Nachdem Tausende Migranten, die in den letzten Stunden Sizilien erreichten, auf die Schiffe der Operation Mare Nostrum umgebootet worden waren und dann im Hafen Augusta anlegten, wurden sie willkürlich in über ganz Sizilien verstreute Einrichtungen aufgeteilt – besser gesagt geparkt. 580 von ihnen haben das miese Los, in der Lagerhalle von Italkali ein Steinsalz-Unternehmen) direkt im Hafengelände von Porto Empedocle unterzukommen, gezogen. Das Grißzelt, das eigentlich als Transitunterkunft dienen sollte, ist noch immer nicht benutzbar.
Nach einer Reise, bei der sie dem Tode ins Auge gesehen haben, wurden diese unglücklichen Personen in eine Lagerhalle abgeladen, welche normalerweise zur Einlagerung und Verarbeitung von Salz genutzt wird. Ein solcher Ort hat sicherlich nichts mit einer vernünftigen Unterkunft gemeinsam.
Die Behörden beschlagnahmten die private Struktur und stellten die industrielle Produktion für ganze zwei Tage ein. Dies ist der hundertste Beweis für jegliches Fehlen von Planung und Vorausschau im System, welches zuständig ist für das Management der Einwanderer, die Sizilien auf dem Seeweg erreichen. Auch der Zivilschutz wurde in diesem Fall erst im letzten Moment allarmiert, um die „Gäste“ im Italkali logistisch zu unterstützen. Seit heute stehen somit auch produzierende Fabriken auf der Liste der italienischen Nicht-Aufnahme, zusammen mit Turnhallen, Sportpalästen, Schulen, Hotels und so weiter. Aus diesem Grund verwundert es uns ganz und gar nicht, dass einige Migranten nach wenigen Stunden bereits verschwunden sein sollen. Tatsächlich haben 320 Personen das allgemeinen Durcheinander genutzt, um ihre Reise fortzusetzen. In Gruppen zu ungefähr zehn Personen gingen sie von Porto Empedocle nach Agrigento, um von dort mit Glück in einen der Hauptorte Siziliens zu gelangen und von dort aus weiter ins restliche Italien.
Wer entschieden hat, in der „salzigen“ Struktur der Italkali zu bleiben – wahrscheinlich aus Mangel an Kräften oder Hoffnung – musste auf die später Einsicht der Behörden warten, die es irgendwann doch für besser hielten, die Anwesenden in eine Turnhalle der Gemeinde Racalmuto, auch in der Provinz Agrigento, zu übersiedeln.
Unterdessen sucht die Präfektur von Agrigento verzweifelt zusätzliche Schlafplätze zur Unterbringung jener Migranten, welche auch weiterhin auf Marinebooten in Sizilien ankommen. Die Präfektur ist bereit, weitere Abkommen zur Öffnung außerordentlicher AufnahmeZentren mit Gesellschaften, Genossenschaften oder auch privaten Unternehmen zu unterzeichnen, welche zur Verfügung stehende Räumlichkeiten besitzen und bereit sind, mit der Einwanderung Geschäfte zu machen.
Alberto Biondo
Borderline Sicilia Onlus
Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner