Sonntag, den 23. März haben wir uns
nach Pozzallo begeben, um die Lage des im Hafen gelegenen CPSA und
den Küstenstrich im Allgemeinen zu überprüfen; diese Gegend ist in
der vergangenen Woche von gut 1000 Migranten durchquert worden, die
auf dem Meer überlebt haben, was sie aber nicht vor der Gefahr
rettet, in einem System chaotischer und rigoros improvisierter
Aufnahme „Schiffbruch zu erleiden“.
Im Unterschied zu vielem, was in der
jüngsten Vergangenheit geschehen ist, sind einige der in Augusta
angelandeten Migranten mittels einer Luftbrücke vom Flughafen von
Comiso aus in andere Regionen Italiens verlegt worden; viele andere
aber sind auf Notlager Siziliens verteilt worden. Was die Provinz
Ragusa angeht, so ist das letzte Notstands-Lager in der vergangenen
Woche in dem Betrieb „Don Pietro“ an den Start gegangen, einem
alten in Comiso gelegenen Gutshof. In den vergangenen Tagen haben
sich ca. 300 Migranten selbständig von der Einrichtung entfernt; und
gestern haben wir erfahren, dass das Lager mit der Verlegung der
letzten circa 100 Personen in das CPSA von Pozzallo, das schon 120
Personen beherbergt, geschlossen worden sei.
Obwohl wir uns gegenüber dem
Eingangstor befanden, haben wir nicht einen Migranten auf dem Platz
vor dem Lager gesehen, wie wir auch auf der Strandpromenade niemandem
begegnet sind, wo sich für gewöhnlich die Migranten treffen, die im
Lager beherbergt werden. Bezüglich dieser seltsamen Stille haben wir
etwas von einem Jugendlichen erfahren, den wir zufällig im Ort
getroffen haben; er hat uns erzählt, dass er aus dem CPSA geflohen
sei, und dass es nicht erlaubt sei, das Zentrum zu verlassen. Es
scheint die Befürchtung zu bestehen, dass sich einige der Migranten,
die sich gegen die Prozedur der Identifikation gewehrt haben, vom
Lager entfernen könnten. Sollte dies der Grund sein dann sähen wir
uns ganz offensichtlich der x-ten Form willkürlicher Inhaftnahme
gegenüber.
Elio Tozzi
Borderline Sicilia
Aus dem italienischen von Rainer Grüber