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Samstag, 24. Mai 2014

Die Situation der Migranten in Castellammare del Golfo

Die Einrichtung zur Aufnahme von Migranten, Sicilia Uno, ist ein Mehrzweck-Zentrum rund 4 km vom Dorf entfernt. Es handelt sich um ein großes 3-stöckiges Gebäude mit einem nach zwei Seiten offenen Platz, umgeben von einem weiten Areal mit Bauschutt bedeckten Brachlandes. Er war einer von vielen Betrieben des ländlichen Tourismus, die durch die Umwandlung in ein Aufnahmezentrum für Migranten wieder zum Leben erweckt wurden.
Es handelt sich tatsächlich um zwei Einrichtungen, unterhalten von zwei verschiedenen Trägern, ein S.P.R.A.R.*, gegründet im Oktober 2013, und ein C.A.S.**, das vor wenigen Wochen in Folge der Schiffslandung in Trapani am 7. Mai eingerichtet wurde.
Die beiden Einrichtungen teilen sich die Räumlichkeiten: Eine Etage ist vom SPRAR belegt und beherbergt 25 Ausländer; eine Etage ist für das CAS bestimmt und beherbergt zur Zeit 52 Ausländer. Ursprünglich beherbergte es 90, mehrheitlich syrische Familien, die im Verlauf weniger Tage untertauchten. Die gemeinsamen Räumlichkeiten sind der große Speisesaal im Erdgeschoss und der offene Platz außerhalb. Das Zusammenleben ist schwierig.
Das SPRAR ist der Kooperative „Solidalia" anvertraut, die über Kulturvermittler verfügt, die nicht im Gebäude wohnen.
Die nächtliche Betreuung ist unter Absprache mit dem Eigentümer des Gebäudes durch einen seiner Mitarbeiter garantiert, der die Nacht vor Ort verbringt. Der Eigentümer ist außerdem verpflichtet, die Mahlzeiten zu liefern. Die 25 Gäste der SPRAR sind aufgeteilt auf fünf Räume und zum Zeitpunkt der 90 Neuankömmlinge wurden sie aufgefordert, sich mit vier Räumen zu begnügen – auch unter Einsatz von Polizei und Carabinieri. Entnervt durch das lange Warten auf die Anhörung bei der Kommission von Trapani, akzeptierten sie das nicht. Die Wartezeit auf die Anhörung dürfte sich für die meisten von ihnen – ledige Männer aus Nigeria, Gambia, Elfenbeinküste, Mali (vier von ihnen soeben von einem Zentrum für Minderjährige in Priolo überstellt, noch nicht volljährig geworden) – bis März 2015 hinziehen! Seitdem hat nur einer von ihnen - und nicht von den Ersten, die in Italien angekommen sind – die Anhörung bestanden und wartet auf das Ergebnis. Die Möglichkeit, wie vom Kommissionsvorsitzenden in Aussicht gestellt, einen früheren Termin zu erhalten, ist zur Zeit verflogen. Die der Perspektivlosigkeit geschuldete Unzufriedenheit ist somit weit verbreitet. Die Gäste verüben darüber hinaus keinerlei Aktivität. Für sie ist lediglich ein Italienisch-Sprachkurs am Ort vorgesehen. Ohne ein wirkliches Ziel bewegen sie sich wegen fehlender Transportmittel zu Fuß in die Stadt, abgesehen von Notfällen (wenn von den Betreibern oder von einem Notarzt begleitet werden).
Das SPRAR ist Teil dieses Provisoriums, in Erwartung eines neuen Ortes: Man wartet auf die Zuweisung einiger Örtlichkeiten im Zuge der Renovierung in Castellammare. Niemand weiß wann.

Das CAS ist der Genossenschaft „Serenità“ anvertraut, die – nach Angaben der Betreiber – noch keinerlei Vereinbarung mit der Präfektur unterzeichnet hat, und somit werden die Dienste seit Wochen kostenlos erbracht. Das CAS beherbergt 52 Personen afrikanischer Herkunft, noch ohne Erklärung C3 – also noch ohne Identitätsfeststellung. Die letzten 30 sind im CAS angekommen, nachdem sie 4 oder 5 verschiedene Unterkünfte gewechselt hatten: Seit Anfang März verbrachten sie 5 Tage in Augusta auf einem Basketballplatz, zwei Monate in Portobalo in einer Bed&Breakfast-Unterkunft, 2 Tage in Siracusa in einem Notlager und 12 Tage in Noto an einem nicht näher angegebenen Ort.
Unter ihnen sind mehrere Paare, acht schwangere Frauen und eine Familie mit einem Kind von 18 Monaten. Zum großen Teil wurden die Gäste medizinisch nicht untersucht, außer in einigen Fällen, in denen die Erste Hilfe gerufen wurde. Die Gäste verfügen auch nicht über die Krankenversicherungskarte STP***, mit Ausnahme des Mädchens und der schwangeren Frauen; unter ihnen ist eine Frau im 7. Monat, deren nächste medizinische Untersuchung im kommenden Juli stattfinden soll!! In den Zimmern mit Etagenbetten sind bis zu 14 Personen untergebracht, darunter mehrere Paare. Die Reinigung der Zimmer liegt in der Verant-wortung der Gäste, die sich beklagen über fehlende Putzmittel, Mittel zur Körperpflege, Wechselwäsche sowie besonderes Essen für das Mädchen und ausgewogenes für die schwangeren Frauen. Es gibt englischsprachige Mediatoren, doch keine französischsprachigen für Personen aus Mali. Diese fordern außerdem, mit ihren Familien kommunizieren zu können, denn sie haben keine Möglichkeit, sich ohne Identitätsfeststellung eine Telefonkarte zu kaufen.

Das Zusammenleben der zwei Teile in unterschiedlicher Trägerschaft ist manchmal schwierig, vor allem wegen der unterschiedlichen Bedingungen, und ist oft auf den guten Willen der Mediatoren angewiesen.

Fausta Ferruzza, Cobas Migranti

Aus dem Italienischen von Johannes Majoros Danowski

* Unterkunft für Asylsuchende und Flüchtlinge
** Außerordentliches Aufnahmezentrum

*** Vorübergehend anwesender Ausländer