Die
Einrichtung zur Aufnahme von Migranten, Sicilia Uno, ist ein Mehrzweck-Zentrum
rund 4 km vom Dorf entfernt. Es handelt sich um ein großes 3-stöckiges Gebäude
mit einem nach zwei Seiten offenen Platz, umgeben von einem weiten Areal mit
Bauschutt bedeckten Brachlandes. Er war einer von vielen Betrieben des
ländlichen Tourismus, die durch die Umwandlung in ein Aufnahmezentrum für
Migranten wieder zum Leben erweckt wurden.
Die
beiden Einrichtungen teilen sich die Räumlichkeiten: Eine Etage ist vom SPRAR
belegt und beherbergt 25 Ausländer; eine Etage ist für das CAS bestimmt und
beherbergt zur Zeit 52 Ausländer. Ursprünglich beherbergte es 90, mehrheitlich
syrische Familien, die im Verlauf weniger Tage untertauchten. Die gemeinsamen
Räumlichkeiten sind der große Speisesaal im Erdgeschoss und der offene Platz
außerhalb. Das Zusammenleben ist schwierig.
Das
SPRAR ist der Kooperative „Solidalia" anvertraut, die über
Kulturvermittler verfügt, die nicht im Gebäude wohnen.
Die
nächtliche Betreuung ist unter Absprache mit dem Eigentümer des Gebäudes durch
einen seiner Mitarbeiter garantiert, der die Nacht vor Ort verbringt. Der
Eigentümer ist außerdem verpflichtet, die Mahlzeiten zu liefern. Die 25 Gäste
der SPRAR sind aufgeteilt auf fünf Räume und zum Zeitpunkt der 90
Neuankömmlinge wurden sie aufgefordert, sich mit vier Räumen zu begnügen – auch
unter Einsatz von Polizei und Carabinieri. Entnervt durch das lange Warten auf
die Anhörung bei der Kommission von Trapani, akzeptierten sie das nicht. Die
Wartezeit auf die Anhörung dürfte sich für die meisten von ihnen – ledige
Männer aus Nigeria, Gambia, Elfenbeinküste, Mali (vier von ihnen soeben von
einem Zentrum für Minderjährige in Priolo überstellt, noch nicht volljährig
geworden) – bis März 2015 hinziehen! Seitdem hat nur einer von ihnen - und
nicht von den Ersten, die in Italien angekommen sind – die Anhörung bestanden
und wartet auf das Ergebnis. Die Möglichkeit, wie vom Kommissionsvorsitzenden
in Aussicht gestellt, einen früheren Termin zu erhalten, ist zur Zeit
verflogen. Die der Perspektivlosigkeit geschuldete Unzufriedenheit ist somit
weit verbreitet. Die Gäste verüben darüber hinaus keinerlei Aktivität. Für sie
ist lediglich ein Italienisch-Sprachkurs am Ort vorgesehen. Ohne ein wirkliches
Ziel bewegen sie sich wegen fehlender Transportmittel zu Fuß in die Stadt,
abgesehen von Notfällen (wenn von den Betreibern oder von einem Notarzt
begleitet werden).
Das
SPRAR ist Teil dieses Provisoriums, in Erwartung eines neuen Ortes: Man wartet
auf die Zuweisung einiger Örtlichkeiten im Zuge der Renovierung in
Castellammare. Niemand weiß wann.
Das
CAS ist der Genossenschaft „Serenità“ anvertraut, die – nach Angaben der
Betreiber – noch keinerlei Vereinbarung mit der Präfektur unterzeichnet hat,
und somit werden die Dienste seit Wochen kostenlos erbracht. Das CAS beherbergt
52 Personen afrikanischer Herkunft, noch ohne Erklärung C3 – also noch ohne
Identitätsfeststellung. Die letzten 30 sind im CAS angekommen, nachdem sie 4
oder 5 verschiedene Unterkünfte gewechselt hatten: Seit Anfang März verbrachten
sie 5 Tage in Augusta auf einem Basketballplatz, zwei Monate in Portobalo in
einer Bed&Breakfast-Unterkunft, 2 Tage in Siracusa in einem Notlager und 12
Tage in Noto an einem nicht näher angegebenen Ort.
Unter
ihnen sind mehrere Paare, acht schwangere Frauen und eine Familie mit einem
Kind von 18 Monaten. Zum großen Teil wurden die Gäste medizinisch nicht
untersucht, außer in einigen Fällen, in denen die Erste Hilfe gerufen wurde.
Die Gäste verfügen auch nicht über die Krankenversicherungskarte STP***, mit
Ausnahme des Mädchens und der schwangeren Frauen; unter ihnen ist eine Frau im
7. Monat, deren nächste medizinische Untersuchung im kommenden Juli stattfinden
soll!! In den Zimmern mit Etagenbetten sind bis zu 14 Personen untergebracht,
darunter mehrere Paare. Die Reinigung der Zimmer liegt in der Verant-wortung der
Gäste, die sich beklagen über fehlende Putzmittel, Mittel zur Körperpflege,
Wechselwäsche sowie besonderes Essen für das Mädchen und ausgewogenes für die
schwangeren Frauen. Es gibt englischsprachige Mediatoren, doch keine
französischsprachigen für Personen aus Mali. Diese fordern außerdem, mit ihren
Familien kommunizieren zu können, denn sie haben keine Möglichkeit, sich ohne
Identitätsfeststellung eine Telefonkarte zu kaufen.
Das
Zusammenleben der zwei Teile in unterschiedlicher Trägerschaft ist manchmal
schwierig, vor allem wegen der unterschiedlichen Bedingungen, und ist oft auf
den guten Willen der Mediatoren angewiesen.
Fausta
Ferruzza, Cobas Migranti
Aus dem Italienischen von Johannes Majoros Danowski
* Unterkunft für Asylsuchende und Flüchtlinge
** Außerordentliches Aufnahmezentrum
*** Vorübergehend anwesender Ausländer