien auf dem Meer kenntlich<br /><br /><br /> <br /><i> ARCI - FTDES</i><br /><br /><span style="font-size: x-small;">Übersetzung aus dem Italienischen von Alma Freialdenhoven</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-54226827498422684982017-10-30T19:21:00.000+01:002017-12-23T11:56:43.874+01:00Pressemitteilung der Beratungsstelle für Migrant*innen in Caltanissetta <span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Die Erneuerung von Aufenthaltspapieren ist ein administratives Verfahren, bei dem die öffentliche Verwaltung prüft, ob die Bedingungen, die seinerzeit zur Ausstellung des Dokuments führten, weiterhin gegeben sind. Normalerweise ist das keine große Sache. </span><br />
<a name='more'></a><br />
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<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Zum Beispiel, was die Bearbeitungszeit angeht. Die reicht von ein paar Tagen für die Erneuerung des Personalausweises über ein paar Wochen (ab dem Zeitpunkt der Vorlage aller notwendigen Belege) für einen neuen Führerschein bis hin zu knapp drei Monaten für etwas umfangreichere Papiere wie einen Reisepass. Auch im Fall von besonderen Dokumenten wie einem Waffenschein geht die Erneuerung relativ schnell. Normalerweise hat man hier einen Monat nach Vorlage der für die Erneuerung notwendigen Dokumente alles, was man braucht. <br /><br />Ganz anders verhält es sich mit der Erneuerung einer Aufenthaltsgenehmigung für Ausländer*innen: Hier fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt. Man darf wohl davon ausgehen, dass Aufenthaltsgenehmigungen mit dem Griffel in Stein gemeißelt werden, anders lässt sich die einjährige Wartezeit beim besten Willen nicht erklären. Das neue Dokument wird natürlich zeitlich genau an das Ablaufdatum des alten anknüpfen, wie im folgenden Beispiel: Wenn meine zwei Jahre gültige Aufenthaltsgenehmigung im Januar 2018 abläuft und ich, vorausschauend wie ich bin, im Oktober 2017 die Ausländerbehörde aufsuche, dann aber erst im Dezember 2018 meine neue Aufenthaltsgenehmigung erhalte, wird diese bis zum Januar 2020 gültig sein. Ich werde also im Dezember 2018 eine Aufenthaltsgenehmigung abholen, die bereits elf Monate alt ist. So werde ich mich im darauffolgenden Jahr wieder aufs Amt begeben und eine Genehmigung erneuern müssen, die theoretisch zwei Jahre gültig ist, die ich aber nur ein knappes Jahr lang effektiv genutzt habe. <br /><br />Laut Gesetz darf ich zwar während der verzögerten Bearbeitungszeit weiterhin die Rechte genießen, die meine Aufenthaltsgenehmigung mir garantiert. Aber in der Praxis wird mir mit einer abgelaufenen Genehmigung kein*e Italiener*in einen Arbeitsvertrag geben. Da hilft mir das Blatt, auf dem der Termin im Amt vermerkt ist, auch nichts. Ebenso wenig werde ich jemanden finden, der mir eine Wohnung vermietet – aus besagtem Grund. <br /><br />Hinzu kommt die Sache mit der Krankenversicherung. Das Ablaufdatum der Krankenkarte entspricht dem der Aufenthaltsgenehmigung und um meine Krankenkarte zu erneuern, muss ich eine gültige Aufenthaltsgenehmigung vorlegen. Das bedeutet im oben genannten Fall, dass ich ein Jahr lang ohne Krankenversicherung auskommen werde müssen. <br /><br />Es wäre schön, wenn wir von uns behaupten könnten, ein gastfreundliches Land zu sein. Und es wäre bequem, die Schuld einfach dem italienischen Volk und seinem vermeintlichen Rassismus in die Schuhe zu schieben. In Wahrheit sind es die Institutionen, die eine scharfe Trennlinie zwischen uns und ihnen ziehen. Die Institutionen betreiben herkunftsabhängige Diskriminierung. Die Menschen laufen nur mit. <br /><br /><br />Sportello Immigrati (Beratungsstelle für Migrant*innen)<br />via Re d'Italia 14 <br />Caltanissetta <br /><br /> <br /><br /><span style="font-size: x-small;">Aus dem Italienischen übersetzt von Laura Strack</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-14086602660524168182017-10-30T16:18:00.000+01:002017-11-29T16:22:07.252+01:00Immer mehr auf sich allein gestellt und isoliert <span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Gemeinden Castallana, Collesano, Geraci, Isnello, Palazzo