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Mittwoch, 28. Mai 2014

Beerdigung der 17 ertrunkenen Migranten: Auch eine Beerdigung der Menschenwürde

Heute morgen wurden in Catania die 17 festgestellten Opfer (12 Frauen, 3 Männer und 3 Mädchen) beigesetzt, die am 12. Mai ertrunken sind. Die Gemeinde Catania hat sich nach 2 Wochen und einigem Zögern dafür entschieden, die Leichname auf dem Friedhof der Gemeinde zu beerdigen. Die 17 Särge waren alle Identitätslos, auch wenn 3 Personen zuvor identifiziert worden waren. Wir können die Notwendigkeit nicht nachvollziehen, innerhalb von weniger als 24 Stunden die Mehrheit der Überlebenden von Sardinien in die Toskana zu versetzen. Dadurch wurde nicht nur der Identifizierungsprozess vereitelt, sondern auch die Feststellung der Verantwortlichkeiten für den Schiffsbruch.

Die Übermittlungen bezüglich des Zeitraums in dem das Flüchtlingsboot gesunken ist, dem Eintreffen der Hilfskräfte und der Anzahl der Opfer sind äußerst widersprüchlich. Seit Monaten hat die Operation Mare Nostrum das Patrouillieren in der Nähe der libyschen Gewässer eingeschränkt (was für Beziehungen unterhält die italienische Regierung mit den libyschen Institutionen nebst der Ausbildung von Soldaten, nachdem sie mit der von Trapani-Birgi und von Sigonella abgehenden Bombardierung dazu beigetragen hat, „Demokratie“ zu exportieren?)

Der Bürgermeister Enzo Bianco hat seine rhetorischen Künste bewiesen, indem er von „begrabenem Gewissen“ und von einer „Wiedergabe der Würde“ gesprochen hat, aber mit welcher Würde sprechen die institutionellen Vertreter auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, wenn seit dem Blutbad am 3. Oktober auf Lampedusa nichts veranlasst wurde, um diese schändlichen und freiheitsfeindlichen Gesetze zu ändern, die bereits so viele Tragödien und unschuldige Opfer verursacht und indes die Mittelmeer Mafia bereichert haben.

Die Regierungspolitik und die europäische Politik sind die Hauptverantwortlichen: wäre ein einjähriger humanitärer Schutz für all die Personen gewährleistet worden, die aus Kriegsgebieten flüchten (wie es für die Iraker und Afghanen eingerichtet wurde), dann hätten Tausende von Asylbewerber/innen sich innerhalb von wenigen Wochen mit ihren in anderen europäischen Ländern ansässigen Familienmitgliedern wiedervereinigen können. Aufgrund des stumpfsinnigen Dubliner Übereinkommens müssen Asylbewerber/innen, sobald in Italien die Antragsstellung begonnen hat, über ein Jahr darauf warten, dass ihr Antrag bearbeitet wird und zu tausende werden sie auf unbestimmte Zeit im riesigen CARA von Mineo geparkt.

Im vergangenen Jahr haben nach dem Schiffsbruch vom 10. August und dem Tod von 6 Migranten in der Plaia di Catania mehrere antirassistische Organisationen eine nationale Kampagne für ein europäisches Asylrecht gestartet, damit die Antragsstellung im Ankunftsland beginnen und im ausgewählten Land abgeschlossen werden kann; wenn ein europäisches Asylrecht und humanitäre Korridore anerkannt worden wären, hätten viele Tragödien (wie der Schiffsbruch vom 12. Mai) verhindert werden können.

Richten wir einen Aufruf an die zivile Gesellschaft und an die Medien für die Unterzeichnung des Appells für ein europäisches Asylrecht http://www.meltingpot.org/Appell-zur-Offnung-eines-humanitaren-Korridors-fur-ein.html#.U5LmACilvIU
und für die Unterstützung der Initiativen, welche von den antirassistischen sizilianischen Organisationen, die auch die Charta von Lampedusa ins Leben gerufen haben, gestartet werden: http://www.lacartadilampedusa.org/german/index_de.html

Nie mehr Schiffsbrüche – Europäisches Asylrecht um nicht sterben zu müssen!

Rete Antirazzista Catanese

Aus dem Italienischen von Linde Nadiani