ilsettemezzomagazine.it - Sie gingen in der Nacht wie sie in der Nacht gekommen waren. Um 21.45 Uhr des 1. August hat das Aufnahmezentrum für unbegleitete Minderjährige Villa Montevago in Caltagirone seine Tore geschlossen. Das Gebäude wurde geräumt und die minderjährigen Gäste wurden in die Zentren der Genossenschaft „La Forza della Vita“ („Lebenskraft“) in Ispica und Portopalo gebracht. Doch während am 3. Mai die fünf Reisebusse mit den 245 Minderjährigen von der Polizei begleitet worden waren, wurden am 1. August die zwei Reisebusse sowie ein wesentlich kleinerer Bus in keiner Weise begleitet.
In diesen vier Monaten hat sich die Anzahl der Minderjährigen um rund Einhundert reduziert. Diejenigen, die Kontakt zu Freunden oder Verwandten hatten, sind gegangen, ohne die langsamen Abläufe der italienischen Bürokratie abzuwarten. Unter den ersten, die weg gegangen waren, waren vier Mädchen, eine von ihnen schwanger. Sie waren gleich in den ersten Tagen nach der Ankunft in Caltagirone aufgebrochen. Es blieb, wer niemanden hatte, an den er sich wenden konnte, und wartete auf die nie ankommenden Papiere. Mehrmals wurden die Jugendlichen aufgefordert, an einen anderen Ort verbracht zu werden. Doch die Gründe für einen Umzug scheinen weniger in den jüngsten Protesten zu liegen, als vielmehr auf eine interne Entscheidung der Genossenschaft zurückgeführt werden zu können. Einige Mitglieder waren aus der "Forza della Vita" ausgetreten und hatten eine neue Genossenschaft mit dem Namen „La Vita è adesso“ („Das Leben ist jetzt") gegründet, die die Einrichtung in Caltagirone unterhält, aber nicht die Betreuung Minderjähriger. Es ist bemerkenswert, dass wir uns weiterhin vom Titel eines Schlagers inspirieren lassen. [„La forza della vita“ war ein Hit des italienischen Sängers Paolo Vallesi.] Deshalb hat „La Forza della Vita“ die Minderjährigen ins Zentrum Ispica gebracht, einer Einrichtung mit etwa 98 Übernachtungsplätzen. Sie war vor rund zehn Tagen an der Straße Cozzo Catalano eröffnet worden, an der Landstraße zwischen Ispica und Marina di Marza, sowie in die Einrichtung in Portopalo, mit einer Kapazität von etwa 63 Übernachtungsplätzen, in einem Bed-and-Breakfast-Hotel.
Der Umzug wurde den Jugendlichen um 14.30 Uhr nachmittags mitgeteilt. In wenigen Stunden mussten sie alle persönliche Habe zusammensuchen, den Rucksack packen, ein Geschenk von „Save the Children“. Inzwischen wurde die Abfahrt für 17.30 angekündigt. Der geänderte Bestimmungsort wurde nicht sofort mitgeteilt. Das verursachte Unruhe und Angst, aber auch die Hoffnung, dass ihr Antrag, an einen Ort außerhalb Siziliens zu kommen, nach Mailand oder Rom, wo es einfacher ist, nach Europa auszuwandern, erhört wurde. Nach einigen Stunden des Wartens wurde schließlich bekannt gegeben, dass die neuen Bestimmungsorte Ispica, Portopallo oder Modica sein würden. Als die Jugendlichen erfuhren, dass sie in Sizilien bleiben mussten, machte sich Unzufriedenheit breit und sorgte für eine angespannte Stimmung. Einer von ihnen sagte uns: „Portopalo is no good, is worse than Montevago.“ Portopalo nicht gut, es ist schlimmer als Montevago. Wahrscheinlich stammten die Informationen von Freunden. Tatsächlich hatte am 10. Juni in Portopalo ein Protest von Migranten die heftige Reaktion eines Teils der Einwohner hervorgerufen, mit Steinwürfen und Eingreifen von Ordnungskräften. Die Bilder der Ausschreitungen wurden im Web verbreitet. Nicht verwunderlich also, dass unter den Jugendlichen Sorge aufkam, in einer feindlich gesinnten Umgebung zu landen.
Schnell hatten die Jugendlichen in den Monaten des Aufenthalts in Caltagirone Freunde gefunden. Viele von ihnen hatten Freiwilligendienst im Zentrum übernommen und feste Freundschaften geschlossen. Die Nachricht überraschte Alle. Für Montag, den 4., war ein Schokoladenfest vorbereitet worden. Die Umarmungen zum Abschied wollen nicht enden, die Tränen fließen über ihre Gesichter. Am unglücklichsten mit dem Umzug sind die Jugendlichen, die den nahe gelegenen Fußballplatz besuchen. In diesen Monaten hatten sie erfolgreich an verschiedenen Turnieren teilgenommen, und jemand hat sich sogar ausgezeichnet. In Kürze war sogar eine Ausstellung im Programm mit dem Frühlings-Fußball von Catania geplant. Der Umzug vernichtet auf einmal ihre Träume einer Befreiung. Nur mit dem Versprechen einer möglichen Rückkehr nach Caltagirone können sie überzeugt werden, aufzubrechen.
Mary Finocchiaro und Graziella Pisana von „Forza della Vita“, kommen in Caltagirone dazu, um die Maßnahmen zu koordinieren, versuchen, in Bezug auf die neuen Bestimmungsorte zu beruhigen. "Kommt uns zu besuchen, sobald ihr wollt", sagt Graziella Pisana, die verantwortlich ist für das Zentrum für unbegleitete Minderjährige der „Forza della Vita“ in Modica.
Nach entnervendem Warten treffen die Reisebusse schließlich um 21.15 Uhr ein. Erneut gibt es Adieus, Tränen und Umarmungen. Um 21.45 Uhr setzen sich die Busse in Bewegung und lassen Villa Montevago zurück. Wie wird die Zukunft der Einrichtung aussehen? In einem kürzlichen Interview stellte Nicola Alberghina, der für Calatino Verantwortliche des Zentrums, uns die Möglichkeit in Aussicht, die Einrichtung nicht mehr für Jugendliche, sondern für Kinder zu nutzen.
Aus dem Italienischen von Johannes Majoros-Danowski