Adriano, Ciminna, San Cipirrello, Villafrati, Marineo und Godrano sind nur einige Gemeinden in der Provinz von Palermo, in denen außerordentliche Aufnahmezentren eröffnet wurden. Diese liegen verstreut und versteckt zwischen den Hügeln der Madonie* . Bereits bestehende und neue Genossenschaften haben zwischen Wäldern und Höfen, die Ferien auf dem Bauernhof anbieten, ihre Tore geöffnet, weit entfernt von allen bewohnten Zentren. </span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="489" data-original-width="701" height="222" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgNzDWPiyPvBOCbRN_fhAPasmSAIXEgy7OI7_LLXmsbN04gnArY-mxIwukgFDWrXaGoNZfdONLi91GcOavbH9y-husRf_f2i3H8KU6SNg_RpvcGeTDM0WggUYH0s-g8D7acnsNdhzn0yGI/s320/hotel+a+5+stelle+ad+agrigento+stazione.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Tunesische Migrant*innen am Bahnhof von Agrigent. Sie sind gezwungen auf dem Boden zu schlafen</td></tr>
</tbody></table>
<br /><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br /><br />Die Präfektur von Palermo benötigt die neuen außerordentlichen Aufnahmezentren, um die Zentren für unbegleitete Minderjährige zu entlasten. Diese sind überfüllt mit Migrant*innen, die gerade ihre Volljährigkeit erreicht haben. Die jungen Migrant*innen waren ohne Rücksicht auf das Zampa-Gesetz* seit Monaten in Erstaufnahmezentren untergebracht, wo es unmöglich für sie war, ihren Integrationsprozess erst zu beginnen. Mit Erreichen der Volljährigkeit sind sie in die Berge übersiedelt worden. Das Paradoxe daran: die Erstaufnahmezentren haben sich zumindest in der Nähe eines Ortes befunden, wo die Migrant*innen Möglichkeit zum Austausch hatten. Nun leben sie weit entfernt von ihren einzigen Bezugspunkten, die sie mit viel Mühe aufgebaut haben. Der Unmut über die Umsiedlung sorgt für Proteste und Polemik, die jedes Mal zur Folge haben, dass Migrant*innen aus dem Aufnahmezentrum flüchten, ihren Aufnahmeplatz verlieren und in der Unsichtbarkeit landen. <br /><br />Für die Missstände bezahlen wie immer die Geflüchteten, die in der physischen und vor allem sozialen Abgeschiedenheit enden. Niemand will die Geflüchteten unter sich haben, und die Proteste breiten sich auf Städte, Dörfer und Viertel aus. Die letzte Protestaktion fand vor zwei Tagen statt. In Palermo gingen die Bewohner*innen des Stadtviertels Acquasanta auf die Straße, um gegen die Eröffnung eines außerordentlichen Aufnahmezentrums zu protestieren. Die Einrichtung, die von der Genossenschaft La Fenice geführt wird, soll über 80 Aufnahmeplätze bieten. Auf die Proteste folgen rassistische Kommentare, die immer schwerwiegender werden. Die Kommentare stammen oft von Personen, die „Schwarze“ als Pflegerin für die eigene Mutter oder als Gartenhilfe beschäftigen. Aber das tut hier nichts zur Sache, denn die einen „sind gute Menschen, die arbeiten wollen. Die anderen kommen, um ihre täglichen 40 Euro und sogar Wifi zu verlangen. Unser Viertel ist nicht sicher, solange die <i>Nivuri</i> (Schwarze, AdR) in den Straßen unterwegs sind. Unsere Kinder können nicht mehr im Freien spielen.“<br /><br />Diese Aussage einer Frau mittleren Alters ist das Ergebnis einer fremdenfeindlichen und instrumentalisierenden Politik, die Sündenböcke schafft. In der Folge werden die <i>Nivuri</i> selbst von der armen Bevölkerung nur dann akzeptiert, wenn sie auf ihrem Platz bleiben und keine besonderen Ansprüche stellen.<br /><br />Die isolierten Zentren erleben die selben Entwicklungen wie die Zentren in den Städten, da Mitarbeiter*innen mit einer angemessenen Berufsausbildung fehlen. Das Paradox dabei ist, dass die fehlenden Arbeitskräfte in den Zentren in den Madonie damit entschuldigt werden, dass niemand an diesem entlegenen Arbeitsplatz interessiert sei. Der Aufwand ist den Lohn nicht wert und so müssen die Genossenschaften mit wenig Personal auskommen, mit allen Konsequenzen, die dieser Zustand mit sich bringt. <br /><br />Die Institutionen sorgen sich nicht im Geringsten um das Wohlergehen der Bewohner*innen. Für sie geht es in erster Linie darum, ein Unternehmen zu führen - das die Würde des Menschen missachtet. 34 Personen nigerianischer und pakistanischer Herkunft wurden in der letzten Woche von der Präfektur Syrakus in das Aufnahmezentrum San Carlo nach Palermo gebracht. Die <i>Caritas</i> stellt die Räumlichkeit als Notfallunterkunft für einige Tage zu Verfügung. Zu ihrer Verwunderung haben die Freiwilligen der Caritas festgestellt, dass die Migrant*innen nicht von einer Anlandung, sondern von einem Zentrum in Rosolini kommen. Dort waren sie bereits seit einiger Zeit untergebracht, ohne das Asylverfahren begonnen zu haben. Die Präfektur von Syrakus hatte beabsichtigt, die 34 Personen in ein außerordentliches Aufnahmezentrum in Palermo zu verlegen, das dort eröffnet werden sollte. Allerdings stand die Präfektur von Syrakus nicht in Verbindung mit den Kolleg*innen von Palermo. <br /><br />Das Paradox: Nachdem die Präfektur von Syrakus den „willkürlichen“ Fehler bemerkt hatte, schickte sie die Mitarbeiter*innen des Zentrums von Rosolini nach Palermo, um die Migrant*innen zurückzuholen. Auch in diesem Fall ließen sich die Migrant*innen nur durch die hohe Polizeipräsenz (vor Ort waren mindestens sieben mobile Kommandos und mehrere leitende Ordnungskräfte) davon überzeugen in den Bus zu steigen, um in ihre Zelle zurückzukehren. Eine Zelle von der wir Italiener*innen glauben, es sei ein fünf Sterne Hotel. <br /><br />In Anbetracht dieses trostlosen Bildes dürfen wir nicht vergessen, dass die Verfahren zur Anerkennung von internationalem Schutz verwirrend sind, sowohl für erwachsene Migrant*innen als auch für unbegleitete Minderjährige, dazu kommt die schwerfällige Bürokratie. All das führt dazu, dass sich Geflüchtete immer öfter von den Zentren entfernen. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache, vor allem die Anzahl der Minderjährigen, die sich von den Zentren entfernen, verursacht Gänsehaut: 12.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete aus den Augen zu verlieren, ist eine rechtliche, soziale und politische Niederlage für einen Rechtsstaat. Aber im Grunde geht es um Minderjährige einer Kategorie, die nicht zu uns gehört. Die trostlosen Statistiken entsprechen der Schließung der Festung Europas. Ein Europa das nichts macht als Mauern zu errichten. <br /><br />Um ein Beispiel zu nennen, hat 2016 die Territorialkommission von Trapani von 2.307 überprüften Asylanfragen 1.259 abgelehnt. Lediglich 17 Personen wurde Asyl gewährt. 463 Personen hatten hingegen nicht die Geduld das Ende des bürokratischen Verfahrens abzuwarten. Sie haben sich von den Zentren entfernt, noch bevor sie die Antwort der Kommission erhalten haben.<br /><br />Immer öfter sind Migrant*innen auf sich allein gestellt, auch in unseren Städten und an unseren Bahnhöfen. Während die einen vor der Bürokratie, dem Missbrauch und der Einsamkeit in den außerordentlichen Aufnahmezentren flüchten, erhalten die Tunesier*innen im Polizeipräsidium weiterhin einen Ausweisungsbescheid. Sie schlafen auf der Straße und warten auf eine „Mitfahrgelegenheit“ zu einem noch unbekannten Reiseziel. Dabei riskieren sie in die Hände von Menschenhändler*innen zu gelangen oder Opfer von Ausbeutung zu werden. </span></div>
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<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="392" data-original-width="462" height="270" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgh-CoNihFwn-WpQQffIIxf9UxmU8TBLIVTrqipAymZ7oAMXDrIzFwI7JQGtuDFwZPQhPgi8rKVmP_k_ZtBzAx1CdNg-Ht6YsQYa5tG4rWLPLv3ATucGEnqGhHPBnPUsLPjM_LGre9iwWs/s320/altro+hotel+a+5+stelle+sempre+ad+agrigento.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abgewiesene Tunesier*innen am Bahnhof von Agrigent</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br />Immer häufiger werden diese Personen als lästig, gefährlich und benachteiligt bezeichnet und das von Gesetzen, die sie unsichtbar machen. Wer Kontakte hat wird gut und gerne auf den Feldern ausgebeutet, besonders zu dieser Jahreszeit herrscht eine hohe Nachfrage. <br /><br />Andere haben hingegen das Los der Rückführung ins Herkunftsland gezogen. Am 26. Oktober wurden 40 Tunesier*innen direkt vom Flughafen Lampedusa nach Tunesien zurückgeflogen. Das war der bisher letzte Fall einer direkten Abschiebung, einen rechtlichen Schutz für die Betroffenen gab es nicht. <br /><br />Diese Politik schafft zum einen Anreize für die politische Elite Tunesiens, die vorteilhaftere Abkommen lancieren kann, um die eigenen Bürger zu blockieren und wieder aufzunehmen. <a href="http://www.ansamed.info/ansamed/it/notizie/rubriche/politica/2017/10/23/migranti-ong-tunisina-denuncia-rimpatri-forzati-da-italia_752f26c7-3c8a-4829-b295-dee7047e13e7.html">Zum anderen weckt diese Politik in Tunesien eine Zivilgesellschaft, die erzwungene Rückführungen und die würdelosen sowie die Menschenrechte nicht respektierenden Aufnahmebedingungen gegenüber rechtswidrig eingereister Tunesier*innen anklagt. </a><br /><br />Einsamkeit ist tödlich, vergessen wir das nicht. <br /><br />Auch das ist ein Verbrechen, für das eine erbarmungslose Politik verantwortlich ist. <br /><br /><br /><br />Alberto Biondo <br /><br />Borderline Sicilia<br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;"><br />* Madonie: Bergmassiv in Nordsizilien <br /><br />* Zampa-Gesetz: Italienisches Gesetz vom März 2017. Zampa: Nachname jener Abgeordneten, die die Gesetzesmaßnahme als erstes unterzeichnet hat. <br /><br /><br /><br />Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner</span></span></div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-3398905374484749723.post-25272048553494898322017-10-26T11:49:00.000+02:002017-11-14T11:52:36.425+01:00Messina: multidisziplinäre Fortbildungsreihe für Mitarbeiter*innen der Aufnahmezentren für erwachsene Asylbewerbende<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die multidisziplinäre Fortbildungsreihe bietet ein komplettes Paket an und baut auf den spezifischen Kompetenzen der Partnerorganisationen des Programms <b>OPENEUROPE</b> auf. Dies dient dazu, die Kenntnisse der Mitarbeiter*innen des Aufnahmesektors für Asylbewerbende auf verschiedenen Gebieten zu erweitern und die Fähigkeit zu erhöhen, auf spezifische Bedürfnisse mit einer ganzheitlichen Herangehensweise einzugehen. Die drei Fortbildungstage werden die Themen der Kulturvermittlung (<b><i>Oxfam Italia</i></b>), des Rechts (<i><b>Borderline Sicilia</b></i>) und der Psychologie zur Früherkennung schwerer Traumata (<b><i>MEDU</i></b>) berühren.</span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span><div>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><a name='more'></a><br /></span><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" data-original-height="1032" data-original-width="1600" height="206" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWF0EloYcza2JBv6_-r9pJZwZpJo5fSRYzNONzADu-d22FNZfl_MRPTo5xyRSdyiJpmJS8QAyxcjEV6KKT_cuAfG16g-CXxmkwdH6-0hkUUJuAkx4EOkQJg-haY3PSKMO0YXZ9BR8nb-Y/s320/Programmi+Formazioni+Multidisciplinari-1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="320" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;">Die Fortbildungen finden im “Salone delle Bandiere” des Palazzo Zanca (Rathaus von Messina) statt – P.zza Unione Europea- 9:00 – 17:00 Uhr. <br /><br /><br /><br /><br /><div style="text-align: center;">
Freitag, 27. Oktober 2017</div>
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1. Fortbildungstag: </div>
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<b>„Das Migrationsphänomen und die Sprach- und Kulturmittlung“</b></div>
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<b><br /></b></div>
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<b><br /></b></div>
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<b>OXFAM ITALIA</b></div>
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<br /></div>
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<br /></div>
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Referent*innen: Dr. Giovanna Tizzi, Dr. Lorenzo Luatti, Dr. Adriana Zega</div>
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<span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif;"><br /></span></div>
<br />9:00 Registrierung der Teilnehmer*innen<br /><br />9:30 – 11:00 Das Migrationsphänomen zwischen Rhetorik und Praxis<br /><br />11:00 –11:15 Kaffeepause<br /><br />11:15 -13:00 Das italienische Aufnahmesystem: wer nimmt auf, wer schließt aus, wo und warum? Kritische Punkte und Stärken eines Governancesystems auf mehreren Ebenen<br /><br />13:00 - 14:00 Mittagspause<br /><br />14:00 - 15:45 „Die linguistisch-kulturelle Vermittlung und ihre Protagonist*innen“ Die interkulturelle Vermittlung in Italien: Einleitung und Überblick<br /><br />Vermittler*innen, Mitarbeiter*innen, Teilnehmer*innen: Rollen, Aufgaben, Achtsamkeit, Missverständnisse: „gute“ und „schlechte“ Praktiken<br /><br />Die Bewertung von Mediationseinsätzen<br /><br />15:45 – 16:00 Kaffepause<br /><br />16:00 - 17:00 Übungen: Präsentation einer emblematischen Situation/Ereignis und darauffolgende didaktische Zusammenfassung zur interkulturellen Vermittlung<br /><br />Gruppenarbeit: Kritikpunkte und Stärken in der Beziehung zur migrierten Person<br /><br /><br /><br /><br /><div style="text-align: center;">
Freitag, 17. November 2017</div>
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<br /></div>
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<br /></div>
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2. Fortbildungstag: </div>
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<br /></div>
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<br /></div>
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<b>„Das Recht auf Schutz: die italienischen Normen und rechtlichen Schutzinstrumente“</b></div>
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<br /></div>
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<b><br /></b></div>
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<b>BORDERLINE SICILIA ONLUS</b></div>
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Referent*innen: Rechtsanw. Germana Graceffo, Rechtsanw. Paola Ottaviano</div>
<br /><br /><br /><br />9:00 Registrierung der Teilnehmer*innen<br /> <br /> 9:30 – 11:00 „Verwaltungsprozeduren zur Anerkennung des internationalen und nationalen Schutzes” (1. Teil)<br /> <br /> 11:00 – 11:15 Kaffeepause <br /> <br /> 11:15 - 13:00 “Rechtsprozeduren zur Anerkennung des internationalen und nationalen Schutzes“ (2. Teil)<br /> <br /> 13:00 - 14:00 Mittagspause<br /> <br /> 14:00 - 15:45 „Weitere Formen zur Sicherung und zum Schutz verletzlicher Personen”<br /><br />15:45 – 16:00 Kaffeepause <br /> <br /> 16:00 - 17:00 Workshop zu Fällen aus der Praxis <br /> <br /> <br /><br /><div style="text-align: center;">
Freitag, 24. November 2017</div>
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<br /></div>
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<br /></div>
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3. Fortbildungstag:</div>
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<br /></div>
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<b>„Methodologie zur Früherkennung von Asylbewerbenden mit schweren Traumata“</b></div>
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<br /></div>
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<b><br /></b></div>
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<b>MEDICI PER I DIRITTI UMANI (MEDU)</b></div>
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<br /></div>
<div style="text-align: center;">
Referentin: Dott.ssa Flavia Calò</div>
<br /><br /><br />9:00 Registrierung der Teilnehmer*innen<br /> <br /> 9:30 – 11:00 Die extremen traumatischen Erfahrungen entlang der Migrationsrouten<br /> <br /> 11:00 – 11:15 Kaffeepause <br /> <br /> 11:15 - 13:00 Die psychopathologischen Konsequenzen schwerer traumatischer Erfahrungen<br /> <br /> 13:00 - 14:00 Mittagspause <br /> <br /> 14:00 - 15:45 Hilfsmittel zur Erkennung von besonderer Schutzbedürftigkeit<br /> <br /> 15:45 – 16:00 Kaffeepause <br /> <br /> 16:00 - 17:00 Treffen (Hilfsmittel für das Gespräch mit besonders Schutzbedürftigen)<br /><br /><br /><br /><br /><br /><span style="font-size: x-small;">Übersetzung aus dem Italienischen von Moira-Lou Kröll</span></span></div>
</div>
Borderline Siciliahttp://www.blogger.com/profile/11019777134959382228noreply@blogger.com